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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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Karin, aber sie war nicht daheim. Also sind wir zu dir gefahren. Hach, wie ist das schön. Eine Hochzeit!« Erneut wurde meine Wange in Mitleidenschaft gezogen, zur Abwechslung aber die linke.
    Â»Bauernorakel?«
    Â»Eine Spinnerei«, mischte sich Jochen vorlaut ein. Der Junge hatte einen Mecki-Haarschnitt, der etwas aus der Mode war. Dazu weite Jeans und einen Bundeswehrparka, wie sie in meiner Jugend modern waren.
    Günter zeterte wieder los, leider oder zum Glück erneut in Fremdsprache.
    Â»Kannst du kein Deutsch sprechen?«, wurde er sofort vom Sohnemann angefahren. »Bis auf Mama versteht hier keiner dein Scheiß-Platt.«
    Â»Eine Woche Playstation-Verbot. Verstehst du das, Junge?«
    Â»Das finde ich krass ungerecht. Sag doch auch mal was, Frank.«
    Â»Dieter«, korrigierte ich. »Und dein Ton passt mir ehrlich gesagt auch nicht.«
    Auf Günters Gesicht deutete sich so was wie ein Lächeln an.
    Â»Wir haben einen Ziegenbock namens Siegbert. Um das Orakel zu befragen, deponieren wir Zettel mit den möglichen Antworten in verschiedene leere Eimer. Dann lassen wir Siegbert los. Und was soll ich dir sagen: Er läuft immer zum Kübel mit der richtigen Antwort«, erklärte er, unterstützt von ausladenden Arm- und Handbewegungen.
    Â»Aha.«
    Â»Immer!«, insistierte Günter, während Jochen trotzig auf den Boden rotzte. »Ich frage ihn oft nach dem Wetter. Seine Antworten treffen immer ins Schwarze. Siegbert ist ein Medium.«
    Â»Interessant.«
    Â»Dein Schwein ist auch ein Medium. Ich habe es nämlich ausgependelt. Das Tier hat das dritte Auge.«
    Â»Pedder? Niemals«, lachte ich, wurde aber sofort ernst, als ich Günters kritische Miene bemerkte.
    Â»Der Günter versteht etwas von medial begabten Tieren«, stieß Rosi ins selbe Horn.
    Â»Nun gut, ich werde Pedder im Auge behalten.«
    Â»Glaub doch diesen Scheiß nicht. Meine Eltern haben einen an der Klatsche. Kannst unser komplettes Dorf fragen«, schaltete Jochen sich wieder ein.
    Â»Zwei Wochen«, wurde die Strafe postwendend von Günter verdoppelt.
    Â»Ey, du bist so was von krass fies. Wir sind ein freies, demokratisches Land, da darf ich doch wohl meine Meinung sagen.«
    Ich war von den Heisterkamps bereits genervt, noch bevor sie einen Fuß in mein Haus gesetzt hatten.
    Â»Und euer Dackel Trudi ist auch ein Medium?«, fragte ich der Vollständigkeit halber.
    Â»Nee«, negierte Günter und schüttelte bedauernd den Kopf. »Tante Trudi hat mit Hellseherei nichts am Kopp. Ein Blindfisch vor dem Herrn.«
    Der Dackel knurrte, als hätte er verstanden, was sein Herrchen von ihm hielt.
    Â»Dann wäre das ja geklärt, aber bezüglich der Unterbringung sind wir noch keinen Schritt weiter. Ich versuche, Karin zu erreichen.«
    Nach dem zehnten Signalton nahm sie ab.
    Â»Oh, mein Ehemann in spe hat Sehnsucht nach mir. Leider hat die Versammlung der Dülmener Landwirte länger als erwartet gedauert. Bin aber gleich bei dir, also wärm schon mal das Bett an.«
    Â»Vorher müssen wir allerdings noch eine Kleinigkeit regeln«, säuselte ich, während mein Missmutspegel drastisch anstieg angesichts stark gefährdeter erotischer Freuden. »Die Heisterkamps sind bereits hier, da das Ziegenorakel den heutigen Tag als Anreisetag auserkoren hat.«
    Günter und Rosi nickten simultan. Jochen trampelte vor Wut auf den Boden. Tante Trudi scharrte im Kies.
    Â»Wenn Siegbert das meint, hat das schon seine Richtigkeit. Die Ziege hat sich noch nie geirrt.«
    Waren jetzt alle komplett verrückt geworden?
    Â»Es ist, wie es ist«, antwortete ich kryptisch. »Günter will aber nicht in meinem Haus schlafen, da es seiner Meinung nach akut einsturzgefährdet ist.«
    Â»Quatsch! Sei so nett und gib ihn mir mal.«
    Â»Bitte«, murmelte ich und reichte dem Landwirt das Handy.
    Vom Gespräch bekam ich nichts mit, aber alle paar Sekunden grunzte Günter. Schließlich gab er mir den technischen Wunderkasten zurück.
    Â»Ich schlafe bei dir.«
    Mist.
    Â»Woher der Sinneswandel bei deinem Onkel?« Ich korrespondierte wieder mit meiner Holden.
    Â»Ich habe ihm gesagt, dass der Vorbesitzer alle Baustoffe ausgependelt hat. Das Haus steht noch hundert Jahre.«
    Â»Hat er?« Mich wunderte langsam gar nichts mehr.
    Â»Natürlich nicht. Hauptsache, Günter ist happy.«
    Â»Aber Jochen schläft bei
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