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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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durch die Suppe und blinzelte mühsam in die sämige Brühe. Ob er sie vielleicht durch ein Sieb gießen sollte? Möglicherweise konnte er die verlorengegangene Linse so wiederfinden.
    Doch dann erkannte er ein Glitzern im hellen Grün. Mit einem Teelöffel rettete Andrew seine Kontaktlinse aus der Suppe. Da er keine Reinigungsflüssigkeit bei sich hatte, hielt er die Kontaktlinse kurz entschlossen unter den Wasserhahn, setzte sie wieder ein und hoffte das Beste.

    Erneut waren auf der Treppe zu Kates Arbeitszimmer Schritte zu hören. Leichte, federnde Schritte. Ein kurzes Klopfen, eine angemessene Pause, dann trat Paul Taylor ein. Ein adretter, in sich ruhender Mensch. Hätte er sein Haar wachsen lassen, würde er mit einer Fülle rotgoldener Locken wahrscheinlich einem jungen Don Juan gleichen, ging es Kate durch den Kopf, und sie musste unwillkürlich über diesen Gedanken lächeln. Pauls Haar war militärisch kurz und sehr ordentlich geschnitten. Mit einer Spur Gel hielt er es in Form. Seine grauen Augen gaben nichts preis; sein Gesicht wirkte wie das eines geübten Pokerspielers.
    Selbst seine Freizeitkleidung war sauber und gebügelt. Seine Jeans sahen aus, als hätte er sie gestärkt. Kate fragte sich, ob er sich so gab, weil er Polizist war, oder ob seine gestärkte und gebügelte Grundhaltung ihn diesen Beruf hatte ergreifen lassen.
    »Entschuldige die Störung«, sagte er.
    »Schon gut.« Der Satz kam ihr inzwischen wie selbstverständlich über die Lippen – Übung macht den Meister.
    »Ich denke, du solltest dringend die Publicity-Dame deines Verlags anrufen, Aisling Furnavent-Lawne.« Mein Gott, er sprach den Namen der Frau tatsächlich ohne zu zögern richtig aus! »Sie hat den ganzen Nachmittag versucht, dich zu erreichen. Als sie das letzte Mal anrief, sagte sie, dass sie nur noch zwanzig Minuten im Büro wäre.«
    »Wahrscheinlich muss sie zu einem Champagner-Empfang mit einem ihrer Bestseller-Autoren. Warum tut sie nie etwas für mich?«
    »Ich glaube, sie versucht es gerade. Aber du müsstest zurückrufen. Von den zwanzig Minuten sind höchstens noch fünf oder zehn übrig.«
    »Gib mir zehn Minuten«, sagte Kate. »Danach komme ich nach oben und rufe sie an. Versprochen.«
    »Was ist los mit dir? Wieso versteckst du dich hinter verschlossenen Türen? Da oben sind Leute, die sich nach deiner Gesellschaft sehnen, und eine Werbefrau, die dich berühmt machen möchte.«
    »Ich versuche zu arbeiten.«
    »Du sitzt nur da und starrst grimmig auf deinen Bildschirm. Ich glaube, du hast heute Nachmittag noch nicht einen einzigen vernünftigen Absatz geschrieben. Warum lässt du es nicht für heute sein und kommst zu uns nach oben?«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Ich sichere nur eben meine Datei, dann komme ich.«
    »Post ist auch gekommen, unter anderem ein kleines Päckchen. Und der Tee ist so gut wie fertig.«
    »Nach dem Tee müssen wir uns um Harleys Hausaufgaben kümmern«, seufzte Kate resigniert.
    »Unsere Bemühungen um Harley zeigen die ersten Resultate«, versuchte Paul, sie aufzuheitern. Er drehte sich um und verließ den Raum so unaufdringlich, wie er gekommen war. Einen Moment lang starrte Kate die geschlossene Tür an. Ein Päckchen? Kate liebte Päckchen. Und wollte sie wirklich, dass ihr Haus so leer wäre wie das von Andrew?

    Wäre sie vielleicht glücklicher auf einer einsamen Insel , weit weg vom Getümmel Londons? Sie könnte ihre neuen Kleider einpacken und nur ihre Dienerin und ihre geliebte Katze Pilgrim mitnehmen , damit diese ihr in der Einsamkeit Gesellschaft leisteten . Ein Kiste Bücher würde sie ebenfalls mitnehmen und sich darauf konzentrieren , ihren Geist weiterzubilden . Wer brauchte schon einen Mann?

    Kate las den Abschnitt noch ein weiteres Mal und hoffte, dass er ihr wenigstens jetzt interessant und gut geschrieben vorkäme. Nein, sie fand ihn immer noch schrecklich. Und was noch viel schlimmer war: So würde sich das Buch nie und nimmer verkaufen. Niemand würde einen romantischen Roman lesen wollen, dessen Heldin den Männern abschwor. Selbst ihr treuester Leser würde über den Satz Wer brauchte schon einen Mann? nicht hinauskommen. Er würde das Buch zuklappen und umgehend in die Bibliothek zurückbringen. Empfehlen Sie mir bloß nie wieder ein Buch von dieser Ivory, würde der treue Leser zum Bibliothekar sagen, ich mag diese aggressiven modernen Feministinnen nicht. Kate markierte den Absatz, löschte ihn, ging eine Seite zurück, las sie durch und entschloss
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