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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Autoren: Sarah Alderson
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Mit einer flüchtigen Entschuldigung stürmte ich an den verblüfften Halbnackten vorbei, kurvte um einen Haufen benutzter Handtücher herum und nahm Alex’ Hand.
    Wir stießen die Tür auf und kamen in einen langen Korridor, in dem Frauen in einer Art Zimmermädchenuniform hin und her eilten, stürzten durch eine weitere Tür und standen plötzlich in der gediegenen Stille einer großen, luxuriösen Hotellobby. Mehrere Gäste, die an der Bar an der Längsseite der Halle saßen, drehten sich verwundert zu uns herum, während uns der Empfangschef wütend aufforderte, sofort stehen zu bleiben. Wie aus dem Nichts tauchte ein Sicherheitsmann auf und stellte sich uns in den Weg. Ich warf einen Blick über die Schulter zurück, und obwohl die Verfolger noch nicht zu sehen waren, spürte ich Panik aufsteigen. Aber Alex musste nur schweigend die Pistole vorzeigen, die er in der Hand hielt, und der Sicherheitsmann sprang sofort zur Seite.
    Wir schoben uns durch die Drehtür und kamen auf eine Straße, die von Touristen nur so wimmelte. Alle waren zum Zókalo unterwegs, dem großen Platz vor der Kathedrale.
    »Geh direkt vor mir her«, murmelte Alex. Er verlangsamte den Schritt und zog den Kopf ein, um kleiner zu wirken. »Bleib dicht bei den Leuten dort.« Ein paar Meter vor uns war eine Touristengruppe, die einem Fremdenführer mit gelbem Schirm folgte. Mit gesenktem Kopf mischte ich mich unter die Leute; jeden Moment rechnete ich damit, Schüsse oder bellende Befehle zu hören.
    Auf dem großen Platz holte mich Alex wieder ein. Er hielt sich direkt hinter mir und flüsterte: »Geh immer nur weiter. Geh mit der Gruppe in die Kathedrale.«
    Es kostete meine ganze Willenskraft, nicht sofort zu fliehen. Der Platz war zu hell, zu offen, und mitten in diesen Horden von Touristen mit ihren Kameras und Stadtführern kam ich mir noch verdächtiger vor. Am liebsten hätte ich mich seitwärts in eine der dunkleren Nebengassen geschlichen, um dann im Chaos der riesigen Stadt unterzutauchen, aber ich hörte auf Alex und zwang mich, so lässig wie möglich mit den Touristen in die Kathedrale zu schlendern.
    Im Innern herrschte düsteres Licht und es war so kühl, dass ich fröstelte. Meine Augen hatten sich noch nicht völlig an die Dunkelheit gewöhnt, als Alex mich bereits am Ellbogen packte und einen Seitengang entlang in eine Kapelle am hinteren Ende steuerte. Ohne ein Wort schob er mich in einen Beichtstuhl und zog den Vorhang zu.
    Im fahlen Licht, das durch das vergitterte Fenster fiel, standen wir eng aneinandergedrängt. Alex zog mich an sich.
    »Alles okay?«, flüsterte er.
    Ich nickte.
    »Supersprung auf dem Dach – kaum zu glauben.«
    »Und ich kann kaum glauben, wie sie uns finden konnten. Was machen wir jetzt?«
    Er gab keine Antwort, drückte mich nur noch enger an sich. So verharrten wir schweigend. Mein Herz hämmerte so laut, dass ich zuerst nicht verstand, was er gesagt hatte.
    »Es muss einer von uns beiden sein«, murmelte er vor sich hin.
    »Was?«
    »Sie haben uns den ganzen Weg hierher verfolgt. Wussten immer, wo sie uns suchen mussten. Ganz genau. Sogar in welchem Hotelzimmer wir waren. Sie sind sofort in den vierten Stock hoch.«
    Ich schüttelte den Kopf; ich verstand nicht, was er damit sagen wollte.
    »Es muss einer von uns sein.« Er zögerte kurz, schob mich von sich und musterte mich von oben bis unten. »Aber du bist es nicht – sie hatten noch gar keine Gelegenheit, dir etwas einzupflanzen.« Plötzlich brach er ab. Wir starrten einander an. Endlich begriff ich, was er meinte: einen Peilsender.
    »Meine Klamotten können es auch nicht sein.« Kleider und Uhr waren neu, er hatte sie vor zwei Tagen in einer Grenzstadt gekauft. »Die Tasche auch nicht – die lag in Jacks Auto. Sie war nicht registriert, die Einheit wusste gar nicht, dass wir sie dabeihatten. Sie war sowieso nur für den Notfall bestimmt. Und ich habe sie genau untersucht.«
    Wieder dachte Alex eine Weile nach, dann gab er mir plötzlich die Pistole und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Wie gebannt blickte ich auf seinen Oberarm. Im düsteren Licht waren gerade noch die Umrisse der Tätowierung zu erkennen – die gekreuzten Schwerter, darüber die unauslöschlichen Wörter Semper Fi . Alex strich mit dem Zeigefinger darüber.
    »Meinst du das im Ernst? Dass sie dich verwanzt haben? Dir einen Sender eingepflanzt haben?«
    »Hier, fühl mal.« Er nahm meinen Zeigefinger und führte ihn über die Tätowierung. Ich ertastete einen
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