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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe
Autoren: Bertrice Small
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Schwester ihr nicht mehr verraten wollte. Als Augapfel ihrer Mutter war Gruoch Sorcha MacDuff sehr ähnlich geworden. Viele ihrer Gedanken behielt sie für sich. Wenn sie glaubte, daß man ihr ein Unrecht getan hatte, war sie von einer leidenschaftlichen Rachsucht. Trotzdem waren sich die Zwillinge auf seltsame Weise verbunden, denn Regan spürte den weichen Kern unter Gruochs rauher Schale. Vielleicht war das der Grund, warum sie ihre Schwester bei jeder Gelegenheit verteidigte, sie beschützte und behütete. Wer wird Gruoch vor sich selbst bewahren, wenn ich nicht mehr hier bin, fragte sich Regan.
    »Wie sehe ich aus?« wollte Gruoch wissen, als sie das Tor des Turmhauses erreichten. Sie wischte Staub von ihrer wollenen Robe, der nur in ihrer Einbildung vorhanden war, und glättete ihr blondes Haar.
    »Genau so schön wie ich«, kicherte Regan, und Gruoch lachte mit ihr. Diesen Scherz machten sie schon seit Jahren.
    Die beiden Schwestern glichen sich bis aufs Haar, es gab nur einen Unterschied. Gruochs Augen hatten ein tiefes Azurblau. Regans dagegen waren aquamarinblau mit kleinen, goldenen Flecken. Es kam nicht oft vor, daß es jemandem gelang, sie auseinanderzuhalten. Die meisten Menschen waren so beeindruckt von der Schönheit der Mädchen, daß sie ihnen nicht in die Augen sahen. Sie sahen nur die feinen Gesichter der Zwillinge und ihr seidiges Haar, das schimmerte wie geschmolzenes Gold.
    Niemand konnte sich erinnern, jemals so blonde Haare gesehen zu haben.
    Gemeinsam betraten sie den Saal und begrüßten ihre Mutter und deren Gäste höflich. Dann stellten sie sich gehorsam vor der großen Tafel auf.
    »Auch wenn ich sie schon ihr ganzes Leben lang kenne, kann ich sie immer noch nicht auseinanderhalten«, murrte MacFhearghuis. »Gruoch, komm her zu mir!«
    Das Mädchen stieg anmutig auf das Podest, trat an die Seite des Lairds und küßte seine rauhe Wange.
    »Mylord.«
    Er zog sie auf seinen Schoß und kniff sie in die Wange. »Du bist ein hübsches Mädchen. Du wirst mir kräftige Ferguson-Enkel schenken, die mein Land erben können, nicht wahr, Gruoch?«
    Gruoch errötete und kicherte. »Donald sagte, daß Ihr den Hochzeitstag festgelegt habt. Er hatte also recht?«
    »Ja«, bestätigte er. »In sieben Tagen wirst du meinen Ian heiraten, Mädchen, und seine Frau werden.
    Es wird höchste Zeit.«
    »Schickt Regan nicht ins Kloster, Mylord«, sagte Gruoch plötzlich. »Wir waren noch nie von einander getrennt. Der Gedanke an ein Leben ohne sie ist mir unerträglich.«
    »Für Regan wirst du keine Zeit haben«, erklärte Alasdair Ferguson dem Mädchen. »Du wirst ganz damit beschäftigt sein, den Fergusons eine weitere Generation von Söhnen und Töchtern zu schenken.
    Deine Schwester wirst du nicht vermissen.«
    »Ich werde sie vermissen«, antwortete Gruoch halsstarrig. Ihre blauen Augen blickten gleichermaßen wütend wie traurig drein. Sie hätte sich ihm am liebsten widersetzt, aber weil sie noch zu jung war, hatte sie keine Vorstellung, wie sie das hätte anstellen können.
    Regan, die immer noch vor der hohen Tafel stand, hörte die Bitte ihrer Zwillingsschwester und war gerührt. Obwohl ihre Mutter so offensichtlich Gruoch vorzog, standen sich die beiden Mädchen sehr nahe. Doch auch Gruochs Liebe hatte sich nicht dafür entschädigen können, daß ihre Mutter sie als zweitgeborene Zwillingsschwester immer vernachlässigt hatte. Gruoch war immer liebkost und verwöhnt worden. An Regan dachte man nur nebenbei. Sogar jetzt wurde sie ignoriert. Es war, als ob sie nicht einmal da wäre. Mit einem leisen Seufzer schlüpfte Regan aus dem Saal. Man würde sie nicht vermissen, dessen war sie sich sicher. Alle Aufmerksamkeit galt Gruoch. Das war schon immer so gewesen.
    MacFhearghuis schob Gruoch von seinem Schoß herunter. »Geh und gib deinem Verlobten einen Kuß, Mädchen«, befahl er ihr.
    »O nein!« rief sie und drückte sich schutzsuchend gegen den Stuhl ihrer Mutter. »Nicht bevor wir verheiratet sind. Das hat meine Mutter mir so beigebracht, Mylord. Ein Mann wird eine Frau nicht respektieren, wenn sie mit ihrer Zuneigung allzu verschwenderisch umgeht.«
    Ian Ferguson grinste. Natürlich war sie eine Jungfrau, und einem Mädchen die Jungfernschaft zu nehmen, bereitete ihm großes Vergnügen. Jede war anders. Einige waren ganz wild auf seine starke Männlichkeit. Manche waren schüchtern, aber mit etwas Geduld konnte man sie überreden. Am besten gefielen ihm die Mädchen, die sich ihm widersetzten.
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