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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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Federn«, röhrte Rosi gut gelaunt und zupfte an meiner Bettdecke. Da halfen auch keine Ohrenstöpsel. Ich simulierte gepflegtes Weiterschlafen, doch dann begann sie auch noch zu singen: »Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen, Sonnenschein …« Konnte es Schöneres geben, als morgens in der Früh von Nana Mouskouri geweckt zu werden?
    Â»Ich bestimme gerne selbst, wann ich aus dem Bett hüpfe.« Eine gewisse Gereiztheit konnte ich mir nicht verkneifen.
    Â»Wir machen jeden Morgen Yoga. Zehn Zyklen des Sonnengrußes, und der Tag wird phantastisch. Bist du dabei?«
    Sie trug einen pinkfarbenen Jogginganzug und ein lilafarbenes Stirnband. Zu viel Farbe für diese Uhrzeit.
    Â»Heute nicht, vielleicht ein anderes Mal. Was habt ihr eigentlich heute Nacht gemacht? War ja schon ein wenig laut«, sagte ich, um vorsichtigste Formulierungen bemüht.
    Â»Stell dir das vor. Mitten in der Nacht ist Günter plötzlich hochgeschreckt. Ich ebenfalls. Wenn man so lange verheiratet ist, fühlt man, wie es dem anderen gerade geht. Das werdet ihr Turteltäubchen auch noch feststellen«, plapperte sie und kniff wieder in meine Wangen. Mittlerweile mussten sie so durchtrainiert sein, dass sie Rosis Zuneigungsattacken ohne Blutergüsse überstehen durften. »Und was war? Wir hatten in dem ganzen Trubel gestern Abend völlig vergessen, das Bett auszupendeln. Also haben wir flugs die Wünschelrute aus dem Koffer geholt, und voilà.«
    Sie blickte mich erwartungsvoll an.
    Â»Ihr habt also über einer Wasserader geschlafen?«
    Â»Schlimmer, viel schlimmer!«, stieß sie hervor und schüttelte den Kopf. »Metall! Das stört die Körperenergien noch empfindlicher. Wir mussten das Bett sofort umstellen, damit unsere Meridiane ungestört fließen konnten.«
    Ich betete zu Gott, dass die Heisterkamps uns nicht öfter besuchen würden, denn lange hielten meine Geduldsfäden das nicht mehr aus.
    Â»Wenn ihr Kaffee möchtet, mach ich welchen. Ansonsten gibt’s um acht Frühstück bei Karin.«
    Â»Nein«, sagte Rosi mit bedauerndem Unterton und fummelte an ihrem Stirnband herum. »Kaffee ist nicht gut für das innere Gleichgewicht. Wir trinken nur gereinigtes Wasser und Kräutertee. Und natürlich Milch von unseren Tieren.«
    Aber sie versicherte mir noch zehn Mal, wie sehr sie beide mit meiner Gastfreundschaft zufrieden wären und wie sie sich über den Schwiegerneffen in spe freuten. Das fand ich gut. Als sich das Ehepaar endlich den Yogaübungen hingab, braute ich in der Küche einen Kaffee, mit doppelter Pulvermenge. Vielleicht erwachte ich dann aus diesem Alptraum.
    Während ich mit schlechtem Gewissen das Heißgetränk schlürfte, verabschiedete sich mein Besuch in Richtung Nachbarschaft. Aus der Aussage, Karin hätte bestimmt einen Wasserfilter, hörte ich einen dezenten Vorwurf heraus, den ich geflissentlich ignorierte.
    Endlich allein, nahm ich mir Luna Mancinis Kiste mit bestimmt hundert Briefen vor. Unvorstellbar, was die sogenannten Fans alles zu Papier gebracht hatten. Einige erzählten ihre kompletten Lebensgeschichten, die Krankheit, Tod, Pleiten, Pech und Pannen beinhalteten. Nur Lunas Musik gäbe ihnen Kraft zum Leben. Ich überlegte mir eine Systematik und bildete Häufchen. Anonyme Briefe und solche mit Absender. Dieser Bredenbach, von dem mir die Schlagerdiva bereits erzählt hatte, hatte um die zwei Dutzend Briefe geschrieben. Meistens Liebesbriefe, aber manche auch mit bedrohlichem Unterton. So hatte er in der letzten Woche mitgeteilt, dass er die Warterei auf Lunas Gunst leid sei. Schließlich würde er sich sofort für sie scheiden lassen, aber sie würde ihn wie einen Fisch in der Luft zappeln lassen. Sie solle sich nun endlich für ihn entscheiden.
    Ich nahm mir die drei anonymen Drohbriefe vor. Eine Ähnlichkeit war auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Einer war aus Buchstaben einer Tageszeitung zusammengesetzt, einer aus einer Illustrierten, und einer bestand aus gemalten Druckbuchstaben. Angaben, wann die Briefe eingegangen waren, gab es nicht. In einem der Schreiben wurde die Sängerin als Hure bezeichnet, die bald bekommen würde, was sie verdiente.
    Ich beschloss, die Schriftstücke analysieren zu lassen. Ronny Sanger war ein Kumpel aus früheren Tagen, mit dem ich oft zu Punkkonzerten nach Oberhausen, Köln oder selbst Hamburg gefahren war.
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