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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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derzeitigen Stammkneipe. Ich bin mir sicher, dass ich die sukziv verkaufe. Mein Coach vom Arbeitsamt denkt das auch. Von dem habe ich auch das Wort ›sukziv‹. Klingt gut, wenn ich mich gewählt ausdrücke, wa?«
    Â»Das heißt ›sukzessiv‹.«
    Â»Wie auch immer. Ich nehme an, du hast noch keinen Weihnachtsbaum, oder? Mit Kugeln, Lametta, Sternen und dem anderen Gedöns gibt’s eine echte Nordmanntanne für schlappe fünfzig Euronen. Wann soll ich liefern?«
    Â»Am zwanzigsten Dezember. Mal was anderes: Ich habe einen Job für dich.«
    Â»Du machst einen Fehler. So günstig kann ich im Dezember nicht mehr sein. Da will jeder einen grünen Blickfang für die Lieben. Auch die Zubehörpreise werden anziehen. Angebot und Nachfrage. Wie viel würde mir dieser Job denn einbringen? Eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit.«
    Â»Dreihundert Euro bis zum Ende der Woche. Du kommst doch sowieso zu meiner Hochzeit, oder hast du schon vergessen, dass du mein Trauzeuge bist?«
    Â»Fünfhundert sollten schon drin sein. Schließlich kann ich während dieser Zeit meine Firma nicht weiter aufbauen«, erwiderte Gurkennase.
    Â»Vielleicht sind dreihundert zu großzügig«, überlegte ich laut. »Zweihundert tun es auch.«
    Â»Okay, okay. Was soll ich tun?«
    Ich erzählte ihm das Wesentliche in knappen Sätzen.
    Â»Du postierst dich vor Lunas Haus und passt auf, dass keine weiteren Anschläge passieren. Wann kannst du da sein?«
    Die avisierten drei Stunden waren in Ordnung. Ich teilte ihm Mancinis Adresse mit und kündigte dieser nach Beendigung des Gesprächs mit Grabowski seinen Besuch an. Genau genommen ihrem Anrufbeantworter. Wahrscheinlich schlief die Dülmener Lerche noch ihren Rausch aus.
    Nachdem das alles geregelt war, schwang ich mich ins Auto und raste an Weiden, Feldern, Wiesen und Zäunen vorbei in die City.
    Elektro & More, der Laden von Guido Matu, lag in einer gepflasterten Gasse schräg gegenüber einer Eisdiele, deren Pistazieneis zum Besten gehörte, was meinen verwöhnten Gaumen jemals gekitzelt hatte.
    Das Schaufenster des Elektroladens präsentierte neben den neuesten Hightech-Knallern auch gebrauchte Plattenspieler und Kassettenrekorder. Vergangenheit und Moderne, friedlich vereint.
    Schaffte man es, die verzogene Ladentür zu öffnen, wurde man mit einem wummernden Beat belohnt. Guido war nämlich Techno-Freak und hatte sich im Keller ein kleines Tonstudio eingerichtet, wo er bekannte Schlager mit viel Bass und mindestens hundertzwanzig BPM »pimpte«, wie er es nannte.
    Vor zig Jahren hatte mich mal ein Studienfreund gefragt, was den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Lied ausmachen würde. Bis ich zum ersten Mal Guidos Geschäftsräume betreten hatte, hatte ich ihm die Antwort schuldig bleiben müssen. Nach meinem ersten Besuch bei Elektro & More hatte ich besagten Kumpel direkt dorthin geschleppt: »Das ist ein schlechter Song, alle anderen sind gut!«
    Matu schraubte hinter der Theke an etwas herum, das entfernt nach einem Kaffeevollautomaten aussah, den er aber sofort beiseiteschob, als er den hohen Gast registrierte.
    Â»Der alte Nannen, ich werd nicht mehr!« Sprach’s und lief mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. »Lecko pfanni, wie lang ist es her, dass wir uns gesehen haben, zwei Jahre doch bestimmt, oder?«
    Â»Noch nicht lange genug, wenn ich mir die Schrottmucke hier anhöre«, schaffte ich noch loszuwerden, bevor er mich erdrückte. Guido war kein Leichtgewicht, und vor seiner Elektrokarriere war er jahrelang auf Jahrmärkten in einer Boxbude aufgetreten, und zwar nicht als Kartenabreißer.
    Â»Was treibt dich zu mir?« Er kreischte fast, so sehr schien er sich über mein Auftauchen zu freuen.
    Â»Die Sehnsucht, Guido, die pure Sehnsucht.« Endlich hatte ich mich aus seinen Klauen befreit.
    Â»Laber keinen Scheiß, Alter, also?«
    Â»Es geht um dieses Gerät hier«, flüsterte ich geheimnisvoll und zog das Spielzeug aus der Jackentasche. »Das ist benutzt worden, um einen Kronleuchter auf eine Dame stürzen zu lassen.«
    Â»Bei der Dame handelt es sich doch wohl nicht etwa um Karin Schumann?«
    Â»Nee, Luna Mancini war die Auserkorene, eine abgetakelte Tingeltangelsängerin.«
    Matu wich drei Schritte zurück und starrte mich ehrfürchtig an: »Doch nicht etwa die Luna Mancini,
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