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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe
Autoren: Christina Dodd
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als Zeichen gedeutet, brachen sie den lebhaften Tanz ab und wechselten zu einer langsameren, gefühlvolleren Melodie. Die Dorfbewohner kamen näher, spürten sie doch, dass es unten am Hafen etwas zu sehen gab.
    Auch Amy reckte den Hals, aber Jermyn bekam sie zu fassen und hielt ihr eine Hand vor die Augen. »Noch nicht«, meinte er.
    »Was ist es denn?« Alle waren so voller Vorfreude. Was mochte dort kommen?
    Er antwortete nicht. Dann drehte er Amy in Richtung Hafen, hielt ihr aber immer noch die Augen zu und setzte sich langsam mit ihr in Bewegung.
    »Warum kannst du es mir denn nicht sagen?« Blind stolperte sie neben ihm her.
    »Weil es dann keine Überraschung mehr wäre.«
    »Ich mag keine Überraschungen.« Sie vermutete, dass sie mürrisch genug klang.
    Jermyn hingegen war bester Laune. »Keine Sorge, es ist unbedeutend, ob ich dich noch einmal durch den Hochzeitsbogen trage oder nicht, denn du bist ja schon schwanger. Augenblick, wir sind fast da.« Er blieb mit ihr stehen. »Gut, jetzt darfst du gucken.«
    Er zog die Hand fort, und Amy blickte gespannt zum Hafen.
    Sie standen auf der Anhöhe, von der aus man einen guten Blick auf die Boote hatte, die in silbernes Mondlicht getaucht waren. Amy erkannte zunächst Pom, der hoch hinter zwei Personen aufragte, die den mit Fackeln erleuchteten Weg vom Hafen nahmen. Den Mann kannte sie nicht - vielleicht doch, aber sie konnte ihn im Augenblick nicht einordnen. Er war groß, kräftig gebaut, dunkelhaarig und hatte eine leicht gebogene Nase.
    Aber die Frau: Sie war klein, blond, sie trug ein kleines Kind auf dem Arm ... ihr Gang war sicher, ihr Blick ruhte auf Amy, ihr Lächeln war zauberhaft.
    Amy blinzelte ungläubig. Das war doch nicht möglich, und dennoch ... plötzlich war sie sich sicher, wer sich ihr dort näherte. »Clarice!« Sie rannte los, schrie aus vollem Halse. »Clarice!«
    Clarice reichte dem Fremden das Kind und rannte ebenfalls los.
    Die Schwestern trafen sich und fielen sich überglücklich in die Arme. Amy lachte und weinte zugleich. Auch Clarice liefen die Freudentränen über die Wangen. Dann lösten sie sich aus der Umarmung und sahen einander im hellen Mondlicht an.
    Amy sah die geliebten, vertrauten und schönen Züge ihrer Schwester. »Oh, Clarice. Wie ich dich vermisst habe«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    »Jeden Tag habe ich mich gefragt, wo du sein könntest und was du wohl gerade tust. Ich habe gebetet, der Herrgott möge dich beschützen.« Mit zitternden Fingern streichelte Clarice Amys Kopf.
    »Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen. Das war falsch von mir. Es tut mir so leid.« Die Entschuldigung kam ihr viel leichter über die Lippen, als Amy befürchtet hatte. »Aber du hast mir viel beigebracht. Ich war nie in Schwierigkeiten. Mir geht es gut.«
    Clarice lächelte durch die Tränen hindurch. »Ich weiß.« Sie legte eine Hand auf Amys Bauch. »Und jetzt das!«
    »Gut, ein paar Schwierigkeiten gab es schon«, gab Amy zu.
    Die anderen kamen nun näher. Einige kicherten.
    Schwungvoll wandte Amy sich Jermyn zu und umarmte ihn. »Du hast mich so glücklich gemacht.«
    »Es ist nur gerecht, wenn ich deine Freundlichkeit erwidere«, raunte er an ihrem Ohr und drückte sie fest an sich. Dann wandten sie sich Arm in Arm den anderen zu.
    Amy stellte ihrer Schwester auf die Schnelle alle Leute vor, die in ihrer unmittelbaren Nähe standen. Freudestrahlend begrüßte Clarice Jermyn und verzauberte ihn sogleich mit ihrem Charme. Amy erinnerte sich an den Mann an der Seite ihrer Schwester - es war Robert MacKenzie, der Earl von Hepburn. Der Gemahl ihrer Schwester, der Vater ihres Kindes, und ein Mann, vor dem Amy sich in Schottland gefürchtet hatte. Aber als sie nun sah, wie liebevoll er das kleine Kind auf dem Arm hielt, wirkte er beinahe ... zugänglich.
    »An dem Tag, als ich deinen Brief erhielt, war ich so froh. Ich wäre ja sofort gekommen, aber ...« Clarice deutete auf das Kind.
    »Oh, kann ich es bitte sehen?« Amy blickte in das kleine Gesicht und strich dem Baby über den zarten Haarflaum. »Wie schön es ist. Ist es ein Junge?«
    »Ein Mädchen, sie heißt Sorcha.« Traurigkeit legte sich auf Clarices Stimme.
    Amy schaute auf. »Hast du etwas von ihr gehört?«
    Clarice schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Prinz Rainger war hier«, sagte Amy. »Ich erzählte ihm, dass wir Sorcha in einer Abtei vermuten.«
    »Robert ist in den Highlands gewesen und hat nach ihr gesucht.« Clarice nahm das Baby wieder auf den Arm und
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