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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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Möglicherweise müssen weitere zehn Jahre vergehen, damit sich die derzeit ausweglose Situation in Wohlgefallen auflöst. Eventuell gibt es ja tatsächlich irgendwo jemanden, der alles ändert. Doch ich denke, die Chancen ihn kennenzulernen, stehen recht mies. Denn immer wenn ich glaube, halbwegs zurechtzukommen, platzt du in mein Leben. Also ich sehe derzeit keine große Möglichkeit, irgendwann mit einer anderen glücklich zu werden. Zum Eremiten bin ich nicht geschaffen. Okay, du sagst, das mit uns funktioniert nicht. Und auch wenn es mir schwerfällt, muss ich dir zähneknirschend beipflichten. Hätte es das, wäre es uns wenigstens innerhalb der letzten Monate irgendwie gelungen, zueinander zu finden, oder?“
    Noch immer hielt sie den Blickkontakt.
    „Aber ... in jenem Haus, Tina, wenn du all die Dinge wegnimmst, die uns trennen, dann waren wir etwas. Wir kommen sogar hervorragend miteinander aus. Denn es gab auch immer unsere Freundschaft. Und es handelte sich um eine Gute. Nie wieder erlebte ich Derartiges. So wie ich das sehe, bleibt nur die Wahl zwischen zusammen oder ziemlich allein. Und wenn wir momentan keine Beziehung führen können, wollen oder was auch immer, warum nicht das andere? Du sagst, du bist müde. Niemand kann das besser nachvollziehen als ich, darauf kannst du wetten. Was wird jetzt geschehen? Du wirst dir irgendwo ein Appartement nehmen und allein sein. Nur mein Eindruck, bitte, du kannst mir jederzeit widersprechen, wenn ich mich auf dem Holzweg befinde.“
    Seitens Tinas erfolgte kein Einspruch.
    „Ich habe ein Appartement und bin auch allein. Wenn du glaubst, ich würde regelmäßig heiße Partys geben, irrst du dich. Du willst dich niederlassen oder liebäugelst wenigstens mit dem Gedanken. New York ist dafür bestimmt nicht das mieseste Pflaster, vor allem durchaus zentral gelegen. Denn ich schätze, deine Geschäftsreisen werden sich wohl kaum in Wohlgefallen auflösen. Auch ich bin jährlich für einige Zeit verschwunden. Das Appartement steht währenddessen leer, so wie es deines tun würde. Du weißt, dass wir glänzend miteinander auskommen. Jeder kennt die Schwachstellen des anderen, weiß also, worauf er sich einlässt. Ich versichere dir, Neue sind nicht hinzugekommen, einige, damals Vorhandene, haben rapide abgenommen. Man wird älter – auch ich. Warum ziehst du nicht bei mir ein? Nicht als Gast, sondern als gleichberechtigter Mieter und keineswegs in einer ... äh ... Beziehung. Aber vielleicht, wenn wir dahinter kommen, dass es doch irgendwie zwischen uns funktioniert ...“
    Abermals holte er tief Luft. „Überlege es dir, Tina. Es hört sich total idiotisch an. Du wirst mir bestimmt in den nächsten zehn Sekunden ungefähr fünftausend Wenn’s und Aber's erläutern – wenn es geht bitte nicht ganz so laut, okay? Doch ich halte das ehrlich für eine durchaus akzeptable Alternative. Wenn nicht sogar für die Einzige, die bei unserer verfahrenen Klitsche überhaupt Sinn ergibt.“
    „Sag ja, bitte!“

21.
     
    Da entführte sie dieser Bastard in die grüne Naturhölle – wieder!
    Die war zu allem Überfluss diesmal auch noch eine weiße, kalte grüne Naturhölle. Und spätestens diesmal durfte man wohl nach allen gängigen gesetzlichen Richtlinien von einem gelungenen 1a-Kidnapping sprechen. Ausreichend Gegenwehr hatte sie ja wohl blicken lassen. Selbst dem verbrecherischen, total irren Prof konnte unmöglich entgangen sein, dass Tina keine Lust verspürte, ihn zu begleiten. Was den natürlich nicht davon abhielt, seinen dämlichen Plan trotzdem in die Tat umzusetzen. Und sie hasste ihn nach wie vor nicht!
    Sie konnte nicht!
    Bereits nach drei Sätzen, wusste sie, worauf das Ganze hinauslief. Sie war nicht einmal sonderlich überrascht. Zwangsläufig zeugten die Einfälle des irren Profs immer von einem gewissen Wahnsinn. Interessanter war, dass sie dem Mist weiter lauschte und ihr sein Vorschlag mit jeder Sekunde besser gefiel.
    Womit sie ihm gratulieren konnte: Ihr Irrsinn war damit wohl auch bewiesene Sache. Am interessantesten von allem – und damit der wichtigste Grund, aus dem sie sich wirklich demnächst ausgiebig in Behandlung begeben würde – sie freute sich darauf.
    Tina hatte Daniel etwas anvertraut, was sie zuvor nicht einmal zu denken wagte.
    Dieses ewige Nomadendasein stieß an die Grenze des Erträglichen. Wer dafür verantwortlich war, musste wohl auch nicht separat erwähnt werden. Plötzlich wollte sie nicht länger an jedem dritten Morgen in
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