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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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die Göttin des Schlagers, die Heilige des Chansons?«
    Â»Nein, nicht die, sondern die alkoholkranke Schmusesong-Missinterpretin, die abgehalfterte, aufgedunsene Trällerliese.«
    Â»Hast ja recht, sie hat ihre besten Zeiten hinter sich, aber immerhin habe ich zwei grandiose Stücke von ihr gepimpt. Eins davon war sogar wochenlang in den Radio-Pfiff-Charts vertreten. Jetzt mal Butter bei die Fische: Was hast du mit der Mancini zu schaffen?«
    Ich brachte ihn in knappen Worten auf den aktuellen Stand.
    Matu wurde immer aufgeregter, und als ich geendet hatte, riss er mir den Kasten förmlich aus der Hand und begutachtete ihn. Ich vertrieb mir die Wartezeit, indem ich mich im Laden umschaute. Hinterm Tresen moderne Unterhaltungselektronik à la Wii, Xbox und Playstation, rechts diverse Hi-Fi-Komponenten und Flachbildfernseher und auf der linken Seite Staubsauger und Waschmaschinen.
    Hintenraus gab es noch eine Werkstatt, mit der Guido eigentlich sein Geld verdiente. Wenn jemand seine Kettensäge zu einem Rasenmäher umrüsten wollte, kein Problem. Wenn einer C64-Spiele auf der Xbox daddeln wollte, kein Thema. Wenn jemand eine Schellackplatte übers iPhone abspielen wollte, nichts leichter als das.
    Â»Dieter, komm mal anbei!«, grunzte es in meinem Rücken, kaum dass der Sekundenzeiger zwei Runden gedreht hatte.
    Ich löste meinen Blick von einem Sandwich-Toaster und erwartete die Vorlesungsstunde im Fachbereich Elektrotechnik.
    Â»Simpel, aber effektiv. Eine kleine Sprengladung, die via Funk ausgelöst wird. Muss man kein Nobelpreisträger für sein, um das zu bauen, aber gewisse Kenntnisse braucht man schon.«
    Â»Wie weit darf der Sender vom Empfänger maximal entfernt sein?«
    Â»Dreißig, höchstens vierzig Meter, wenn keine Mauern dazwischen sind.« Das war mal eine scharfe Auskunft, schränkte es den Kreis der Verdächtigen doch erheblich ein.
    Â»Du hast das Teilchen aber nicht gebaut und verscherbelt, oder?«
    Das wäre auch des Guten zu viel gewesen: Matu hatte nichts dergleichen fabriziert, aber er versprach, sich mal unter den anderen Elektrofreaks umzuhören.
    Â»Und, wie laufen die Geschäfte?«, wechselte ich in den Small-Talk-Modus.
    Â»Kann nicht klagen, ehrlich. Seitdem ich beim Kauf eines neuen Fernsehers gegen eine geringe Gebühr das Sky-Vollprogramm installiere, rennen mir die Kunden die Bude ein. Ach, Scheiße, was red ich denn da, du bist ja ein Bulle.«
    Â»Privatschnüffler, das ist was völlig anderes. Was hältst du von einer Zechtour in nächster Zeit?«
    Â»Ist geritzt. Bimmel durch, und ich bin am Start. Hast bestimmt ein paar heiße Schoten zu erzählen, so als Schlüssellochspanner.«
    Damit war alles gesagt. Der Abschied fiel weniger druckintensiv als die Begrüßung aus, sodass ich ohne die Hilfe eines Orthopäden auf die Straße treten konnte.
    Auf dem Weg zum Auto registrierte ich, dass ich nicht allein war. Ein Ohrwurm begleitete mich, und zwar »Schwarzbraun ist die Haselnuss«, Guidos neueste Kreation. Es gab Schlimmeres im Leben. Aber nicht viel.

Polnischer Sliwowitz
    Bredenbach residierte in Münster-Roxel, dem Stadtteil, aus dem Annette von Droste-Hülshoff stammte. Historisches Terrain sozusagen. Noch heute stritten die Gelehrten über die Bedeutung des Namens. Die Interpretationen reichten von Rappenpferch bis Krähenwald, was bedeutete, dass man eigentlich nichts wusste. Mein für zwanzig Euro bei eBay geschossenes Navi führte mich zu einem Bürgerhaus der Jahrhundertwende mit angebautem Garagenhof. Diesen verließen gerade zwei Lkws mit der Aufschrift »Brefrost«.
    Ich parkte den Escort auf dem Bürgersteig und latschte auf den Hof. Hinter den Stellflächen befand sich ein Anbau, der als Büro diente. Ich stiefelte hinein. Hinter einem Rechner saß eine sympathisch wirkende Frau mittleren Alters. Sie trug die glatten blonden Haare halblang. Eine grüne Bluse und Jeans rundeten das Bild ab. Auf ihrem Schreibtisch stand ein Foto, auf dem Bredenbach mit zwei Jungen abgelichtet war. Also Regina. Wegen meiner messerscharfen Intelligenz klopfte ich mir in Gedanken selbst auf die Schulter.
    Â»Guten Tag, Frau Bredenbach«, begrüßte ich sie. »Ich heiße Dieter Nannen und suche Ihren Mann.«
    Â»Worum geht es denn? Über geschäftliche Dinge können Sie auch mit mir reden. Wir sind gleichberechtigte Partner.« Sie
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