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Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One

Titel: Kein Sterbenswort - Kein Sterbenswort - Tell No One
Autoren: Harlan Coben
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denn?«
    »Meine Schwester.«

    Wir aßen in einem schmierigen chinesischen Restaurant mit einem chinesischen Kellner, der nur Spanisch sprach. Shauna, tadellos gekleidet in ein blaues Kostüm mit einem Ausschnitt, der steiler abfiel als die Börsenkurse am Black Monday, runzelte die Stirn.
    »Schweinefleisch Mu-Shu in einer Weizen-Tortilla?«
    »Wo bleibt deine Abenteuerlust?«, fragte ich.
    Wir kannten uns seit unserem ersten Tag auf dem College. Im Meldebüro hatte jemand Mist gebaut und gedacht, sie hieße Shaun, so dass wir als Zimmergenossen eingeteilt wurden. Wir wollten den Fehler eigentlich melden, kamen dann aber ins Gespräch.
    Sie lud mich auf ein Bier ein. Ich fing an, sie zu mögen. Ein paar Stunden später entschlossen wir uns, es drauf ankommen zu lassen. Schließlich hätten unsere richtigen Zimmergenossen Arschlöcher sein können.
    Ich war am Amherst College, einer exklusiven kleinen Lehranstalt in West-Massachusetts, und falls es auf diesem Planeten einen gutbürgerlicheren Ort geben sollte, habe ich zumindest noch nie davon gehört. Elizabeth, der die Ehre zuteil wurde, bei unserer Abschlussfeier von der Highschool die Rede halten zu dürfen, hatte sich für Yale entschieden. Wir hätten auf dasselbe College gehen können, waren aber in ausführlichen Gesprächen zu dem Schluss gekommen, dass dies ein weiterer ausgezeichneter Test für unsere Beziehung wäre. Wieder entschieden wir uns für die erwachsene Lösung. Das Ergebnis? Wir vermissten uns wie verrückt. Die Trennung stärkte unser Zusammengehörigkeitsgefühl und gab unserer Liebe ungekannte Tiefe. Aus den Augen, in den Sinn.
    Schrecklich, ich weiß.
    Zwischen zwei Bissen fragte Shauna: »Kannst du dich heute Abend um Mark kümmern?«
    Mark war mein fünf Jahre alter Neffe. In unserem letzten Jahr auf der Universität fing Shauna an, mit meiner älteren Schwester Linda auszugehen. Vor sieben Jahren hatten sie Hochzeit gefeiert. Mark war das Nebenprodukt, nun ja, ihrer Liebe unter Zuhilfenahme einer künstlichen Befruchtung. Linda hatte ihn ausgetragen, und Shauna hatte ihn dann adoptiert. Weil sie ein wenig altmodisch waren, brauchten sie ein männliches Vorbild für ihren Sohn. Hier komme ich ins Spiel.
    Verglichen mit dem, was ich bei der Arbeit zu sehen kriege, ist dieses Familienleben wohlgeordneter als bei Ozzie and Harriet.
    »Null Problemo«, sagte ich. »Ich wollte mir sowieso den neuen Disney-Film angucken.«
    »Die neue Disney-Braut ist gar nicht übel«, sagte Shauna. »Seit Pocahontas gab’s nichts Schärferes.«
    »Gut zu wissen«, sagte ich. »Was macht ihr beiden heute Abend?«
    »Kann ich beim besten Willen nicht sagen. Jetzt, wo Lesben angesagt sind, ist unser Terminkalender randvoll. Ich sehne mich schon fast nach der Zeit zurück, als wir uns noch im stillen Kämmerchen versteckt haben.«
    Ich bestellte mir ein Bier. War vielleicht ein bisschen früh, aber eins würde mich schon nicht umhauen.
    Shauna bestellte sich auch eins. »Du hast dich also von dieser Dingsda getrennt?«, fragte sie.
    »Brandy.«
    »Genau. Ist übrigens ein hübscher Name. Hat sie eine Schwester namens Whiskey?«
    »Wir sind nur zwei Mal miteinander ausgegangen.«
    »Gut. Sie war eine hagere Hexe. Außerdem weiß ich eine, die perfekt zu dir passt.«
    »Nein, danke«, wehrte ich ab.
    »Sie hat eine Superfigur.«
    »Mach bitte kein Blind Date für mich, Shauna. Bitte.«
    »Wieso nicht?«
    »Weißt du noch, wie das beim letzten Mal gelaufen ist?«
    »Mit Cassandra?«
    »Genau.«
    »Was hat dir denn an ihr nicht gefallen?«
    »Erstens war sie lesbisch.«
    »Herrgott, Beck, jetzt sei doch nicht so bigott.«
    Ihr Handy klingelte. Sie lehnte sich zurück und ging ran, ließ mich aber nicht aus den Augen. Sie bellte etwas hinein und klappte es wieder zu. »Ich muss los«, sagte sie.
    Ich winkte, dass man mir die Rechnung bringen sollte.
    »Und morgen Abend kommst du vorbei«, ordnete sie an.
    Ich tat, als hätte es mir den Atem verschlagen. »Die Lesben haben nichts vor?«
    »Ich hab nichts vor. Deine Schwester schon. Sie muss ohne Begleitung zum großen Brandon-Scope-Empfang.«
    »Du gehst nicht mit?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wir wollen Mark nicht zwei Abende hintereinander ohne eine von uns allein lassen. Linda muss hin. Sie leitet jetzt die Stiftung. Ich gönn mir einen freien Abend. Also komm morgen vorbei, okay? Ich bestell uns was zu essen und wir sehen uns mit Mark ein paar Videos an.«
    Morgen war der Jahrestag. Wäre Elizabeth noch am
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