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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe
Autoren: Christina Dodd
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hörte sie, wie das feuchte Tuch irgendwo aufklatschte, und plötzlich fluchte ein Mann, der mit einem Akzent sprach, der Amy bekannt vorkam.
    Es war ihr gleich. Regelrecht verärgert empörte sie sich: »Müssen Sie mich so nass machen?« Sie wischte sich die Tropfen aus dem Gesicht. Dann erst öffnete sie die Augen und sah, dass Jermyn sich über ihr Bett beugte. Sein kastanienbraunes Haar schimmerte im Schein der Kerzen, und seine Augen erstrahlten in einem goldenen Leuchten.
    Sogleich stürmten die Ereignisse des Tages wieder auf sie ein. Der Streit mit Jermyn, das Schauspiel auf dem Balkon, der Sprung in die Tiefe, Mr. Edmondsons Ende ... doch alles wurde von der Freude überstrahlt, dass Jermyn lebte. Er war hier bei ihr, er lebte, und er gehörte ihr.
    »Geht es dir besser?« Er setzte sich auf die Bettkante. »Du bist in Ohnmacht gefallen. Ich war so erschrocken, denn ich dachte, ich hätte dich verloren.«
    »Dann war es also kein Traum«, sinnierte sie. »Du lebst.« Denn während der quälenden halben Stunde, die sie auf der Suche nach Mr. Edmondson war, hatte sie sich die Schuld an dem Tod ihres Geliebten gegeben. Doch nun war er hier, atmete, sprach mit ihr. Sie streichelte über sein markantes Kinn und die Konturen seiner Wangenknochen. Dann zog sie sein Gesicht näher zu sich und küsste ihn. »Ich bin die glücklichste Frau auf der Welt.«
    »Genau so soll es sein«, sagte er mit einem Lächeln und strich ihr liebevoll das Haar aus der Stirn. »Fühlst du dich besser?«
    Sie sah sich ein wenig verwirrt in dem mit Vorhängen drapierten Himmelbett um. Warum war sie hier? Was war geschehen? »Dein Onkel...?«
    »Denk nicht mehr darüber nach«, sagte Jermyn rasch. »Die Leiche wurde fortgeschafft.«
    »Gut. Möge er irgendwo seinen Frieden finden.« Ihren Worten wohnte mehr Groll inne, als sie beabsichtigt hatte.
    »Ich glaube nicht, dass er Frieden an dem Ort findet, zu dem er nun geht. Als ich fürchtete, er hätte dich getötet...« Jermyn lehnte mit seiner Stirn an ihrer und schloss die Augen. Einen langen Moment horchte ein jeder auf den Atem des anderen. Dann hob Jermyn den Kopf. »Er hat meine Mutter umgebracht, und sie ...« - Reue und Kummer verdunkelten seine braunen Augen - »... liegt nun aufgebahrt im großen Salon.«
    »Deine Mutter?« Amy war ganz durcheinander.
    »Der Körper unten an den Klippen war ...«
    »Deine Mutter?« Amy versuchte, sich im Bett aufzurichten.
    Jermyn schob ihr einige Kissen in den Rücken.
    Er gab sich alle Mühe, sie zu umsorgen, aber seine Maßnahmen wirkten ein wenig unsicher. Dennoch freute sie sich, dass er sich so sehr um sie kümmerte. »Erzähl mir alles.«
    Als er geendet hatte, drückte sie seine Hand, denn sie wusste, wie er sich nun fühlte. In seiner Erinnerung hatte seine Mutter gelebt, doch jetzt wusste er nach dreiundzwanzig Jahren endgültig, dass sie nicht irgendwo in der Fremde lebte, sondern tot war. Der alte Kummer des Verlusts fraß sich erneut in sein Herz.
    Er räusperte sich. »Biggers liegt auch im Bett. Er hat eine furchtbare Beule an der Stirn und schlimme Kopfschmerzen. Die Gäste sollten eigentlich längst fort sein, aber sie harren immer noch hier aus, da sie befürchten, den neusten Klatsch zu verpassen. Und« - er löste sich von ihr, damit sie sich im Zimmer umschauen konnte - »Prinz Rainger wartet voller Ungeduld und möchte wissen, wie es dir geht.«
    Rainger schob sich in ihr Blickfeld. Er hielt ein tropfnasses Tuch in der Hand, und ein nasser Fleck glänzte auf seinem Jackett.
    Also hatte sie ihn getroffen, als sie in ihrer Wut das Tuch fortschleuderte. Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er hob sie formvollendet an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf ihre Finger. Amy wunderte sich, wie selbstverständlich das höfische Zeremoniell für sie war.
    Rainger ließ ihre Hand nicht los. Er drückte ihre Finger sogar leicht, sah ihr in die Augen und sprach: »Prinzessin, ich möchte, dass Sie mir erzählen, wo sich Sorcha heute aufhalten könnte.«
    Sie blinzelte, als sie diese unerwartete Aufforderung vernahm. »Wünsche einen guten Abend, Prinz Rainger.«
    Er runzelte die Stirn, da er sich offenbar nicht mit höflichen Begrüßungen aufhalten wollte, und fuhr in gebieterischem Ton fort: »Ich habe jetzt keine Zeit, Höflichkeiten auszutauschen. Das Schicksal meint es nicht gut mit mir.«
    »Wem sagen Sie das«, erwiderte sie knapp. Sie beherrschte den hochherrschaftlichen Ton genauso gut wie er.
    Rainger ließ den Blick
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