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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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getroffen habe, hat sie für morgen ihren Besuch angekündigt. Sie möchte absolut sichergehen, dass die Vermählung eines Nannen würdig ist. Da mein Vater den Großteil des Juxes bezahlt, kann ich kaum verhindern, dass sie sich einmischt«, grummelte ich und zuckte mit den Achseln.
    Â»Und Karins Verwandtschaft möchte bestimmt auch ein Wörtchen mitreden?«
    Â»Ihre Eltern sind schon vor Urzeiten gestorben. Es gibt nur noch einen Onkel plus Tante, die irgendwo nahe der holländischen Grenze leben. Der Bruder von Karins Mutter. Und natürlich ihr Bruder Gerhard Tilke, der Chefredakteur des Dülmener Kuriers. Bisher habe ich aber noch nichts über spezielle Wünsche der Schumann-Sippe gehört. Der Nannen-Clan ist da deutlich anstrengender.«
    Â»Deine Mutter wird sich kaum blicken lassen, nach dem unschönen Hin und Her wegen der Erbschaft, richtig?«, fügte Otto hinzu und nahm einen Schluck aus der Tasse.
    In der Tat hatte Mama sich nicht gerade damenhaft verhalten, als mein Vater im letzten Jahr eine ärztliche Fehldiagnose erhalten hatte und wir uns kurz vor einer riesigen Erbschaft sahen. Als sich herausstellte, dass sich mein alter Herr bester Gesundheit erfreute, hatte sie eine finanzielle Entschädigung für ihre Mühen verlangt. Doch das war eine andere Geschichte.
    Â»Du wirst lachen«, schnaufte ich und grinste. »Während sie mir hier das Leben zur Hölle gemacht hat, hat sie unseren Dorfsheriff Reichert kennengelernt. Die Affäre hat zwar keine Woche gedauert, aber irgendwie will sie wohl doch bei der Hochzeit ihres Sohnes dabei sein. Da ich sie nicht eingeladen habe, hat sie wieder mit Kommissar Reichert angebändelt, und der ist natürlich prompt darauf reingefallen.«
    Â»Du hast Ludger Reichert zu deiner Hochzeit eingeladen?« Otto war ein wenig überrascht, wusste er doch von meinem ambivalenten Verhältnis zu dem Polizisten.
    Â»Ach, weißt du, bei meiner Profession kann ein guter Kontakt zum örtlichen Polizeiapparat weiß Gott nicht schaden, und so habe ich meinem Herzen einen Stoß gegeben und ihn auf die Liste gesetzt.«
    Otto wechselte das Thema: »Aber Karin wohnt noch nicht hier, oder?« Er blickte sich fragend um. »Zumindest lässt in deiner Wohnung nichts auf die Anwesenheit einer Frau schließen.«
    Â»Bis zur Hochzeit leben wir getrennt, dann ziehe ich zu Karin. Was aus meinem Kotten wird, haben wir noch nicht entschieden. Ist zwar eine alte Bruchbude, aber irgendwie hänge ich daran. Nun ja, kommt Zeit, kommt Rat. Aber jetzt zu dir: Warum warst du im Krankenhaus, und was kann ich für dich tun?«
    Verlegen rieb sich Baumeister die Hände und druckste herum.
    Â»Na los, gib Gas, meine Tiere warten auf Verköstigung.«
    Â»Ist eine längere Geschichte, also wenn du zuerst Pedder füttern möchtest …«
    Â»Geht schon. Also?«
    Â»Du weißt, dass meine geliebte Frau schon lange tot ist und ich seitdem nie wieder etwas mit dem weiblichen Geschlecht angefangen habe. Doch auch im Alter ist man nicht vor Amors Pfeilen gefeit. Ich bin verliebt. Verschossen, verknallt wie ein Jungspund.«
    Ich nahm einen kräftigen Hieb Kaffee und setzte mich aufrecht. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
    Â»Meinen Segen hast du. Wer ist die Glückliche?«
    Â»Wir sind noch nicht zusammen«, bemühte er sich hastig klarzustellen. »Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht einmal, ob meine Gefühle erwidert werden. Sie ist eine tolle Frau, eine richtige Lady«, schwelgte Otto mit verklärtem Blick.
    Â»Wo hast du sie kennengelernt, und wer ist es überhaupt?«
    Â»Ã„lteren Semestern wird in Dülmen nicht viel geboten. Das kulturelle Programm lässt zu wünschen übrig. Ich habe schon einige Eingaben an die Stadt gemacht, aber natürlich ohne Resonanz.«
    Baumeister war eine Seele von Mensch, aber seine Umständlichkeit raubte mir manchmal den letzten Nerv.
    Â»Otto!«
    Â»Schon gut. Kennst du das ›Hotel Metropol‹? Ein prächtiges Landhaus zwischen Dülmen und Coesfeld, idyllisch am Waldrand gelegen. Ernst Hofbauer, der Eigentümer, ist ein großer Kulturfreund. Seit Jahren holt er renommierte Künstler in sein Haus, die bunte Abende veranstalten.«
    Â»Und?«
    Â»Vor einem Monat war ich dort, weil mir im Seniorenheim die Decke auf den Kopf gefallen ist. Ich hatte zwar keine Ahnung, was geboten wurde,
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