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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms
Autoren: Michelle Sagara
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Magier, der auf meine Bitte hin über diese Schwelle tritt, so viel beleidigen und aufregen, wie du willst, wenn dir das Freude bereitet. Aber sie werden nicht aufhören, zu kommen. Hast du verstanden?”
    Hatte sie nicht.
    Er legte eine Hand an seine Stirn. Seine Geste war sehr menschlich, und selbst wenn sie es nicht gewesen wäre, war sie durchschaubar. “Der Kaiser selbst hat Interesse an deiner Ausbildung gezeigt.”
    Das waren nicht die Worte, die sie erwartet hatte. Es waren auch die letzten Worte, die sie hören
wollte
. Schade, dass es wohl kaum passend war, sich die Ohren zuzuhalten.
    “Wie viel hat er …”
    “Er ist der Kaiser. Der Kaiser ist es, dem die Lords der Gesetze verpflichtet sind. Was glaubst du, wie viel er weiß?”
    Die Worte “verdammt noch mal” zu viel flatterten ihr durch den Kopf, aber sie tat ihr Bestes, sie zu ignorieren.
    “Du hast mit einem Drachen gekämpft”, fügte er leise hinzu. “Du hast den einzigen Drachen bekämpft, der es je überlebt hat, ein Ausgestoßener seiner Art zu sein. Der Kampf war bis in die Palastmauern hinein zu spüren. Es war einige diplomatische Arbeit vonnöten – du kannst Tiamaris für sein Eingreifen danken –, und vielleicht wurde zur Beschwichtigung auch ein Übermaß an tatsächlichen Fakten übermittelt. Gesagt wurde jedenfalls genug. Der Kaiser weiß von den Zeichen, die du trägst.”
    Ihr Blick fiel automatisch auf ihre Ärmel, das tat er immer, wenn jemand von den seltsamen Zeichen sprach, die auf ihren Armen und Beinen geschrieben standen. Als sie noch ein Kind am Rande zum Erwachsensein gewesen war, hatte sie die Zeichen einfach nur verbergen wollen. Jetzt wusste sie, dass dort Worte geschrieben standen. Oder Namen. Aber wessen Worte und wessen Namen, war immer noch zum größten Teil ein Rätsel – und in Kaylins Universum war es lebenswichtig, dass es dabei auch blieb. Sie hatte sich sowieso an sie gewöhnt, die Neuen machten ihr viel mehr aus.
    “Er ist”, fuhr der Falkenlord fort, “sich ebenfalls dessen bewusst, dass du das Zeichen eines Barrani trägst.”
    “Das weiß doch jeder”, sagte sie.
    “Ohne Tiamaris wäre er vielleicht nicht geneigt dazu, die … Umstände zu deinen Gunsten auszulegen. Er hat einige Nachsicht walten lassen. Aber er hat ebenfalls deutlich gemacht, dass du eine Gefahr darstellst,
falls du nicht ausgebildet werden kannst
. Und es scheint, als wärest du versessen darauf, deine Unfähigkeit auf die schlechtmöglichste Art unter Beweis zu stellen. Für dich”, sagte er noch, als wäre das nötig, “werde ich nach einem weiteren Mitglied des kaiserlichen Ordens der Magier schicken lassen.”
    Sie verfiel in eisiges Schweigen.
    “Solltest du ihn beleidigen, ehe die Woche vorüber ist, werde ich dich vom aktiven Dienst suspendieren. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?”
    “Ja, Sir.”
    “Gut.”
    Ihr war klar, dass sie gerade jemandem dabei geholfen hatte, eine Wette zu gewinnen, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wem. Auch gut. Sie wartete ein paar Minuten, aber er hatte sich von ihr abgewendet und betrachtete nun die milchige Oberfläche von einem der langen Spiegel im Raum. Die Undurchsichtigkeit des Glases war ein untrügliches Zeichen dafür, dass was auch immer er sich ansah, nur für ihn bestimmt war.
    Sie machte sich auf den Weg zur Tür.
    “Eine Sache noch, Kaylin.”
    “Sir?”
    “Wenn du zu einer weiteren deiner Lektionen zu spät kommst, wird es dir von deinem Lohn abgezogen.”
    “Ja, Sir.”
    Kaylin und Pünktlichkeit lebten auf verschiedenen Kontinenten. Noch eine Quelle für kleine Wetten zwischen den Büroangestellten. Sie betrachtete sein Profil; er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich zu ihr umzudrehen.
    Doch etwas an seinem Gesichtsausdruck war steif und falsch. Sie betrachtete, wie die Falten um seinen Mund sich vertieften, bis sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt aussah, nur weniger freundlich. Was auch immer er sich ansah, es gefiel ihm nicht – und zur Feiertagszeit konnte Kaylin ehrlich sagen, dass sie absolut nicht wissen wollte, um was es sich handelte.
    Sie entschied sich für den sicheren Ausweg und sah zu, dass sie verschwand. Schnell.
    Tain, dessen schwarze Haare wie ein breiter Fluss seinen Rücken hinabflossen, stand in der Mitte des belebten Büros, als Kaylin die Treppe wieder hinunterging. Da er der einzige anwesende Barrani war, beantwortete ihr das eine Frage, wenn auch keine dringende.
    Er lächelte, als sie leise durch
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