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Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )

Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )

Titel: Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
Autoren: M. Hart
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    „Darf ich fragen warum?", brachte ich daraufhin leise und unsicher hervor.
    „Weil die irre kompliziert sind", antwortete Tom. „Gib mir mal bitte die Flasche da!", wechselte er dann das Thema und deutete auf eine neben meinem Bett stehende Flasche Wasser.
    Ich sah ihn verdutzt an und reichte ihm schließlich den gewollten Gegenstand.
    In dieser Situation wurde mir bewusst, dass er nicht wie ich war. Er schien normal zu sein und auf Frauen zu stehen. In meiner Kehle bildete sich ein Kloß und plötzlich wurde ich unglaublich wütend, gleichzeitig traurig und enttäuscht. Ich verspürte den Willen zu schreien, als sich in mir das Gefühl ausbreitete, unnormal zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde es mir hundertprozentig klar, als ob der Nebel meiner Gedanken mit einem Mal verdrängt worden war. Ich war wirklich schwul. Schwul. Das Wort hallte in meinem Kopf wider. Was würden meine Eltern davon halten? Was würden meine Freunde sagen? Wie würden Tante Morgan und Onkel Sean in ihrer penetranten Art darauf reagieren und was würde die Presse daraus machen? In Bruchteilen von Sekunden schossen mir etliche Schlagzeilen durch den Kopf: ‚Daniel Allen schwul' oder ‚Daniel Allen outed sich' .
    Ich wollte nicht schwul sein und fragte mich, warum nicht auch ich normal sein konnte? Hinzu kam, dass ich auch noch an der neben mir sitzenden Person, einem sehr guten Freund, interessiert war. Ich fühlte mich erbärmlich und begann mich vor mir selbst zu ekeln.
    „Dan! Dan! Hey, ich rede mit dir!", es klang für mich, als käme es aus der Ferne. „Warum antwortest du nicht? Ist alles in Ordnung? Dan?"
    Ich schüttelte mich kurz und registrierte Toms Hand, die wie wild vor meinem Gesicht herumfuchtelte. Erst jetzt kam ich wieder zu mir und verstand, dass Tom mit mir zu reden versucht hatte.
    „Entschuldigung! Tut mir leid, Tom. Ich war völlig in Gedanken", versuchte ich meine kurzfristige, geistliche Abwesenheit zu erklären.
    „Ja, das hat man gemerkt", grinste Tom. „Ich wollte eigentlich nur sagen, dass mein Vater mir gerade eine SMS geschrieben hat. Er wird in 10 Minuten hier sein."
    Ich nickte und blickte hilflos durch mein Zimmer. Plötzlich wollte ich nicht mehr mit. Ich wollte allein sein und mit niemandem über das reden, was mir in jenem Moment durch den Kopf schoss.
    Konnte das sein? Hatte ich mir tatsächlich Hoffnungen gemacht? Hoffnungen, nicht der einzig Schwule in diesem Zimmer zu sein?
    „Also, kommst du? Du solltest die Zeit besser nutzen, um dich bei deinen Eltern und nicht bei deinem Zimmer zu verabschieden!", riss Tom mich erneut aus den Gedanken.
    „Ja, nur ...", stotterte ich. „Tom ..."
    „Ja, ja. Das besprechen wir später. Nun komm endlich!", quengelte er ungeduldig und stand nur noch mit einem Fuß im Zimmer.
    Schließlich gab ich auf, denn es war unmöglich, jetzt noch abzusagen. Ich griff nach meinem Koffer und ging zusammen mit Tom die Treppen hinunter ins Wohnzimmer.
    Dort folgte augenblicklich die regelmäßige Prozedur: Umarmung da, Umarmung hier, Küsschen da und Küsschen hier.
    Ein wenig traurig machte es mich schon, meine Eltern und meine Hunde wieder allein lassen zu müssen, da ich gerade einmal wenige Stunden zu Hause gewesen war. Ich hoffte, dass mir dies niemand übel nahm. Nach einer weiteren ausgiebigen Verabschiedung beschlossen Tom und ich, vor der Tür auf seinen Vater zu warten.
    Wir setzten uns auf die Treppen, stellten meinen Koffer vor uns ab und kniffen die Augen auf Grund der blendenden Sonne leicht zusammen.
    „Und, was wolltest du vorhin sagen?", fragte Tom ruhig.
    „Ist nicht wichtig. Hat sich schon erledigt", antwortete ich, doch schien Tom damit nicht zufrieden zu sein.
    „Aber ...", begann er, doch wurde er glücklicherweise von einem lauten Hupen unterbrochen.
    Wir blickten beide auf und sahen den silbernen Wagen anrollen. Direkt vor dem Treppenansatz kam er sanft zum Halt.
    „Okay, es kann losgehen! Mach dich auf eine etwas längere Fahrt von mindestens drei Stunden gefasst!", warnte Tom, während sein Vater und ich uns begrüßten. Dieser nahm mir den Koffer freundlich ab und verstaute ihn im Gepäckraum.
    „Vielen Dank, Sir!", sagte ich höflich und stieg schließlich zu Tom auf die hintere Sitzbank.
    Am Horizont sah ich durch die leicht getönte Fensterscheibe die Sonne untergehen.
    „Versucht doch ein wenig zu schlafen!", schlug Toms Vater vor und legte eine ruhige CD ein.
    Tom saß in der Mitte, während ich den rechten
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