Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
Vom Netzwerk:
ja doch nicht so übel! »Und wie geht es dem kleinen Krötengesicht – entschuldige, ich meine natürlich Tyler? Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört.« Kein Gepolter, kein Geschrei, keine Wutanfälle. Ein wahrer Segen!
    »Jetzt, wo du es sagst: Du hast Recht, er sieht tatsächlich ein bisschen wie eine Kröte aus. Jace hat dafür gesorgt, dass Mum ihn in den Kindergarten steckt.«
    »Ach wirklich? Und wie macht er sich da?«
    »Ein paar Kinder haben sich beschwert, aber ihm geht es gut.«
    Harleys verschlossene Miene erklärte Kate mehr als seine Worte. Der Junge war zu Hause nicht mehr glücklich, seit sein Vater Trevor die Familie verlassen hatte. Kate nahm den Umstand, dass Jace auf einer gemüsefreien Ernährung aus fetttriefendem Junkfood bestand, zum Anlass, Harley fast jeden Abend zu einem vernünftigen Abendessen einzuladen. Hinzu kam die unausgesprochene Tatsache, dass Kates Haus im Vergleich zum nachbarlichen Domizil für Harley eine Zuflucht voller Ordnung und Bildung darstellte. Kate und ihre Freunde mochten eine merkwürdige Gesellschaft sein, die oft viel zu lange Worte benutzte, aber sie schrien einander nicht an und prügelten nicht herum, wenn sie Alkohol getrunken hatten.
    »Zeig mir dieses Buch doch einmal«, sagte Kate.
    Harley drückte Kate ein dickes, sehr buntes Taschenbuch in die Hand, auf dessen Einband Goldlettern auf schillerndem Rot prunkten. Kate studierte die Illustration. Zwei Frauen, deren ansehnliche Busen aus äußerst knappen Miedern quollen, lächelten mit schmollenden, sehr roten Lippen einen prahlerischen Helden mit windzerzausten, dunklen Locken an.
    »Sieh an, ein echter Herz-Schmerz-Mantel-und-Degen-Roman«, staunte sie. »Ich wusste gar nicht, dass es heute noch so etwas gibt. Wer hat ihn geschrieben?«
    »Devlin Hayle«, antwortete Harley. »Kennst du ihn?«
    »Devlin?« War das nicht der Name, den Aisling erwähnt hatte? Konnte es sich um die gleiche Person handeln? Merkwürdig – hatte man einen Namen ein Mal gehört, schien er plötzlich an jeder Ecke aufzutauchen. »Ich glaube nicht. Wie sieht er denn aus?« Kate prüfte den Druckvermerk. Das Buch war bei Fergusson verlegt worden, ihrem eigenen Verlag. Sie blätterte zum Schwarz-Weiß-Foto des Autors auf der letzten Seite weiter.
    Stechende schwarze Augen blickten ihr direkt ins Gesicht. Ein sorgfältig platzierter Scheinwerfer hatte für Lichtreflexe in der Pupille gesorgt. Der Mann trug einen Bart und eine Künstlermähne, deren Locken ihm malerisch ins Gesicht fielen. Er sah aus, als wäre er etwa Anfang dreißig; eine empfindsame, kreative Seele, gewürzt mit einer Prise Don Juan. Kate suchte nach dem Namen des Fotografen und stellte fest, dass es sich um einen derjenigen handelte, die gerne schmeichelhaft vom Airbrush Gebrauch machten. Dachte man sich ein oder zwei Fältchen dazu, hatte dieser Devlin Hayle etwas entfernt Vertrautes.
    »Könnte sein, dass ich ihn kenne«, sagte Kate vorsichtig. Ihr wurde bewusst, dass sie Harley gegenüber einen Ruf zu verteidigen hatte. Aus den Tiefen ihres Gedächtnisses kramte sie eine vage Erinnerung an einen ausgesprochen lauten Mann namens Hayle hervor, der sich in den Glauben verstiegen hatte, er wäre attraktiv für das andere Geschlecht. Kate hatte ihn auf einer Autorenparty bei Fergusson getroffen.
    »Wie ist er? Was sagt er so? Hast du vielleicht ein Autogramm von ihm?«
    »Er ist sicher sehr nett.« Kate blieb auf der Hut. »Ich kann mich nicht genau erinnern, was er sagte, aber ich glaube, es war eine Bemerkung über die Kleinlichkeit des Kellners, der die Weingläser auffüllte. Leider habe ich ihn nicht um ein Autogramm gebeten; ich wusste ja nicht, dass du ein Fan von ihm bist.«
    »Er ist echt geil!«, sagte Harley. Das Wort war sein derzeitiger Favorit, wenn es um höchstes Lob ging. »Absolut geil!«
    »In dem Buch geht es sicher um viel Sex und Gewalt, nicht wahr?«, erkundigte sich Kate.
    »Klar. Voll geil! Du solltest vielleicht auch so ein Zeug schreiben«, fügte er freundlich hinzu. »Du würdest sicher total berühmt und eine Menge Knete verdienen.«
    »Schon möglich.« Kate gab sich Mühe, ein unwillkürliches Zähnefletschen zu unterdrücken.
    »Arbeitest du gerade?«, erkundigte sich Harley.
    »Ich versuche es.« Kates Augen wanderten zurück zum Bildschirm.
    »Was du da machst, diese Schreiberei, ist sicher kinderleicht, oder? Also manchmal, wenn du behauptest, du arbeitest, sitzt du mit geschlossenen Augen in deinem Sessel rum.«
    »Das nennt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher