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Kellerwelt

Kellerwelt

Titel: Kellerwelt
Autoren: Niels Peter Henning
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Plastikfolie eingepackte Ding als
eine Art Nahrungsriegel. Ein Muster aus blauem Hintergrund und einer
orangefarbenen Schliere verzierte die Verpackung. Sah irgendwie poppig aus.
Doch er entdeckte keinerlei Beschriftung.
    Der Riegel sah aus, als habe
ihn jemand zu Boden geworfen und dann mit einem Fußtritt in den Schutt
gestampft. Der Inhalt war jedoch an einem Stück geblieben. Er betrachtete den
Riegel noch einen Moment lang und fragte sich, wann er wohl zuletzt etwas
gegessen hatte.
    Er wusste es nicht. Und er
hatte keine Zeit zu verlieren. Er musste sofort hier weg. Deswegen verließ er
den Raum und ging weiter. Unterwegs drehte er den Riegel in seiner Hand immer
wieder von einer auf die andere Seite. Schließlich riss er die Verpackung auf,
ließ sie achtlos fallen und begutachtete den Inhalt. Dieses Ding sah aus wie
eine kleine Panzerplatte. Oder wie ein Grillanzünder.
    Er brach ein Stück davon ab
und roch daran. Nichts. Schließlich fasste er sich ein Herz und steckte das
Stück in den Mund. Er wollte diese Panzerplatte zwar nicht essen, doch er
musste etwas zu sich nehmen. Schließlich wusste er nicht, wie lange er noch
durch diesen Keller irren würde. Und das Ding war immerhin wie ein
Nahrungsmittel verpackt. Zumindest nahm er das an, denn er erinnerte sich nicht
daran, jemals etwas Vergleichbares gesehen zu haben.
    Der Riegel schmeckte
eigenartig. Interessant. Dieses Zeug schien alle Geschmacksnuancen zwischen süß
und salzig in sich zu vereinen, ohne sich dabei auf einen bestimmten Geschmack
festzulegen. Er zog vor Überraschung seine Augenbrauen in die Höhe und biss
gleich noch ein Stück ab. Tatsächlich schmeckte es besser, als es der Anblick
des Riegels hätte vermuten lassen. Bevor er sich weitere Gedanken darüber
machen konnte, hatte er das Ding aufgegessen. Erst nachdem er ein Stück weiter
gegangen war, fragte er sich, was er wohl tun sollte, falls ihm dieser Riegel
auf den Magen schlug. Würde er dann wohl rechtzeitig eine Toilette finden?
    Und warum, zum Donnerwetter,
hatte er die Verpackung einfach weggeworfen? Gerade hatte er noch daran
gedacht, keine Spuren zu hinterlassen und nun hatte er es doch getan. Da hatte ihn
wohl der Hunger zu sehr abgelenkt. Das durfte nicht noch einmal passieren.
    Der Korridor bog im Rechten Winkel nach links ab. Dahinter wartete die nächste
Tür auf ihn. In diesem Raum gab es keinen Schutt. Stattdessen sah er an der
gegenüber liegenden Wand einen Tisch. Es handelte sich um einen niedrigen
Campingtisch, den man bei Bedarf zusammenklappen konnte. Auf dem Tisch lagen
eine Pistole und drei Magazine.
    Er ließ die Tür hinter sich
ins Schloss fallen und ging zum Tisch. Dort nahm er die Pistole in die Hand.
Eine SIG-Sauer P226 SL Black. Er überprüfte den
Magazinschacht. Leer. Dann zog er den Verschluss zurück und warf einen Blick in
das Patronenlager. Ebenfalls leer. Er führte den Verschluss wieder nach vorne
und entspannte den Hahn. Dann legte er die Waffe auf den Tisch zurück und
überprüfte nach und nach die drei Magazine. Er fand alle drei voll geladen vor - jeweils 15 Patronen, Kaliber 9 mm Para.
Zwei Magazine steckte er in die Taschen seiner Jacke, eines schob er in den
Munitionsschacht der Pistole. Dann zog er den Verschluss zurück, ließ ihn
wieder nach vorne schnappen und beförderte so die erste Patrone in das
Patronenlager. Anschließend entspannte er den Hahn erneut und sicherte die
Pistole, bevor er sie hinten in seinen Hosenbund steckte. Dann ging er in den
Korridor zurück und setzte seinen Weg fort. Der gesamte Aufenthalt in diesem
Raum hatte nur wenige Atemzüge lang gedauert.
    Er konnte zufrieden sein. Er
hatte etwas Essbares und eine Waffe gefunden. Beides hatte ihn seinem Ziel zwar
kaum näher gebracht, doch er hatte nun ein As im Ärmel. Falls er erwischt
wurde, konnte er sich verteidigen. Dabei kümmerte es ihn nicht, ob der Besitzer
der Pistole die Waffe vermissen würde. Wenn ja, dann konnte sich der Besitzer
jederzeit vertrauensvoll an ihn wenden und versuchen, die Pistole
zurückzufordern. Er würde den Besitzer dann vom Gegenteil überzeugen. Er hatte
ein gutes Argument dafür. Ein Argument mit Kaliber 9 Millimeter.
    Außerdem überlegte er,
weswegen er in dem Raum mit dem Nahrungsriegel die Eisenstange hatte liegen
lassen. Vielleicht hätte er etwas Klebeband auftreiben können, um damit einen
Griff zu improvisieren. Damit hätte die Eisenstange eine recht gute
Nahkampfwaffe abgegeben.
    Als er schließlich
realisierte, welche
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