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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms
Autoren: Michelle Sagara
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verschlungenen Gebäuden, die von den Menschen, die sie nur von außen zu sehen bekamen, als Gesetzeshallen bezeichnet wurden. Aber die Falken und die Schwerter hatten ihre jeweils eigenen Herangehensweisen, und wenn die Feiertage ihren Höhepunkt erreicht hatten, gab es immer Unstimmigkeiten.
    Andererseits waren die Schwerter wenigstens auf der Straße, die verdammten Wölfe hatten sich zurückgezogen. Es war schwer, während der Feiertage in der Stadt zu jagen, selbst auf Befehl des Wolflords. Die Wölfe dienten als Reserve, falls es Aufstände geben sollte, für die
alle
Diener der Gesetze gebraucht wurden. Bis dahin allerdings hatten die Wölfe eine Auszeit, und Marcus beneidete sie grollend um diese Freiheit.
    Papierkram überließ man am besten den Bürokraten.
    Unglücklicherweise waren diese verdammt gut darin, ihre Arbeit auf die Schultern jener Männer und Frauen zu schaufeln, die sowieso schon zu viel zu tun hatten, wobei zu viel zu tun bedeutete, dass sie auch keine Zeit hatten, genug Aufstand zu machen, um ihn zurückzugeben.
    Er hörte, wie eine Tür knallte. Danach folgte eine wütende, laute Stimme – nur eine – und das Geräusch sehr schwerer Schritte. Absichtlich schwer.
    Im Vergleich dazu wirkte der Bürokram fast verlockend.
    “Oje”, sagte Caitlin, “das ist der Dritte diese Woche.”
    “Der Zweite. Der andere ist schon letzte Woche gegangen.” Er sortierte seinen Papierstapel neu und hoffte vage, dass er sich damit irgendwie gegen die rote und ernste Miene eines sehr verärgerten Magiers schützen konnte.
    Und wirklich, auf dem langen Korridor, der zum Westzimmer führte, das dem Falkenlord für Unterrichtszwecke zur Verfügung gestellt worden war, erschienen die aufgewühlten Roben eines Mannes, der wohl schon vor zehn Jahren uralt gewesen sein musste. Seine Fäuste waren knapp unter dem Saum seiner langen Ärmel geballt, und seine Stirn war von tiefen Falten durchzogen. Schlechte-Laune-Falten, wohlgemerkt.
    Im Büro war es leiser geworden, denn schließlich wollte jeder dem Streit lauschen. Man konnte darauf wetten, dass Neugierde sogar zur Feiertagszeit wichtiger war als Arbeit. Fairerweise musste man sagen, dass es zu jeder anderen Zeit auch so war, nur hatte diese Neugierde während der Feiertage einen höheren Preis.
    Der Mann stürmte zum Schreibtisch des Hauptmanns hinüber. “Sagt dem Lord der Falken, dass ich genug habe von dieser … dieser lächerlichen Aufgabe!”
    Marcus hob eine Augenbraue. Da sein Gesicht vollkommen von goldenem Fell bedeckt war, hätte diese Geste wenigstens Unbehagen verursachen sollen.
    “Diesem Mädchen
kann
man nichts beibringen. Sie hört nicht zu. Sie kann kaum
lesen
. Sie denkt wie ein … wie ein
Fußsoldat
. Sie ist unerträglich unhöflich, sie ist dumm, sie ist eine Beleidigung für den kaiserlichen Orden der Magier!”
    Die andere Braue hob sich ebenfalls ein Stück, als der Leontiner versuchte, überrascht auszusehen. Diese Geste entging dem Magier allerdings völlig, der ebenso menschlich war wie Caitlin – ebenso menschlich wie die meisten Papiertiger, die das Büro ihr zweites zuhause nannten …
    Leontiner waren viel, aber Schauspieler sicherlich nicht. Eher konnte man das Gegenteil behaupten.
    “Sagt Eurem Vorgesetzten, dass ich darüber mit dem kaiserlichen Orden sprechen werde!”
    Da er diese Ansprache in verschiedenen Formen bereits drei Mal gehört hatte, kannte Marcus sie auswendig. Andererseits bedeutete es noch mehr Papierkram, was seine Laune, die sowieso schon mehr als schlecht gewesen war, noch weiter sinken ließ.
    Den Mund zu halten fiel ihm schwer. Seine Krallen bei sich zu behalten noch eine Spur schwerer. Es gelang ihm, so flach zu atmen, dass sein Knurren nicht über das Brüllen des Magiers hinweg gehört werden konnte.
    Brüllen, das noch geschlagene fünf Minuten andauerte, ehe der Magier davonstürmte. Es war ein Wunder, dass ihm nicht schwarze Wolken und Blitze folgten.
    “Oje”, sagte Caitlin wieder und stand auf. “Der hat es keine zwei Tage ausgehalten.”
    Marcus zuckte mit den Schultern und ließ das Knurren in seinen Worten anklingen. “Ich habe es dem Falkenlord ja gesagt”, murmelte er.
    “Ich weiß. Das haben wir wohl alle versucht. Es muss doch irgendwo im Orden einen geeigneten Magier geben, der …”
    “Das glaube ich nicht. Du weißt, wie der Drachenkaiser über Magier und geistige Gesundheit denkt.” Marcus erhob sich aus seinem Stuhl. Seine Krallen klickten auf den Bodendielen.
    “Ich
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