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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre
Autoren: Imogen Parker
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von Freundschaften ging. Sie kannten praktisch niemanden, der Kinder hatte, und
sie waren beide so sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, daß sie auch keine
Gelegenheit gehabt hatten, Leute aus der Gegend kennenzulernen. Manchmal fragte
sie sich, warum sie überhaupt dorthin gezogen waren. Es war viel praktischer
gewesen, in der Nähe des Bürogebäudes ihrer Zeitung und von Stephens
Krankenhaus zu wohnen, aber es war Teil des Plans gewesen.
    Phase eins: Nach einem Haus in einem
grünen Vorort suchen, das einen Garten hat, in dem zukünftige Kinder spielen
können.
    Sie hatten sich schließlich für ein
Haus aus der Zeit Edwards VII an einer der Avenues entschieden, die von den
botanischen Gärten in Kew wegführten. Es mußte vollkommen neu gestrichen
werden, aber Alison hatte das genossen. Sie hatte ihre neue Küche sogar auf den
Seiten über Interieur in der Lifestyle-Rubrik gebracht, die sie bei der Zeitung
redigierte.
    Phase zwei: Empfängnis. Das war
überhaupt nicht nach Plan verlaufen, und sogar nachdem sie endlich schwanger
geworden war, hatte sie das Haus in Gedanken immer mit Versagen in Verbindung
gebracht. In der letzten Zeit hatte es ab und zu Momente gegeben, in denen sie
sich dabei ertappte, voll Wehmut an ihre kleine Wohnung mit Garten in Islington
zurückzudenken, die jetzt an eine andere alleinstehende Karrierefrau Anfang
dreißig vermietet war: an die billigen Kiefernmöbel, für die sie sich das Geld
so mühsam zusammengespart hatte, die schäbige Küche, in der sie Dutzende
ungezwungener Dinner Parties gegeben hatte und ihren Freunden auf irgendwelchen
Tellern Pasta und Salat serviert hatte.
    Das Taxi kroch durch den dichten
Berufsverkehr. Alison sah auf die Uhr. Sie hatte gehofft, vor dem Kurs noch ein
kühles Bad nehmen zu können und statt des schwarzen Leinenkostüms ein sauberes,
weites Kleid anzuziehen, aber wenn es in diesem Tempo weiterginge, wäre es zu
spät dafür. Stephen hatte recht gehabt. Es wäre besser gewesen, die U-Bahn zu
nehmen. Viele Männer, die sie kannte, hätten darauf herumgeritten, aber das war
nicht Stephens Art. Er grollte nicht im stillen vor sich hin. Das war eines der
Dinge, die sie an ihm am meisten mochte.
    »Ich habe uns für danach einen Tisch
im River Café reserviert«, bemerkte er beiläufig, als sie sich dem Kreisverkehr
in Hammersmith näherten.
    »Ehrlich?« fragte sie. Alison war
erfreut, daran erinnert zu werden, daß Stephen trotz seiner im allgemeinen
methodischen Lebenseinstellung dazu fähig war, immer dann Überraschungen aus
dem Ärmel zu zaubern, wenn sie es am wenigsten erwartete.
    »Ja, ich dachte, es wäre schön, vor
meiner Abreise zusammen am Fluß zu Abend zu essen.«
    »Oh!« sagte sie, und ihre Stimmung
sank.
    Sie hatte in der Arbeit soviel zu tun
gehabt, daß sie einen Augenblick lang vergessen hatte, daß er am nächsten Tag
zu einer Ärztetagung nach Amerika flog. Die Konferenz fand ausgerechnet in der
ersten Woche ihres Mutterschaftsurlaubs statt. Als vor ein paar Monaten die
Einladung gekommen war und sie besprochen hatten, ob er teilnehmen sollte,
hatte sie gedacht, es könnte Spaß machen, vor der Geburt etwas Zeit für sich
selbst zu haben. Sie könnte die Gelegenheit nutzen, um den Kontakt zu ein paar
Freunden, die sie im Moment kaum noch zu sehen schien, wieder aufzufrischen,
gemütlich zu Mittag zu essen oder sich Nachmittage im Fitneßclub zu gönnen. Sie
hatte zu Stephen gesagt, er solle sich keine Gedanken machen. Aber damals hatte
sie die Hitze nicht vorhersehen können oder wie dick und unwohl sie sich fühlen
würde. Jetzt, wo seine Abreise bevorstand, kam sie ihr wie Verrat vor.
    »Was ist los?« fragte Stephen.
    »Ich wünschte nur, du hättest es mir
gesagt«, sagte sie und versuchte, sich eine vernünftige Erklärung für ihre
plötzliche, abgrundtiefe Niedergeschlagenheit auszudenken.
    »Aber wir haben das doch
besprochen...«
    »Nein, ich meinte nur das River Café,
sonst nichts«, unterbrach sie ihn. »Ich habe keine Zeit mehr zum Umziehen, und
so kann ich nicht gehen.«
    Die Ärmel ihrer schwarzen Leinenjacke
waren verknittert, und sie spürte den Schweiß am ganzen Körper.
    »Du siehst hübsch aus.. Erhitzt, aber
hübsch...«, sagte er und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Diese Geste
reizte sie nur noch mehr. Sie stieß seine Hand weg, als könne sie die
zusätzliche Hitze durch seine Berührung nicht ertragen.
    »Vielleicht sollten wir den Kurs
einfach schwänzen. Ich weiß nicht, ob ich der
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