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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre
Autoren: Imogen Parker
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Sache gewachsen bin«, sagte sie
und sah aus dem Fenster. Auf allen vier Spuren des Hammersmith Broadway stauten
sich Autos und stießen Abgase in die dampfende Luft.
    »Auf keinen Fall. Es wird dir
gefallen«, redete Stephen ihr zu. »Uns beiden. Du hast recht, wir müssen andere
werdende Väter und Mütter kennenlernen.« Urplötzlich konnte sich Alison alles
andere vorstellen, als einen Raum voller Unbekannter zu betreten.
    »Nein, es wird mir nicht gefallen«,
beharrte sie. »Ich habe zuviel Angst.«
    »Wovor hast du Angst?« fragte er
geduldig.
    »Vor allem. Ich weiß nicht...« Sie
zuckte mit den Schultern.
    Stephen konnte so aufreizend
pedantisch sein. Er verhielt sich, als gäbe es auf alles eine Antwort, während
sie in den letzten paar Monaten das Gefühl gehabt hatte, nicht einmal die Frage
zu kennen.
    »Liebling, du bist ein bißchen
irrational...«, versuchte Stephen sie zu beruhigen.
    »Ja, ich weiß, Stephen«, konterte sie
eisig und sah mit voller Absicht von ihm weg. »Gefühle sind nun mal
irrational.« Sie betonte seinen Ausdruck nachdrücklich und fügte halblaut
hinzu: »Nicht, daß du das verstehen würdest...«
    Sobald es heraus war, wünschte sie
sich, sie hätte es nicht gesagt. Sie sah ihm ins Gesicht und erkannte, daß die
Bemerkung ihn verletzt hatte.
    »Es tut mir leid.« Sie machte sofort
einen Rückzieher. »Das war wirklich unfair... Es ist bloß so heiß... Ich komme
um vor Flitze...«
    »Ist schon okay.« Er verzieh ihr
sofort. »Ich weiß, ich hätte mich nicht zu dieser Konferenz anmelden sollen,
aber jetzt stehe ich auf dem Programm und...«
    »Nein wirklich, es ist in Ordnung. Ich
komme zurecht«, hörte sie sich sagen und versuchte ihn mit einem Lächeln zu
versöhnen, aber er blickte starr geradeaus, ratlos, so als könne er auf dem
Taxameter etwas ungeheuer Interessantes sehen.
    Alison starrte auf die Ampeln in der
Ferne, die von Rot auf Rot und Gelb und dann auf Grün umsprangen. Trotzdem
setzte sich der Verkehr nicht in Bewegung. Blinzelnd hielt sie Tränen der
Enttäuschung zurück. Sie fragte sich, warum in ihrer Beziehung zu Stephen, die
fünf Jahre lang völlig reibungslos funktioniert hatte, in den letzten paar
Wochen Probleme aufgetaucht waren, so als seien sie beide leicht asynchron
geworden. Es war ein bißchen so wie mit dem Reißverschluß ihrer weichen
Ledertasche, dachte sie, während ihre rechte Hand geistesabwesend mit dem
Anhänger spielte, der vom Verschluß baumelte. Früher waren die beiden Hälften
problemlos zusammengeglitten, aber seit kurzem verklemmte sich eine Seite immer
mit dem Futter, was Alison dazu brachte, mit Ungeduld daran zu zerren, wodurch
der Verschluß vollkommen kaputtzugehen drohte.
     
    Lia lag nackt auf dem Bett. Der
elektrische Ventilator brummte, während er sich träge auf dem Sockel drehte,
die geschlossenen Vorhänge rascheln ließ und dann einen sanften Luftzug auf
ihre Haut wehte. Erst als sie Neils Schritte auf der Holztreppe hörte, öffnete
sie die Augen und bemerkte, daß sie sich in ein Nachmittagsnickerchen hatte
einlullen lassen.
    »Hallo, Schönheit.« Neil stand neben
dem Bett, beugte sich herab und streifte ihren Mund mit einem zarten, trockenen
Kuß. Er kniete sich aufs Bett und legte die Lippen auf ihren Bauch. »Hier ist
Dad«, flüsterte er gegen die gedehnte, weiche Haut. »Warst du heute auch brav?«
    Er drückte einen Kuß auf Lias
gewölbten Bauch und wandte dann sein Gesicht ihrem zu. Seine Wange ließ er dort
ruhen, und er lächelte verlegen, fast beschämt durch seine eigene Albernheit.
    Lia gefiel es, wenn er mit dem Baby
sprach. Sein nordenglischer Akzent war so sanft, und die untypische
Sentimentalität ließ ihn irgendwie verwundbar erscheinen. Sie streichelte ihm
das feuchte Haar aus der Stirn. Sein Gesicht auf ihrem dicken Bauch fühlte sich
wie feines Schmirgelpapier an: Sie konnte das Salz in seinem Schweiß riechen.
Sie liebte die reine Körperlichkeit des Hautkontaktes, das Gewicht seines
Kopfes, der neben ihrem Baby ruhte. Sie lagen da und sahen sich intensiv an,
vereint in einem friedlichen Kokon stiller Zufriedenheit.
    »Wieviel Uhr ist es?« fragte sie ihn
schließlich.
    »So gegen sechs, glaube ich«,
antwortete er und rutschte im Bett nach oben, so daß er neben ihr liegen
konnte. Er faltete die Hände hinter dem Kopf. »Entschuldige, daß ich ein
bißchen spät dran bin, aber das erste Team hat sich am Anfang fürchterlich
angestellt.«
    Neil war Fachbereichsleiter für Sport
an einer
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