Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition)
Autoren: Zoi Karampatzaki
Vom Netzwerk:
vergewaltigt?“, fuhr ich ihn an und richtete mich dabei unwillkürlich etwas auf. Nicht gut: Schwindel überwältigte mich fast. Ich spürte die Hitze von Tränen in meinen Augen. Es waren Tränen der Wut und Tränen von – ich wusste es nicht.
    „Weil ihr euch geliebt habt und er nicht damit zurechtkam, dass du ein verdammter Mistkerl bist und andauernd das Falsche machst? Na? War es so? Und warst du zu feige, hattest du zu große Angst vor der Einsamkeit, um ihn gehen zu lassen? War es so? War es so? Sag es! Steh dazu, du Feigling, und sorg dafür, dass das letzte Quäntchen Respekt, das die Welt vor dir hat, nicht auch noch verschwindet!“
    Grey starrte mich an. Sein Mund war eine schmale, zitternde Linie und seine Augen schimmerten im grellen Licht, weil sie sich mit Tränen füllten, während ich meine eigenen auf meinen Wangen spürte. Seine waren weit aufgerissen, obwohl das grelle Licht sogar mich schmerzte.
    „Wieso tust du das?“, wisperte er mit belegter Stimme. „Wieso, Jo? Was soll ich noch tun, um dir zu beweisen, dass ich dich liebe?“
„Du sollst nichts tun. Du sollst einfach gar nichts tun.“
    „Wieso wirfst du mir so was an den Kopf? Glaubst du etwa, ich weiß das nicht selber? Ja, ich hatte die größte Angst vor der Einsamkeit, die ein Mensch nur haben kann. Ich hatte Angst, Daniel eines Tages zu verlieren.“
    „Und in deiner beschissenen Dummheit beschleunigst du diesen Prozess! Gott, wie kann man nur so schrecklich dumm sein!“
    „Ich war vierzig und er war zwanzig“, wimmerte Grey, „Ich liebte ihn und ich hatte – “
    „Bedürfnisse?!“
„Ja!“, schrie er. „Ja, verdammt! Das heißt nicht, dass ich ihm wehtun wollte!“
    „Natürlich nicht!“, brüllte ich. „Nein, nein, natürlich heißt es das nicht! Du bist WAHNSINNIG, Mann, du bist ekelhaft!“
    „Das bin ich nicht ! Verstehst du denn nicht –“
    „DOCH, das BIST du! Und du wagst es auch noch, mich nach Verständnis zu fragen! Hau ab! VERPISS DICH!“
    Mittlerweile waren Greys Wangen Wasserfälle, und meine nicht minder, aber ganz plötzlich beruhigte er sich. Sein Blick ruhte wieder auf mir und er schien sich auf seine Atmung zu konzentrieren und darauf, den Schmerz der seelischen Verletzungen, die ich ihm gerade zugefügt hatte, von sich wegzuschieben.
Auf einmal fühlte ich mich grässlich. Ich sackte in mich zusammen und versuchte meinerseits, regelmäßiger zu atmen, während mich das schlechte Gewissen mit voller Breitseite traf, durchlöcherte und Brandherde aus Schmerz und Reue legten.
    „Ich habe Daniel vor fast vier Jahren kennengelernt“, begann Grey flüsternd und senkte den Blick auf seinen Schoß. „Ich war in Mexiko, dicht an der amerikanischen Grenze, um mir Waffen zu besorgen. Einer meiner Informanten hatte mir den Kerl empfohlen, doch alles ging schief wegen diesem elendigen Volltrottel, und von einem Moment auf den anderen musste ich flüchten. Ich schaffte es unbehelligt nach Amerika. Die Polizei ließ sich nicht abhängen und ich musste auf verschlungenen Wegen fahren. Auf Straßen, die nur Platz für ein sehr kleines Auto bieten. So kam es, dass ich einmal um eine besonders scharfe Kurve raste und eine Vollbremsung machte, um nicht in den Wagen zu knallen, der dort wirklich ungeschickt parkte. Es schleuderte mich auf die Straße, direkt vor Daniels Füße.
Er half mir auf. Es war ein Wunder, dass ich nicht mehr als eine Platzwunde hatte. Gott, er war so schön. Ich war mir sicher, tot und unerwartet im Paradies gelandet zu sein, und wenn nicht das, dann würde ich es sehr bald sein, denn das Heulen der Sirenen kam näher, und außerdem hatte ich meine Mütze und meine Sonnenbrille verloren. Die Sonne würde mich verbrennen.
Entgegen meiner Erwartungen ließ Daniel mich nicht im Stich. Er wiederholte tausendmal seine Frage, ob ich in Ordnung sei, und bestand darauf, meine Wunde sofort zu versorgen, bis ich gestand, dass die Polizei mich suchte. Daniel verstummte und starrte mich lange an, aber da wusste ich schon, er würde mich nicht zurücklassen.
    Er sagte: Okay. Komm , half mir in sein Auto, warf mir eine Jacke,
    die auf dem Rücksitz lag, über den Kopf und reichte mir eine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach. Sie drückte stark an den Ohren, aber das war mir in diesem Moment egal; meine Augen schmerzten schon und meine Haut kribbelte.
    Ich war neugierig, woher er wusste, was ich brauchte, und fragte ihn das. Daniel schien überrascht und sagte: So was weiß man doch . Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher