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Keine Macht den Doofen

Keine Macht den Doofen

Titel: Keine Macht den Doofen
Autoren: Michael Schmidt-Salomon
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dass erstaunlich
viele Menschen den Glauben an die Vernünftigkeit der Systeme, innerhalb derer sie
agieren, verloren haben. Im Grunde befinden sie sich in einer ähnlichen
Situation wie die kaiserlichen Diener in Andersens Märchen: Sie
wissen zwar, dass der Kaiser nackt ist – doch sie
müssen ihre Schleppenträger-Rolle in diesem absurden Theaterspiel so lange
weiterspielen, bis es in die letzten Winkel des öffentlichen Bewusstseins vorgedrungen
ist, wie gnadenlos hirnrissig die gesamte Vorführung ist.
    Tun wir also unseren Politikern, Unternehmern, Bankern,
Journalisten, Lehrern und Predigern den Gefallen und befreien sie aus den dummen Zwängen dummer Systeme! Stärken wir die Stimme der
Vernunft! Sprechen wir laut und deutlich aus, dass der
Kaiser nackt ist! Denn nur so kann die Farce, die uns tagtäglich von
Religioten, Ökologioten, Ökonomioten und Politioten dargeboten wird, beendet werden.
Es ist an der Zeit, für eine grundlegende Reform der sozialen Systeme zu
sorgen: Werden wir zu Architekten einer neuen kulturellen
Matrix , in der Schwarmintelligenz an die
Stelle von Schwarmdummheit tritt, in der sich die Hirnwürmer der Verblödung nicht mehr ausbreiten können,
weil das Gelée Royale der Bildung allen Erdenbürgern zur Verfügung steht!
    Der kategorische Imperativ unserer Tage lautet, falsche
Ideen sterben zu lassen , bevor Menschen für falsche
Ideen sterben müssen! Stellen Sie sich vor, was eine Menschheit, die
diesem Homo-sapiens -Imperativ folgt, erreichen
könnte! Um die Zukunft unserer Spezies brauchte man sich keine Sorgen mehr zu
machen. Immerhin konnte selbst die Vorherrschaft hartnäckigster Wahnvorstellungen
ihren Fortschritt nicht nachhaltig verhindern: Denken Sie nur an die phantastischen
Möglichkeiten der Technik, die großartigen Erkenntnisse der Wissenschaft, die
wunderbaren Schöpfungen der Kunst! Ist es nicht beeindruckend, was die Menschheit
trotz all der Irrungen und Wirrungen der Geschichte, trotz all der engstirnigen
Zensurversuche von Religioten und Politioten auf die Beine stellen konnte?
    Nicht weniger bemerkenswert ist, dass es der Menschheit auch in ethischer Hinsicht gelungen ist, ihre ursprüngliche
Beschränktheit Stück für Stück zu überwinden: Richteten sich altruistische
Empfindungen zunächst nur auf die eigene Sippe, waren es später
gesellschaftliche Teilgruppen, bald darauf alle Mitglieder einer Gesellschaft,
mit der UN -Menschenrechtserklärung sogar die Menschheit als Ganzes. Doch selbst damit war die ethische
Weiterentwicklung noch nicht abgeschlossen: Tierrechtler fordern heute zu
Recht, dass auch die Interessen nichtmenschlicher Tiere berücksichtigt werden
müssen. Wenn man einen Beleg dafür sucht, dass der Mensch das Potenzial hat,
ein besonders kluges und freundliches Tier zu sein, so findet man ihn hier: Kein anderes Tier sorgt sich um die Lebensqualität der Individuen
fremder Spezies. Die Besten unter uns aber tun genau dies – und schon allein deshalb wäre es schade, wenn der Mensch vorzeitig
von der Bühne des Lebens abtreten würde!
    Damit es nicht dazu kommt, müssten diejenigen, die von den
Hirnwürmern der kulturellen Matrix verschont wurden, Farbe bekennen. Es gilt zu
verhindern, dass Homo sapiens Homo
demens das Feld überlässt, denn: Wenn der Klügere
nachgibt, trägt der Dümmere den Sieg davon . Einen Triumph der Idioten
können wir uns heute jedoch noch weniger leisten als je zuvor: Der Zug der
Menschheit hat durch die kulturelle Evolution, durch Technik und Globalisierung
so viel Fahrt aufgenommen, dass es unverantwortlich wäre, die Steuerknüppel
ausgemachten Hohlköpfen zu überlassen. Schaffen wir also die
Voraussetzungen dafür, dass die Macht der Doofen gebrochen werden kann! Dies
ist und bleibt die große Herausforderung unserer Zeit.

 
    Anmerkungen
    1   John Adams,
zitiert nach Barbara Tuchmann: Die Torheit der Regierenden.
Von Troja bis Vietnam. Frankfurt/M. 2006, S. 12
    2   Friedrich
Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. In: Friedrich
Nietzsche: Werke in drei Bänden. Herausgegeben von
Karl Schlechta. München 1954, Band  II , S. 637
    3   In den
berühmten Matrix -Filmen der Wachowski-Brüder war dies
bedeutend einfacher.
    4   Arthur
Schopenhauer: Parerga und Paralipomena. In: Arthur
Schopenhauer: Züricher Ausgabe. Werke in zehn Bänden. Zürich 1977, Band IX , S. 79 (Fußnote)
    5   Dieses
Wortspiel gründet auf einer prägnanten Formulierung von Karl Marx und Friedrich
Engels, die im »Manifest der
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