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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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Knollengewächse aus konventionellem Anbau zurückgegriffen. Ein Notkauf sozusagen.«
    Â»Die Heisterkamps und Schumanns bauen ausschließlich ökologisch einwandfreie Produkte an. Natürlich verzehren wir auch nur solche«, klärte Günter mich mit finsterer Miene auf.
    Â»Ein Notkauf«, wiederholte ich gebetsmühlenartig. »Normalerweise kommen mir auch nur Bioprodukte auf den Tisch. Der Hirsch ist von einem befreundeten Jäger, und der Rotkohl von einem Coesfelder Biohof.«
    Â»Sonderangebote von Aldi« wäre treffender gewesen, aber da ich sie zum Einfrieren in Frischhaltefolie gepackt hatte, ließ sich die Herkunft nicht zurückverfolgen.
    Die Tischgespräche verliefen etwas zäh. Rosi wollte mich aushorchen, fragte nach meiner Kindheit und Jugend. Um ein gutes Bild abzugeben, schwindelte ich Episoden in meine Biografie, die das Wohlwollen der Heisterkamps fanden. So hatte meine Familie nie richtigen Urlaub gemacht, sondern stattdessen bei den Brokdorf-Demos an vorderster Front gestanden. Klein Dieter hatte mit den Eltern »no Atomstrom in mein Wohnhome« gebrüllt, ohne zu verstehen, was er da skandierte. Das kam gut an bei den Heisterkamps. Ebenso meine Touren in den Semesterferien durch die Bioläden im Moselgebiet. Ich ließ noch einige Tiraden gegen Alkohol, Konzerne und Globalisierung los, dann hatte ich die Herzen des Bauernpaares gewonnen.
    Â»Guter Junge«, offenbarte Günter und klopfte mir auf die Schulter.
    Â»Jetzt verstehe ich auch, warum Karin dich heiraten möchte. Du passt in unsere Familie wie ein Grünkernbratling in die Pfanne«, pflichtete Rosi bei.
    Auf meinen entsetzten Blick hin fügte sie rasch »Oder wie ein Adler in unseren Horst« hinzu.
    Gegen Mitternacht verabschiedeten sie sich endlich.
    Â»Mit den Eulen ins Bett, mit den Kühen aus dem Bett, denn nur der frühe Vogel fängt den Wurm«, wurde ich noch mit agrarökonomischen Weisheiten versorgt. Als die Zimmertür ins Schloss fiel, schlich ich zum Kühlschrank und befreite eine Flasche Köpi. Diese verbarg ich unter meinem Hemd und tappte ins Schlafzimmer.
    Â»Hallo, Süße. Wie läuft’s mit Jochen?« Ich funkte Karin Schumann an.
    Â»Super, der Junge hat sich toll entwickelt. Stell dir vor: Der hat sein Bett und das deiner Stiefmutter bezogen und mich lecker bekocht. Und wie war dein Abend mit Onkel Günter und Tante Rosi?«
    Â»Phantastisch. Wir surfen auf der gleichen Wellenlänge. Wenn Günter erst einmal aufgetaut ist, haut er eine Anekdote nach der anderen raus.«
    Â»Das freut mich unglaublich«, seufzte meine bessere Hälfte. »Die beiden sind nämlich in puncto Ökologie und Spiritismus etwas seltsam drauf und deshalb in ihrem Dorf und unserer Verwandtschaft als komisch verschrien. Dabei sind sie die liebenswertesten Menschen, die man sich vorstellen kann.«
    Â»Zum Frühstück schicke ich sie aber zu dir. Der neue Fall verlangt meine volle Aufmerksamkeit.«
    Â»Macht Sinn. Deine Stiefmutter hat sich nämlich bereits telefonisch angekündigt. Ihr Flieger landet um sechs in Düsseldorf, dann nimmt sie sich ein Taxi. Zugfahren ist nichts für sie, hat sie meinem Anrufbeantworter erklärt.«
    Â»Also ein Abbild meiner leibhaftigen Mutter?« Urplötzlich fröstelte es mich.
    Â»Nein. Vollkommen liebenswürdig. Wir werden uns super verstehen«, lachte meine Holde.
    Wir verabschiedeten uns so innig, wie das bei Telefonaten möglich war. Anschließend leerte ich das kühle Blonde und wanderte ins Reich der Träume.
    Durch ein Getöse in der Lautstärke einer Schrottpresse wurde ich wach. Vier Uhr. Definitiv keine Zeit zum Aufstehen. Ich stand senkrecht im Bett. Stürzte mein Haus tatsächlich ein? Obwohl bei dem Lärm nicht erforderlich, schlich ich aus dem Zimmer. Wer hätte das gedacht: Die Quelle der Ruhestörung lag im Gästezimmer. Es klang, als würden Möbel gerückt. Mit brachialer Gewalt. Ich hörte Günter stöhnen und Rosi ächzen. Ich überlegte hin und her, entschied mich aber gegen ein Eingreifen. Spätestens morgen früh würde ich sowieso erfahren, was die Heisterkamps im Dunkel der Nacht getrieben hatten.

Die Wünschelrute spricht
    Dank Ohropax schlief ich bis zum Morgen. Dieser startete entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten bereits um sechs.
    Â»Aufstehen, Dieter. Die Morgensonne lacht. Hoch aus den
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