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Keine Zeit und trotzdem fit

Titel: Keine Zeit und trotzdem fit
Autoren: Gert von Kunhardt
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Fähigkeiten, der Kompensation von Zivilisationssünden – hier vor allem der Immobilisierung – zu einer unserer großen Lebenschancen«.
    Das System der Anpassung im menschlichen Körper
    Eines der grundlegendsten Naturgesetze für Lebewesen lautet: Leben heißt Beantwortung von Beanspruchung. Und der menschliche Körper ist ein Phänomen, wenn es um ungewöhnliche Anpassung geht. Wird er gefordert, legt er die dazu notwendigen Kapazitäten zum Erbringen der Leistungen an, wird er »in Ruhe gelassen«, reduziert er sie wieder.
    |49| Als ein Volk von Sitzern brauchen wir uns nicht zu wundern, dass unser Organismus ganz folgerichtig mit einer Verringerung seiner Leistungsfähigkeit reagiert. Unsere Muskeln – der Herzmuskel eingeschlossen – werden schwächer. Immer häufiger kommt es zu Herz-Kreislauf-Versagen – Bewegungsmangel gehört zu den häufigsten Ursachen für chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und zu Verspannungen, Verkrampfungen und Verhärtungen der Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur.
    Das Herz-Kreislauf-System wird immer anfälliger. Die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden bestätigt jedes Jahr wieder, dass etwa 50 Prozent aller Todesfälle in Deutschland aufgrund von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erfolgen.
    Wer sein Bein für vier Wochen in Gips gelegt bekommt, muss sich auf starken Muskelschwund einrichten und danach gewissermaßen erst wieder gehen lernen. Dass während der Zeit der Ruhigstellung auch das Herz schwächer wird, es sei denn, man bleibt trotz des Gipsbeines mit dem Rest des Körpers aktiv, ahnen die wenigsten. Studenten der Sporthochschule Köln verloren nach nur neuntägiger Bettruhe bereits 21 Prozent ihrer maximalen Sauerstoffaufnahmekapazität, das heißt, sie waren in ihrer Gesamtleistung um 21 Prozent geschwächt.
    Einem durch diese passive Lebensweise über die Jahre eingetretenen Muskelschwund kann man bereits durch ein minimales Belastungstraining erfolgreich entgegentreten. Schon wenn nur 17 Prozent der gesamten Skelettmuskulatur regelmäßig angemessen beansprucht werden, kann das bei sechs bis acht Wochen Training zu erstaunlich guten Ergebnissen führen – und das bei nur 40- bis 60-prozentiger Belastungsintensität (das entspricht etwa einem Pulsschlag von 130 bei gesunden 20- bis 30-Jährigen).
    Im Herz-Kreislauf-Institut der Deutschen Sporthochschule Köln wurde in Sachen »Effekte eines Ausdauertrainings« ermittelt, dass sich schon nach einem sechswöchigen Fahrradtraining mit nur |50| einem Bein (bei einer Belastungshöhe von 150 Watt) die Pulsfrequenz um 20 Schläge pro Minute senken ließ. Noch deutlicher war der Gewinn im Sauerstoffverbrauch: Er hatte sich bei dem trainierten Bein um sage und schreibe 43 Prozent verringert und damit das Herz entsprechend entlastet. Da allein die Beine 40 Prozent der Gesamtmuskulatur des Körpers ausmachen, kann durch Laufen am schnellsten eine Leistungsverbesserung erzielt werden.
    Als Grundregel gilt: Je intensiver innerhalb der physiologischen Grenzen ein Organ beansprucht wird, desto ausgeprägter passt es sich in gestaltlicher, struktureller und funktioneller Hinsicht an
    Ungenutzte Reserven aktivieren
    Gerade für Untrainierte eröffnet sich mit dem Einstieg in ein bewegtes Leben ein großes Feld an Möglichkeiten, denn sie haben die größten Möglichkeiten, ungenutzte Reserven zu aktivieren. Alle 638 Muskeln Ihres Körpers warten nur darauf, aktiviert zu werden und loslegen zu können. Und wenn wir erst begreifen, wie wunderbar die Muskulatur als größtes und wichtigstes Stoffwechselorgan arbeitet und wie wenig es braucht, um sie effektiv werden zu lassen, dann werden wir erkennen, dass wir nirgendwo in so kurzer Zeit so große Gewinne erzielen können wie in und mit unserer Muskulatur. Ziel soll es daher sein, vom Muskelbesitzer zum Muskelbenutzer zu werden, damit das größte und wichtigste Stoffwechselorgan auch optimal arbeiten kann. Denn wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun!
    Die Funktion der Muskeln ist sehr stark von der Zahl und Leistungsfähigkeit der Mitochondrien und Ribosomen abhängig.
Mitochondrien
sind allerkleinste »Kraftwerke«. Sie haben Bakteriengröße |51| und einen traumhaften Wirkungsgrad. Sie allein erzeugen die mechanische Kontraktionsenergie in den Muskelzellen. Schon bei geringem Trainingsaufwand beginnen sie sich zu vermehren (bis zu 100 Prozent) und zu vergrößern (bis zur
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