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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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Nun gut, eigentlich bereits nach fünf Sekunden, zu diesem Zeitpunkt dachte Daniel nur nicht so weit.
    Diese Frau musste er ansprechen, koste es, was es wolle. Er war bereits verliebt gewesen, als sie die Bar betrat. Oder seine Verliebtheit lebte erneut auf, was wusste er denn? Aber weshalb lächelte sie denn nicht? So nachtragend konnte doch kein Mensch sein!
    Vergebens wartete er auf ein Zeichen, ein Erröten, ein Kichern, irgendeinen Beweis, dass er keiner Halluzination aufsaß.
    Denn er fand sie nicht und das frustrierte Daniel unvorstellbar.
    * * *
    Einen Cosmopolitan und Whisky später, befand Daniel sich im fortgeschrittenen Alkoholrausch.
    Und sie konnte noch so beherrscht und unnahbar tun, ihre zunehmend geröteten Wangen verrieten ihren Zustand trotzdem. Setzten die beiden dieses Spiel fort, mussten sie entweder auf Milch umsteigen oder hatten sich demnächst gegenseitig unter den Tisch getrunken.
    Und das, ohne ein Wort miteinander gewechselt zu haben.
    Entschlossen trat er zu ihr, im Spiegel wohnte sie seiner Offensive bei, sah ihn jedoch nicht direkt an. Als er ihre Hand nahm, folgte ihr Blick seinem, erst dann musterte sie ihn tatsächlich und wirkte dabei äußerst nachdenklich.
    Aber irgendwann stand sie tatsächlich auf.
    Es handelte sich um eine Hotelbar, in welcher auch begrenzter Raum zum Tanzen vorgesehen war. Die Musik stammte von einem Pianisten, der sich bereits den gesamten Abend am Blues übte. Niemand tanzte und die alte Tina wäre nie bereit gewesen, den Anfang zu machen. Die Neue schien damit keine Probleme zu haben.
    Bereitwillig ließ sie sich auf die Tanzfläche führen und beachtete weder die Blicke der übrigen Gäste noch störte sie sich an den grausamen Heulsongs, die der Pianist am Stück produzierte.
    Stattdessen ließ sie sich in den Arm nehmen und tanzte, als hätte sie zeitlebens nie etwas anderes getan. Und das nach fünf oder sechs Cosmos. Es konnten auch sieben gewesen sein, er hatte nicht mitgezählt.
    Sie schwieg und er hielt es ebenso, vollends beschäftigt mit der Indiziensuche.
    Trotz der hohen Absätze erreichte ihre Stirn gerade einmal seine Schulter. Daniels Hand lag auf dem schmalen Rücken, und als der Pianist wie auf Bestellung von Blues auf ein langsameres Stück wechselte, was für ein Scheiß!, legte er sein Gesicht in ihr Haar und schloss die Lider.
    Wahnsinn!
    * * *
    Irgendwann war nicht nur dieser Song, sondern auch die drei folgenden verklungen.
    Als Daniel fragend zu seinem Tisch nickte, trat wieder dieser abwägende Ausdruck in ihre Augen. Doch sie ließ sich von ihm an seinen Platz führen und begehrte keineswegs auf, als er Mantel und Tasche von der Bar holte und neue Getränke bestellte.
    Nachdem die Bedienung serviert hatte, legte Daniel das Kinn in eine Hand und betrachtete sie eingehend. „Was ist passiert?“, erkundigte er sich schließlich.
    Ihr Gesicht zeigte keine Regung, Gleiches traf auf die Stimme zu. „Ich bin erwachsen geworden.“
    Erst jetzt wusste er sicher, dass es sich bei dieser Frau um Tina handelte. „Ja, das bist du wohl … Was treibst du in Boston? Lebst du hier?“
    „Nein.“
    „Wo ...?“
    „Daniel, kein Frage- und Antwortspiel, bitte!“ Wie selbstverständlich sprach sie seinen Namen aus, mit Lippen, die nicht mehr lächeln und einer Stimme, die nicht mehr klingen wollte.
    „Das bedeutet, du willst nicht über dich sprechen?“
    „Das bedeutet, ich will nicht über uns sprechen“, erwiderte sie. „Ich will nicht erfahren, was du in der vergangenen Zeit getan hast und halte es für irrelevant, Ähnliches über mich zu berichten.“
    „Warum sagst du das?“ Er war so verblüfft, dass es einfach aus ihm herausbrach, ohne Gelegenheit, vorher darüber nachzudenken.
    „Weil es nichts zur Sache tut.“
    „Zu welcher Sache?“
    Anstatt zu antworten, lehnte sie sich zurück, ihr Blick fiel auf ihren Cosmopolitan und sie nippte daran, bevor sie ihn erneut ansah. „Ich halte es nicht für wichtig. Was spielt die Vergangenheit für eine Rolle?“
    Darauf wusste Daniel nichts zu erwidern. Selbstverständlich wollte er dringend erfahren, was sie erlebt hatte und warum sie damals ihr Studium hinwarf. Ehrlich, selten war er neugieriger gewesen. Auch wenn ihm ein Stimmchen wisperte, es eigentlich überhaupt nicht wissen zu wollen.
    Wieder betrachtete er ihre beherrschten, außerordentlich schönen Züge und erkannte, dass er einer Fremden gegenübersaß. Keineswegs stieß sie ihn ab, das Gegenteil war der Fall. Er wollte
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