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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition)
Autoren: Zoi Karampatzaki
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wonach er vier Jahre lang gegiert hatte. Nein – schon sein ganzes Leben lang.

Es war mir zwar zuwider, aber ich hatte im Krankenhaus nichts gegessen und vor und während dem Treffen mit Ryan auch nichts; ich war schlichtweg zu aufgeregt gewesen. Und mittlerweile tat mir der Magen wirklich weh, also schlang ich drei riesige Portionen der besten Spaghetti Bolognese hinunter, die ich je gegessen hatte. Traurig, aber wahr.
    Grey aß auch, aber nicht so viel; er begnügte sich damit, mich aus seinen rosa Augen zu beobachten. Schließlich war ich so satt, dass sogar ein einziger Tropfen Wasser zu viel gewesen wäre, und ich hing eine Weile müde, erschöpft und wie tot auf der Bank.
„Wieso wolltest du mich erst umbringen, dann vergewaltigen, dann zeichnen und dann entführen?“, kam ich nach ein paar stillen Minuten unumwunden zum Punkt.
    Grey lächelte. Auf diese Frage hatte er sicher gewartet.
„Ich wollte dich umbringen, weil du etwas mitbekommen hast, das wirklich nicht für deine hübschen Ohren bestimmt war“, fing er freundlich an.
    Beinahe hätte ich mir die Hände auf die Ohren gelegt – ich unterdrückte das Bedürfnis in letzter Sekunde; meine Finger zuckten schon.
    „Aber, habe ich mir gedacht, der arme Junge war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Warum gleich so … ja, drastische Maßnahmen ergreifen? Du bist hübsch, also habe ich mich dafür entschieden, mit dir zu schlafen – das wäre sehr viel, nun ja, befriedigender gewesen. Und du hättest dich nie und nimmer getraut, mit irgendjemandem über diesen Abend zu reden.“
    Ich brodelte innerlich vor Wut, aber ich beherrschte mich.
    Grey seufzte. „Ryan hat mir dazwischen gefunkt. Ich muss schon sagen, ich war wirklich beleidigt und auch ein wenig sauer und sexuell frustriert, und habe Jake auf dich angesetzt. Er sollte dir anfangs Angst machen, damit du nicht plauderst … Bis mir ein Vöglein gezwitschert hat, dass du Pauls Bruder bist.“
    „Wer hat es dir gesagt?“, fragte ich tonlos.
    Grey schaute schmunzelnd auf seine zusammengeknüllte Serviette hinunter. „Du fragst dich sicher, warum ich dich malen wollte“, wich er aus. „Für mich war diese Kunst schon immer ein Ausdruck von Zärtlichkeit und Liebe. Ich habe Hunderte Bilder von meinen Söhnen und von Daniel. Ich wollte auch dir auf diese besondere Art nahe sein, Jo, aber du warst störrischer, als ich dachte, und hast dich nicht auf das zärtliche Gefühl, gemalt zu werden, eingelassen. Deshalb habe ich dich entführt. Es war die einzige Möglichkeit, in deiner Nähe zu sein – als dein Vater.“
Ich hob eine fragende Augenbraue.
    Grey schniefte, als wäre er gekränkt. „Sei ehrlich“, sagte er tadelnd. „Was hätte ich noch machen können? Fällt dir etwas ein?“
„Mir würde vielleicht etwas Besseres einfallen, wenn du mir ein wenig Zeit gibst.“
    Grey grinste und zwinkerte mir zu. „Ich bin Profi, Jo. Der Trick funktioniert bei mir nicht.“
    „Offensichtlich bist du kein Profi, Michael“, sagte eine leise, dunkle Stimme von der Tür.
    Grey und ich schauten gleichzeitig hin, mit demselben Ausdruck des Entsetzens auf den Gesichtern. Grey sah so geschockt aus, als würde er jeden Moment tot umfallen.
    Mir gefror das Blut in den Adern, als Daniel mit kalten Augen und Gesichtszügen die Waffe hob und auf Greys Kopf richtete. Ich keuchte.
    „Du hast das Fenster in der Küche offen gelassen“, sagte Daniel tonlos. „Hast du Jo deine leckeren Spaghetti gekocht? Ich weiß noch, wie du sie mir gekocht hast. Dutzende Male. Es war immer unser Samstagsessen.“ Seine Stimme troff for Belustigung.
    Grey starrte ihn an. Als er sprach, klang er flehend und sehnsüchtig. „Daniel –“
    „Sprich meinen Namen nicht aus. Jo!“, rief Daniel, ohne mich anzusehen. „Komm her zu mir, hinter mich.“
    Ich sprang sofort auf, so schnell, wie ich mich vorher noch nie bewegt hatte, aber Grey war zu flink. Er packte meinen Oberarm, zerrte mich grob zurück und presste meinen Körper an seinen. Der Lauf seiner Pistole drückte sich fest an meine schweißnasse Schläfe. Ich weiß, ich hätte Angst haben oder wenigstens so entsetzt sein müssen wie Daniel, aber ich war ganz ruhig.
„Ich verschone ihn“, wisperte Grey schwer atmend, „wenn du hierbleibst, Daniel, und mir sagst, dass du mir vergeben hast, und für immer bleibst, für immer, dieses Mal für immer.“
    Das Gesicht des Mannes, den ich liebte, gefror zu einer Maske aus ungefiltertem Horror.
    „Hör nicht auf ihn!“,
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