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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision
Autoren: Daniel Suarez
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Leute!»
    McKinney schnallte sich bereits an, als Odin auf den Sitz auf der anderen Seite des Mittelgangs glitt. Er schloss schleunigst seinen Gurt und rief: «Los!»
    Foxy hieb auf einen Auslöseknopf, und sie fielen ein, zwei Sekunden, ehe sie ganz ins Wasser eintauchten, wobei der Aufprall McKinney die Luft aus den Lungen presste. Das Rettungsboot rollte und tanzte wie ein Korken und flutschte schließlich nach oben: Der Lärm der Drohnen war wieder da und dazu ein noch tieferes Geräusch.
    Dann hörte sie ein Wasserstrahltriebwerk losheulen und sah Foxy den Gashebel nach vorn drücken. «Ich glaube nicht, dass wir ihnen davonfahren können.»
    Odin öffnete seinen Gurt. «Ich schon. Sie sind anderweitig beschäftigt.»
    McKinney schnallte sich ebenfalls los und trat zu ihm an das kleine Bullauge über der Heckluke. Sie hielt den Atem an, als sie das von Drohnen umschwärmte riesige Containerschiff hinter ihnen vorbeiziehen sah – eine Wand aus blauem Stahl von der Größe eines Einkaufszentrums.
    Sie verrenkte den Hals, um in die Fahrtrichtung des Schiffs schauen zu können, wo im Brodeln anbrandender Wellen Felsen zehn Meter aus dem Meer ragten.
    Und dann wurde der Bug des Schiffs eingedrückt und aufgerissen, als es mit voller Kraft auf die zerklüfteten Felsen donnerte. Das Wasser bebte vom Bersten des Metalls, aber die Wucht von zweihunderttausend Tonnen Schiff und Fracht, die sich mit zwanzig Seemeilen pro Stunde bewegten, ließ das Schiff einfach weiterpflügen. Der Vordersteven verwarf sich, und Tausende Zwölf-Meter-Container ergossen sich ins Meer und über das Riff.
    Die Drohnenwolke zerstob, aber viele der Fluggeräte wurden unter herabstürzenden Containern begraben. Das Schiff war bereits bis zum mittigen Brückenhaus auf Grund gelaufen, als es auseinanderzubrechen begann und Flammen emporschlugen. Es dauerte noch fast eine Minute, bis die Ebba Mærsk endgültig zum Stillstand kam.
    Währenddessen preschte Foxy mit voller Kraft vom Ort der Havarie weg, sodass sie einen immer weiteren Blickwinkel auf das Geschehen hatten.
    Das Heck des Schiffs senkte sich im Flachwasser auf Grund, der Bug blieb unter einer Lawine verschiedenfarbiger Frachtcontainer verschüttet, die von Tausenden völlig desorientierter Drohnen wimmelte – jetzt auch welchen, die brennend umherflogen. Schwarzer Rauch stieg in dicken Schwaden in den Himmel und markierte die Stelle.
    McKinney nickte. «Offenbar ist der Koloniezusammenhalt weg. In der Realität läuft das nicht so. Ich muss mir das Modell noch mal vornehmen.»
    Odin sah sie nur finster an. «Das wirst du schön bleiben lassen …»

[zur Inhaltsübersicht]
    31
    Sturmernte
    Henry Clarke stand vor seinem Büro in Reston, Virginia, und blickte zu einer geisterhaften Mondsichel am Taghimmel hinauf. Vorfrühling. Ihm war noch nie aufgefallen, wie schön es hier war.
    Ein potenter Achtzylinder rollte hinter ihm heran und hielt. Es hupte ein paarmal. Er schaute weiter auf den Wald gleich hinter dem Business Park. Wie weit der wohl ging? Komisch, dass er sich noch nie dafür interessiert hatte.
    Er hörte das Surren einer Autofensterscheibe, dann eine vertraute Frauenstimme. «Steigen Sie ein, Henry. Wir haben eine Katastrophe zu bewältigen.»
    Clarke drehte sich um und sah Marta aus dem Fondpassagierfenster eines schwarzen Cadillac Escalade spähen. Der Fahrer wartete im Leerlauf: Ein dampfartiger Abgasstrom kam aus dem Auspuff. Clarke ging auf das SUV zu, während Martas Finger ungeduldig auf den Fensterrahmen trommelten.
    Sie sah sehr unzufrieden aus. «Warum rufen Sie nicht zurück? Sie haben nicht mal Ihr Handy dabei. Ich versuche schon den ganzen Vormittag, Sie zu erreichen.»
    Clarke stand schweigend an ihrem Seitenfenster.
    «Was ist denn nur mit Ihnen los?» Sie fischte ihre Sonnenbrille aus ihrer Handtasche und setzte sie übertrieben irritiert auf. «Einsteigen!»
    Clarke schüttelte den Kopf. «Ich komme nicht mit.»
    Sie beugte sich stirnrunzelnd aus dem Fenster. «Steigen Sie jetzt verflixt noch mal ein. Ich fasse es nicht, dass Sie nicht schon längst dabei sind, sich darum zu kümmern.»
    Seine verständnislose Miene sprach Bände.
    Sie sah ihn schockiert an. «Wollen Sie sagen, Sie wissen nicht, was passiert ist?»
    Er sagte achselzuckend: «Ich habe keine Ahnung. Und wissen Sie was? Es ist schön, nicht zu wissen, was passiert.»
    «Sie machen sich doch hoffentlich nicht immer noch ins Hemd wegen Ihres mitternächtlichen Besuchs?»
    «Er hätte mich auch
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