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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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bei der Polizei irgendwie fehl am Platze. Er hätte eher in ein Geschäft für rosa Plüschtiere gepasst. Seine weiche, leise Stimme unterstrich diese Einschätzung vieler Kollegen. Doch als Kriminaltechniker schien er seinen Job zu machen. Die beiden Kommissare folgten ihm wortlos.
    Vor der Bürotür erwartete Meyer sie bereits und fing direkt an zu reden: »Also, nach meiner Einschätzung hat sich jemand einen Überblick über die Arbeit von diesem Altmüller verschaffen wollen. Auch wenn es zunächst nicht so aussieht: Sein Recherchematerial ist systematisch geordnet und, so scheint es, mal mehr, mal weniger genau durchgeschaut worden. Ich glaube nicht, dass das Altmüller selbst gemacht hat. Der hatte ja wohl den Überblick. Ich glaube auch nicht, dass es ein Einbrecher war, es sei denn, er hat sich viel Zeit dafür genommen. Am naheliegendsten ist da Frau Altmüller: Sie hatte Zeit und die Gelegenheit. Möglicherweise wollte sie wissen, an welchen Storys ihr Mann in letzter Zeit gearbeitet hatte. Warum auch immer.«
    Er machte eine kleine Pause. Als aber von den anderen keine Zwischenfragen kamen, sprach er weiter.
    »Auffällig ist aber noch etwas anderes. Auf dem Schreibtisch muss ein Computer gestanden haben, wahrscheinlich ein Notebook. Jedenfalls steht ein vereinsamter Drucker noch da, und auf dem sonst überfüllten Tisch ist eine entsprechende Stelle frei. Außerdem sind auch zwei Stellen auf dem Fußboden freigeräumt. Vielleicht war hier etwas, das der Einbrecher gesucht, gefunden und mitgenommen hat. Für jede weitere Aussage müsste ich genauer einsteigen.«
    Buhle wusste, dass es eigentlich die Aufgabe des Kriminaldauerdienstes war, nun die Ermittlungen einzuleiten. Er konnte nicht ohne Weiteres über den Kopf des stellvertretenden Leiters Frohwein irgendetwas bestimmen. Aber wie bewertete Frohwein am Ende einer langen Nachtschicht die Geschehnisse?
    »Eine Frau ist verschwunden. Sie hat vorher ihren Mann und ihre jüngere Tochter durch Unfall und Krankheit verloren. Ihre ältere Tochter lässt sie allein hier in diesem einsamen Gehöft. In der Nacht bricht mutmaßlich jemand in das Haus ein, ohne dass Einbruchsspuren vorzufinden sind. Außerdem kann angenommen werden, dass Computer und Unterlagen aus dem Arbeitszimmer des verstorbenen Mannes entfernt wurden. So weit richtig?«
    Frohwein hatte sich mit seiner Frage an die anderen Polizisten gewandt, die bestätigend nickten. Er fuhr fort: »Also, meines Erachtens gibt es drei Möglichkeiten. Erstens: Frau Altmüller hat irgendetwas in den Unterlagen ihres Mannes gefunden, dem sie nachgeht. Möglicherweise war sie heute Nacht noch einmal zu Hause, um nach ihrer Tochter zu sehen. Nachdem sie das Auto von Marie Steyn gesehen hatte, hat sie vielleicht angenommen, dass jemand sich um ihre Tochter kümmert, und ist wieder weggefahren. Sie könnte in der Nacht oder auch schon vorher die Dinge aus dem Büro mitgenommen haben. Das würde erklären, warum keine Einbruchsspuren gefunden wurden. Gesetzt den Fall, wäre es natürlich spannend zu wissen, was Frau Altmüller entdeckt hat, das sie so handeln lässt. Aber eine Straftat wäre nicht gegeben.«
    Beim letzten Satz hatte er Buhle angeschaut, der sich dazu aber nicht äußerte.
    »Zweitens: Frau Altmüller ist gestern davon abgehalten worden, nach Hause zu kommen. Ein Unfall, ein mentaler Aussetzer, vielleicht hat sie sich irgendwo betrunken. Sie ist Luxemburgerin, kann also auch irgendwo dort sein. Das erklärt aber nicht, wer heute Nacht hier war. Dass sie einfach nur bei Freunden oder ihren Eltern untergekommen ist und ihr Kind hier allein gelassen hat, ist ja wohl unwahrscheinlich, oder?«
    »Sehr unwahrscheinlich. Sowohl Marie Steyn als auch die Nachbarin haben das ausgeschlossen«, antwortete Buhle. Er hätte auch noch anfügen können, dass es genauso unwahrscheinlich war, dass sich die Mutter irgendwo betrunken hat, aber er wollte zunächst Frohweins dritte These abwarten.
    »Bleibt noch die Möglichkeit des Suizids. Du weißt, wenn jemand nach solchen Schicksalsschlägen völlig verzweifelt ist, könnte er alles andere ausblenden.« Frohwein machte eine kleine Pause. »Drittens: Frau Altmüller kann nicht nach Hause kommen, weil sie entführt, verletzt oder sogar getötet wurde. Dann wäre der Einbrecher heute Nacht vielleicht auch hinter der kleinen Tochter her gewesen oder wollte Beweise fortschaffen.«
    Er blickte die Kollegen der Reihe nach an. »Kann einer von euch eine der drei
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