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KGI: Blutiges Spiel (German Edition)

KGI: Blutiges Spiel (German Edition)

Titel: KGI: Blutiges Spiel (German Edition)
Autoren: Maya Banks
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beobachtet, wie sich die ersten Sonnenstrahlen über dem dunkelblauen Wasser erhoben und die Wellen auf den Sand hinausliefen und sich wieder zurückzogen.
    Von dieser friedlichen Stimmung angezogen, war sie barfuß hinunter ans Wasser gegangen und hatte sich mit dem Gesicht zur Sonne ans Meer gestellt. Hier hatte die Vergangenheit keine Bedeutung. Dies war die Chance, neu geboren zu werden. Sie musste sie nur ergreifen. Sie musste nur daran glauben.
    Obwohl die Sonne ihre Haut wärmte, fühlte sie sich innerlich eiskalt. Das pure Überleben war das Einzige, was zählte. Alle anderen Funktionen waren heruntergefahren. Sie fühlte nichts. Sie konnte nicht fühlen.
    Allmählich wagte sie es, Lebensmittel einzukaufen. Vermutlich hätte es mehr Verdacht erregt, wenn sie gar nicht mehr aus dem Haus gegangen wäre, als wenn sie sich ein wenig unter die Einheimischen mischte. Die Menschen auf der Insel bildeten eine faszinierende Mischung verschiedener Kulturen. Ein buntes Völkchen, das aus allen Himmelsrichtungen hierhergekommen war, um ein neues Leben anzufangen.
    Touristen hatten die Insel noch kaum für sich entdeckt. Die meisten Bewohner blieben das ganze Jahr über hier: ehemalige Manager, die dem ewigen Konkurrenzkampf entgehen wollten, Künstler, die nach Inspiration suchten, und Einzelgänger wie sie selbst, die auf einer nur spärlich besiedelten Insel Zuflucht suchten und im Wesentlichen für sich blieben.
    Heute verließ sie ihr Haus in Tanktop und legerer Hose. An den Füßen trug sie am liebsten Flipflops oder Sandalen. Einige Tage zuvor hatte sie sich diverse Paare gekauft, um sich an die hiesigen Gewohnheiten anzupassen. Ihr Ziel war eine Kaffeestube in etwa einer Meile Entfernung, von der aus man den Strand gut überblicken konnte. Sie war ein beliebter Treffpunkt. Der Kaffee war gut, und es waren auch eine Vielzahl von Sandwiches und Croissants im Angebot. Außerdem konnte man kostenlos WLAN nutzen.
    Sie steckte den Laptop in den Umhängebeutel und kramte in ihrer Hosentasche nach dem Zettel mit der Anleitung für das E-Mail-Konto, über das sie mit Marcus in Verbindung stand. Obwohl sie beide schon seit Jahren hauptsächlich auf diesem Weg den Kontakt hielten, hatte sie sich die notwendigen Schritte bis heute nicht einprägen können. Marcus war manchmal schon an ihr verzweifelt. Sie brauchte einfach für alles Listen und Notizen. Er hatte ihr Vorträge darüber gehalten, welch verräterische Spuren solche Aufzeichnungen hinterlassen konnten, aber alle Warnungen waren an ihr abgeprallt. Sie hatte nie ernsthaft damit gerechnet, dass sie je in eine Lage kommen würde, in der sie sich um diese Dinge Sorgen machen musste.
    Einen Fehler hatte sie schon begangen. Sie hatte ihren richtigen Namen angegeben und ihren Pass verwendet. Wie ein Schwachkopf. Sie hatte Boston Hals über Kopf verlassen, da war keine Zeit geblieben, über »verräterische Spuren« nachzudenken. Nicht einmal ein festes Ziel hatte sie vor Augen gehabt. Am Schalter im Flughafen hatte sie einfach ihre Kreditkarte gezückt und nach dem erstbesten Flug gefragt, egal wohin. Zufällig war sie in Miami gelandet. Im Flugzeug hatte sie neben einem älteren Pärchen gesessen, das zur Isle de Bijoux unterwegs war. Es klang einfach perfekt. Bis zur Ankunft in Miami hatte sie es sogar geschafft, sich ein paar Gedanken zu machen, wie es weitergehen sollte. Sie charterte unter falschem Namen eine private Cessna, die sie auf die Insel brachte, und bezahlte den Flug per telegrafischer Anweisung von dem Konto, das Marcus für sie angelegt hatte. Wahrscheinlich hatte der Pilot sie für einen Drogenkurier gehalten, das Geld hatte er aber nicht abgelehnt.
    Danach hatte sie noch ein Ticket für einen Flug nach Los Angeles gekauft. Allerdings würde jeder, der etwas genauer hinschaute, bald herausfinden, dass sie nicht an Bord gegangen war. Ihre Flucht nach Miami nachzuverfolgen, war ohnehin ein Kinderspiel. Dennoch verspürte sie so etwas wie Stolz, weil sie es trotz ihrer mangelnden Erfahrung mit Täuschungsmanövern auf die Insel geschafft hatte, ohne aufzufallen wie ein bunter Hund. Aber die ständige Unsicherheit, ob die Polizei oder Stanley Cross ihr vielleicht doch auf den Fersen waren, hatte ihrem bereits stark angegriffenen Nervenkostüm weiter zugesetzt.
    Aus diesem Grund hatte sie sich auf der Insel als Erstes darum gekümmert, ihre Möglichkeiten auszuloten und einen Fluchtweg festzulegen. Dass sie sich wie eine Figur in einem lächerlichen
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