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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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habe, bedauere ich dich. Aber du hast Glück: Der Kanister im Kofferraum ist voll. Hoffentlich reicht das bis zur nächsten Tankstelle.«
    Rasch füllte ich den Sprit ein, dann musste Karin auch schon weiter.
    Als ich während der Weiterfahrt mein Konterfei im Rückspiegel betrachtete, wurde mir klar, warum Karin auf den obligatorischen Abschiedskuss verzichtet hatte: Mein Haar war wirklich mit Vogelscheiße verklebt.
    Bei der nächsten Tanke füllte ich nicht nur den Benzinkessel bis zum Rand voll, sondern auch noch drei Reservekanister, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
    Zu Hause wusch ich mir die Haare und fütterte meine Tiere, da Mutter sich beharrlich weigerte, einen Fuß in die Stallungen zu setzen. Die Kaninchen hatte ich wie meinen Kotten geerbt. Aufgrund einiger privater Probleme in meiner Heimatstadt Essen hatte ich die Erbschaft angenommen und war ins westfälische Dorf umgesiedelt. Leider hatte sich kein Fernsehsender für mein Schicksal interessiert und eine finanziell lukrative Home-Story der Reihe »Wir wandern aus« gedreht. Dabei fand ich Buldern ebenso exotisch wie die kanadischen Holzfällersiedlungen in den Pseudodokumentationen der Privaten.
    Neben den Kaninchen hatte ich auch noch das Schwein Wilpert geerbt, das sich aber zügig in den Schweinehimmel aufgemacht hatte, natürlich ohne mein Zutun. Ersatz war jedoch schnell gefunden, und zwar in Form von Pedder, einem Geschenk von Stefan Jahnknecht.
    Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit waren mir die Viecher tatsächlich ans Herz gewachsen. Meine Familie. Hoffentlich fielen die Karnickel nicht dem Killer in die Hände.
    Pedder grunzte ekstatisch über den Steakresten der letzten Woche, und den Langohren wurde der Löwenzahn auch nicht langweilig. Genügsam, solche Mitbewohner liebte ich.
    Isolde hatte mir eine Nachricht hinterlassen, dass sie frühestens zur »Tagesschau« zu Hause sein würde. Sie wäre mit dem Taxi ins hundert Kilometer entfernte Düsseldorf gefahren, um sich ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte zu genehmigen. Wenn es sie glücklich machte. Damit hatte ich genug Zeit, ungestört meinen Hochleistungsrechner zu starten. Es dauerte geschlagene zehn Minuten, bis das Windows-Logo auf dem Monitor erstrahlte. Ich drückte das Icon für die Internetverbindung, und das Modem wählte mich in die weite virtuelle Welt. Leider dauerte der Aufbau der Google-Seite weitere zehn Minuten. Dieser Rechner von anno Tuck taugte nur noch für die Tonne. Frustriert schwang ich mich aufs Fahrrad – ich wollte den nächsten Tankstellenbesuch hinausschieben – und gurkte zum altbekannten Dülmener Internetcafé. Dort hievte ich mich dank zeitgenössischer DSL -Technologie auf den Daten-Highway. Na endlich.
    Da ich bei meinem Essener Controllerjob bei der August Klimke KG mehr Zeit im Internet verbracht als gearbeitet hatte, war es ein Klacks, im World Wide Web die Fährte des Kaninchenkillers aufzunehmen. Am 26.   Februar diesen Jahres wurde der preisgekrönte Karnickelbock Rudi getötet, das konnte ich dem Archiv des Dülmener Kuriers entnehmen. Der Besitzer, ein gewisser Alfons Pohlbeck aus Senden, sei entsetzt gewesen über die abscheuliche Tat.
    Ich ermittelte die Telefonnummer über das Örtliche und vereinbarte zehn Wimpernschläge später ein Treffen mit Alfons für morgen um sieben. Der frühe Vogel fängt den Wurm.
    Schicht für heute. Ich sattelte den Blechesel und strampelte zurück.
    Just als ich es mir auf der Couch bequem gemacht hatte, flog die Tür auf, und Isolde stand mit einer Flasche Schampus vor mir. »Hallo, mein Schatz. Sei so lieb und hol zwei Gläser.«
    Â»Was gibt’s denn zu feiern?«
    Ich durchwühlte den Wohnzimmerschrank nach den passenden Gefäßen. Seitdem meine Mutter hier das Regiment übernommen hatte, war nichts mehr an seinem angestammten Platz. Sie hatte gleich zu Beginn des Familien-Revivals unmissverständlich erklärt, dass mein Kotten einen völlig inakzeptablen Standard bot. Auch der importierte Nippes steigerte ihre Lebensfreude in meinen Hallen nur marginal. Daher schritt sie in ihren freien Stunden – und derer gab es viele – mit dem Buch »Feng Shui gegen tödliche Energien« meine Behausung ab und räumte meine Einrichtungsgegenstände von rechts nach links, von oben nach unten und wieder zurück. Angeblich war diese
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