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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel
Autoren: Michael Marshall
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Schlafzimmern befinden, ganz oben auf der Preisliste der Ferienanlage. In anderen Gebäuden, die sich locker um den Komplex gruppieren, befindet sich ein Spielzimmer sowie ein Bereich, in dem Eltern ihre folgsameren Kinder für je zwei Stunden in halb professionelle Hände abgeben können, um währenddessen in Ruhe und Frieden die Sonne anzubeten. Dann wäre da noch der Reparaturdienst, die Domäne von Hausmeister Big Walter, doch weder mit derlei Kram noch mit ihm persönlich hatte ich bisher viel zu tun. Der Mann hat ein Händchen für Reparaturen und ist ein netter Kerl, hat aber einen massigen Körper und kommt leicht ins Schwitzen.
    Mir fiel die Aufgabe zu, Wohnungen zu verkaufen, von denen sich die Eigentümer trennen wollten, und zwar so schnell wie möglich. In vielerlei Hinsicht war das ein angenehmes Geschäft – ein Monopol direkt vor der Nase –, weshalb ich mir diese Filiale ausgesucht hatte statt die des Festlandbüros in Sarasota. Nur wurde es leider jedes Jahr schwerer, die Apartments an den Mann zu bringen. Tony und Marie Thompson führten The Breakers mit eiserner Faust, hielten den Geldhahn zu und legten einen Verwaltungsstil an den Tag, der sein Alter, genau wie die Gebäude, nicht mehr verbergen konnte. Mit Ausnahme von drei Wohnungen gab es nur Gesellschaftereigentum, was durchaus der üblichen Praxis entspricht. Damit war es den Eigentümern untersagt, ihre Immobilie selbst zu renovieren, was die beiden damit begründeten, dass Stammgäste ansonsten ihre Vorlieben entwickeln und freie Wohnungswahl fordern würden, statt sie das Management nach der maximalen Rendite vergeben zu lassen. Nichts an diesem System an sich ist falsch, abgesehen davon, dass man sich seit einigen Jahren nicht mehr um die Gebäude gekümmert hatte, was sich langsam innen wie außen zeigte. Alles funktionierte – mit Ausnahme der einen oder anderen dröhnenden Klimaanlage oder einer Toilette, die allzu oft verstopft war –, aber es sah einfach nicht mehr nach dem aus, was Karren noch immer als »absolut super und perfekt« bezeichnete.
    Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Wohnungen beim Wiederverkauf nicht die Preise erzielten, die ihre Lage auf dem Key eigentlich garantierte; ergo verdiente ich weder die Provision, die mir bei dem Aufwand an Zeit und Mühe eigentlich zustand, noch hatte ich die Chance, mir in der Gemeinde den Ruf zu erwerben, den ich brauchte, um meinen Fünf-Jahres-Plan zu erfüllen – der zu meinem großen Frust inzwischen zum Sechs-Jahres-Plan geworden war –, und der darin bestand, Shore Realty den Rücken zu kehren und meinen eigenen Laden aufzumachen. Am liebsten in einem Büro unten auf dem St. Armands Circle, wozu ich schon seit geraumer Zeit mit Objekten geliebäugelt hatte. Und einzig aus
diesem
Grund hatte ich das, was jetzt kam, auf mich genommen: mich mit Tony Thompson zu treffen, um ihn, wenn möglich, davon zu überzeugen, dass er ein bisschen Geld herausrücken und die Anlage auf Vordermann bringen musste.
    Ich ging zu meinem Wagen, öffnete den Kofferraum und holte eine Einkaufstüte heraus. Dann rollte ich zur Lockerung die Schultern, murmelte ein paar Motivationssätze und schritt in Richtung Rezeption.
     
    »Das hier ist eine echte Entdeckung, Bill.«
    Ich stand mit einem Glas Eistee da und blickte durch das Panoramafenster Richtung Meer, während Tony Thompson die Flasche Wein wohlgefällig betrachtete.
    »Hab vor ’ner Weile gehört, wie Sie den mal erwähnten«, sagte ich. »Ich hab zufällig ’ne Quelle aufgetrieben und zugeschlagen.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
    »Ist einfach nur irgendwie hängengeblieben.«
    Er sah mich ungläubig an. »War bestimmt nicht leicht, da dranzukommen.«
    »Nicht hier vor Ort«, räumte ich ein, während ich zusah, wie die Wellen an den Betonpier schlugen, der mitten im Strandabschnitt von The Breakers ins Meer hinausragte und an dessen Spitze oft malerisch ein einsamer Reiher stand, als hätte ihn das Management angeheuert. Etwa ein Drittel des Domizils der Thompsons nahm ein Wohnzimmer mit doppelter Geschosshöhe ein. Durch die riesigen Fenster hatte man über mehrere Meilen in sämtliche Richtungen einen spektakulären Ausblick auf einen der unberührtesten Küstenstreifen weit und breit. Als man in den frühen Achtzigern damit anfing, Longboat Key als großangelegtes Projekt aus dem Boden zu stampfen, hatten sich schon genügend Leute den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben, was eine gewisse Zurückhaltung nach
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