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Keine Zeit und trotzdem fit

Titel: Keine Zeit und trotzdem fit
Autoren: Gert von Kunhardt
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dieses Sauerstoffversorgungsloch dadurch, dass er Energie auch ohne Sauerstoff gewinnt. Die Folge davon sind allerdings chemische Endprodukte wie Laktat (Milchsäure) oder hochaggressive Citrullin- und Phenylbenzolsäuren. Sie wirken sich als lähmende Substanzen negativ in den Zellstrukturen aus. Die Energieausbeute fällt rapide ab, beträgt nur noch ein Zwanzigstel des normalen Ertrages. Es kommt zum »toten Punkt«, der Läufer wird »sauer«. Sauerstoffradikale entstehen explosionsartig und brennen Löcher in die Zellwände. Sie lösen damit einen vorzeitigen Alterungsprozess aus. (Das konnte man deutlich an einem bekannten joggenden ehemaligen deutschen Politiker beobachten.) Die Immunbalance bricht zusammen. Dieses Phänomen tritt natürlich nicht nur am Beginn eines Laufes ein, sondern auch währenddessen – immer dann, wenn über einen bestimmten |55| Zeitraum mehr Sauerstoff verbraucht als aufgenommen wird.
    Statt die Energie durch Sport zu speichern, wird diese gebraucht, um den selbst verursachten Schaden zu begrenzen und zu reparieren. So wird Energie oft sinnlos verbraucht. Die Devise muss aber lauten:
    Energie speichern statt verpulvern
    Die richtige Belastung
    Wie kann man dieses Versorgungsloch vermeiden? Ganz einfach: Indem man von Anfang an eine so geringe Belastungsintensität wählt, dass diese Defizite erst gar nicht entstehen. Das ist dann etwa die Anstrengung, von der wir subjektiv den Eindruck haben, dass sie eigentlich unter unserem Leistungsniveau liegt, dass also eine Unterforderung vorliegt und es nach herkömmlicher Meinung »nichts bringt«.
    In Wirklichkeit wird dabei dem Organismus genügend Zeit und Gelegenheit gegeben, die geforderte Belastungshöhe zu bewältigen. Läufer, die sich zu Beginn oder während eines Ausdauertrainings nur von ihrem Gefühl leiten lassen, kommen fast zwangsläufig in das Stadium der Übersäuerung. Oftmals bemerken sie diesen Zustand überhaupt nicht. Oder sie stellen ihn erst fest, wenn sie nach dem Training stark erschöpft sind und eine lange Erholungspause benötigen. Es müsste aber genau umgekehrt sein:
    Sie haben richtig trainiert, wenn Sie sich nach dem Training so erfrischt und erholt fühlen, dass Sie fit und zu neuen Taten aufgelegt sind
    |56| Es ist also richtig, mit Verstand zu laufen, das heißt, sich die guten Effekte eines »übertrieben« langsamen Laufes vor Augen zu führen und ganz bewusst die ersten ein bis fünf Minuten langsam zu traben. Joggeln, als quasi bummelndes Laufen, ist das gesündeste Training überhaupt. In dem Abschnitt »Joggeln statt Joggen« auf Seite 100–104 wird es genau beschrieben.
    Use it or lose it!
    Wie wichtig ist Muskeltraining, und was bewirkt es letztlich? Nun, es ist das A und O des Lebens. Nur durch Muskeltraining gibt es ein Herz-Kreislauf-Training und damit ein wirksames Gegenmittel gegen die häufigsten lebensverkürzenden Krankheiten. Es hat den größten Einfluss auf die Verbesserung der Ökonomie des Zusammenspiels von Nerven, Muskeln und der Gesamtheit des Energiestoffwechsels. Aber wir müssen bedenken: Laut Richard Rost, dem ehemaligen Leiter des Instituts für Sportmedizin der Sporthochschule Köln, ist die größte Schwachstelle des Menschen beim Sport der Bewegungsapparat. Gelenke, Sehnen oder Muskeln streiken, bevor das Training zu Herzen gehen kann.
    Unzählige Menschen klagen über erhebliche Nacken-, Schulter-, Rücken-, Knie- und Fußgelenksbeschwerden. Die Hauptursachen hierfür sind
das Nichtbeanspruchen vorhandener Muskeln (nur noch 40 Prozent unserer Muskeln benutzen wir aktiv);
die daraus entstehenden Dysbalancen, also die Ungleichheit miteinander in Verbindung stehender Muskeln,
die durch psychische Belastungen verursachten Muskelverkrampfungen, die Kopfschmerzen, Migräne, Hexenschuss mit sich bringen können.
    In der Tat verursachen Muskelschwäche und unzureichende Beweglichkeit |57| besorgniserregende Haltungsschäden. In Schleswig-Holstein gibt es seit 2005 aus dieser Erkenntnis heraus eine Initiative für den Schulsport. Denn: Sieben von zehn Kindern weisen starke Haltungsschäden auf und sind körperlich kaum belastbar. Deswegen ist für die Gesundheit ein Krafttraining in Verbindung mit Mobilisierungsübungen ebenso notwendig wie Ausdauerbelastungen für Herz und Stoffwechsel.
    Rückenschmerzen sind nach wie vor eine der häufigsten Volkskrankheiten – ein Problem, das vor allem Berufstätige mit viel Schreibtischarbeit kennen. Laut einer Untersuchung der BKK von 2006
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