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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre
Autoren: Imogen Parker
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schön aus.«
    Das unerwartete Kompliment ließ sie
erröten.
    »Aber ist das nicht unpraktisch? Was
ist, wenn wir Übungen machen müssen oder sowas?«
    »Übungen? Du hast doch gesagt, wir
wollen nur Leute kennenlernen«, sagte er und blickte mißtrauisch auf, als er
sich auszog, um zu duschen.
    »Na gut, ich zieh das Kleid an«, sagte
sie schnell, weil sie ihm den Kurs nicht völlig verleiden wollte.
     
    Der Asphaltweg schmolz in der Sonne.
Er war so klebrig, daß Alison bei jedem Schritt ihre Schuhe zu verlieren
drohte. Auch die Veranda mit dem dunklen Efeu und dem kühlen Boden, der mit
orangen und schwarzen Fliesen belegt war, bot keinen Schatten. Die Sonne drang
erbarmungslos in jeden Winkel.
    Eine zierliche Frau öffnete die Tür,
führte sie fröhlich und gebieterisch in das große Wohnzimmer und stolzierte
dann in die Küche, um kühle Getränke zu holen.
    Provinzhotel, späte Achtziger, dachte
Alison, als sie die mit Chintz bezogenen Möbel und die drapierten Vorhänge
schnell einer kritischen Beurteilung unterzog. Es war die Art von Einrichtung,
die sie absolut verabscheute, und ihre Überladenheit ließ die Hitze drinnen
fast schlimmer erscheinen als draußen. Stephen setzte sich sofort von ihr ab.
Der pseudoviktorianische Bücherschrank schien ihn magnetisch anzuziehen. Er
stand mit gebeugtem Kopf davor, um die Titel zu lesen, und zog wahllos ein paar
Bände heraus. Die beiden anderen Frauen im Raum stellten sich zaghaft Fragen
über ihre Geburtstermine; die Männer tauschten Bezeichnungen für die Hitze aus
— Grill, Backofen, Inferno.
    Vollkommen ihrem Schicksal überlassen,
stand Alison mitten auf dem rosafarbenen Teppich und wünschte, sie wäre ein
Mensch, den andere Leute zugänglich fanden. Sie war sich bewußt, daß ihre Aufmachung
als Karrierefrau die anderen abschreckte, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie
sich in das Gespräch einbringen konnte. Es war so heiß. Sie wünschte, sie
könnte einfach die Flucht ergreifen, aber dafür war es jetzt zu spät. In ihr
stieg Verärgerung über Stephen auf. Wie konnte er sie einfach so stehenlassen?
    Die Dame des Hauses kam mit einem
vereisten Krug zurück, aus dem sie Wasser in Highballgläser goß. Sie ließ in
jedes einen Eiswürfel plumpsen und reichte Alison eines davon.
    »Danke«, sagte Alison erleichtert,
fischte den Eiswürfel heraus und rieb sich damit den Nacken.
    »Tolle Idee«, sagte eine der Frauen,
tat es ihr nach und lächelte sie mitfühlend an.
    Alison lächelte zurück und fühlte sich
etwas besser.
    »Na, das hat das Eis gebrochen«, sagte
ihre Gastgeberin, und alle lachten höflich. »Also, Frauen auf den Boden«,
lautete ihre Anweisung. Sie erklärte, daß es für das Baby am besten war, wenn
sie sich gerade hielten.
    Zu Alisons Überraschung gehorchten
alle, sie selbst eingeschlossen. Sie setzten sich auf den trockenen Wollflor
und taten, als sei das bequem. Die Männer ließen sich hinter ihren Partnerinnen
in den Sesseln nieder.
    »Es fehlen noch ein paar, aber wir
fangen trotzdem an«, sagte die Gastgeberin. »Ich heiße Judith. Was Sie gerade
durchmachen, habe ich schon zweimal hinter mir! Meine Kinder sind jetzt fünf
und drei. Ich gebe seit zwei Jahren Geburtsvorbereitungskurse. Also, wer von
Ihnen möchte anfangen? Sagen Sie uns nur Ihren Namen und alles, was Ihnen
wichtig erscheint.«
    Sie sah von einem Gesicht zum anderen,
und ihr Blick blieb an Alison hängen.
    »Alison«, sagte sie. »Ich bin
Redakteurin der Lifestyle-Rubrik bei einer Sonntagszeitung... Äh, was sonst
noch?« Sie sah Judith an, weil sie nicht mehr weiter wußte.
    »Wann ist es bei Ihnen soweit?« fragte
Judith.
    »Ach ja... in fünf Wochen.« Alison
bemerkte sofort, daß sie die falsche Antwort gegeben hatte. Als Mutter
definierte man sich über sein Baby, nicht über seinen Beruf.
    »Und Ihr Mann heißt...«, lenkte Judith
sie weiter.
    »Stephen«, antwortete Alison, streckte
die schlanken, manikürten Finger nach hinten, um seine Hand zu fassen, griff
jedoch ins Leere. Sie drehte sich um und sah, daß Stephen vor sich hin starrte
und weder ihrer Hand noch irgend etwas anderem im Raum Beachtung schenkte.
    »Stephen ist Professor«, versuchte sie
zu erklären und fuhr sich mit den so schmählich ignorierten Fingern durch die
Spitzen ihres Kurzhaarschnitts.
    Im Zimmer erhob sich ein Raunen und
leises Lachen. Sie hatte nur eine humorvolle Bemerkung machen wollen, aber
irgendwie hatte es angeberisch geklungen.
    »Sie heißen also Stephen?«
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