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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond
Autoren: C Anlauff
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endlich einige ausreichend kompromittierende Fotos von Kaiser und Constanze geschossen hattest, die Enttäuschung: Statt sich mit Pauken und Trompeten von ihm zu trennen, verzeiht Vivian Kaiser ihrem Mann die Affäre.« Liebermann sah auf David hinunter, dessen Augen glasig geworden waren.
    »Spätestens nach diesem Rückschlag hättest du aufgeben sollen. Warum musstest du unbedingt den König spielen?«
    »Pardon«, mischte sich Dr. Genrich ein, »ich verliere langsam den Faden über Ihrem Geschwafel. Welchen König?«
    »Dabei hat sie mich gewarnt«, murmelte Liebermann.
    »Wer zum Kuckuck hat Sie wovor gewarnt!«
    »Constanze van Hoefen. In ihrem Zimmer hängt eine Zeichnung, die sie als Bathseba darstellt, flankiert von ihren beiden Verehrern Urija und König David. Sie wies mich darauf hin, dass es sich nur um ein Bild handle, aber ich war völlig verblendet vom Motiv einer Dreiecksbeziehung mit tödlichem Ausgang. Einer, die zu allem Überfluss auch noch mit einem realen Namen aufwartete. Es passte einfach zu gut.«
    »Na ja«, meinte die Medizinerin. »So weit ab vom Schuss lagen Sie letztlich nicht. Wie ich es sehe, haben wir hier sowohl Tote als auch eine Dreiecksbeziehung.«
    »Eben nicht! Es war eine Vierecksbeziehung, nur dass die vierte Ecke im Verborgenen lag. Dabei hatte ich sie die ganzeZeit vor Augen: König David begehrte Urijas Frau. Seine Frau, verstehen Sie, Doktor? Nicht seine Geliebte.«
    »Schon gut, ich bin ja nicht blöd. Er bringt also den störenden Gatten der Frau um, indem er ihm eine Handvoll Tollkirschen ins Mittagessen matscht. In diesem Zusammenhang würde mich aus rein beruflichen Gründen interessieren, wie er es angestellt hat, dieses Essen zu arrangieren.«
    David machte keine Anstalten, die Frage zu beantworten, also übernahm Liebermann es für ihn.
    »Ich vermute, dass Kaiser einen Anruf erhielt, in dem David ihn um ein Gespräch unter vier Augen bat. Vielleicht behauptete er, im Besitz von Informationen über einen geplanten Rachefeldzug Constanzes zu sein oder über Beweise von Kaisers Untreue über Constanze hinaus, in der Hinsicht dürfen wir frei assoziieren. Möglicherweise brauchte er auch gar keinen Vorwand und hat sich einfach auf Kaisers Neugier verlassen, was der Detektiv seiner Frau von ihm wolle. Fakt ist, Kaiser kam arglos auf Mentels Hausboot, wo David ihn hinbestellt und bereits einen Imbiss vorbereitet hatte. Warum das Boot? Weil es ziemlich genau auf der Hälfte des Weges zwischen der Aphrodite liegt, wo David bis kurz nach zwölf beschäftigt war, und dem Katinka, wo er mir um zwei ein Bier gezapft hat. Mit einem schnellen Fahrrad braucht man von beiden Orten nur fünf Minuten. Es bleibt trotzdem ein enges Zeitfenster, aber letztlich ist alles eine Frage der Organisation. Nein, Kaiser lässt sich erklären. Ich frage mich eher, wie David es geschafft hat, Constanze die Beeren zu verabreichen.«
    »Die Kleine hatte keine Beeren im Magen«, sagte Dr. Genrich nüchtern. »Sondern Wein.«
    Liebermann hob verwirrt die Brauen.
    »Was ist daran nun wieder so unverständlich? Selbst Sie werden ja wohl schon mal eine Zitrone ausgepresst haben. Und es war ein schwerer Wein, fast süß, ein Rheinhessen, würde ich sagen.«
    Aus dem Hintergrund drang ein leises Geräusch herüber. AlsLiebermann sich umwandte, sah er, wie Elsa Laurent die Hände vor das Gesicht schlug.
    »Sie trauert um Constanze«, sagte er zu David. »Hilf ihr und erkläre ihr die Sache mit dem Hausbootschlüssel. Wenigstens das bist du ihr schuldig.«
    Die Rektorin schüttelte den Kopf. »Ich will es gar nicht wissen.«
    »Aber ich«, sagte Dr. Genrich. »Er wird die Kleine ja wohl nicht umgebracht haben, weil sie einen Schlüssel verloren hat.«
    »Nein«, meinte Liebermann. »Sondern weil sie es gemerkt hat. Constanze hatte den Schlüssel selbst nur geliehen. Mit geliehenen Sachen ist man vorsichtig. Ich denke, in dem Moment, als ihr die leere Stelle an ihrer Schlüsselleiste auffiel, reimte sie sich einiges zusammen. Zum Beispiel, warum ihr der Ton von Kaisers letzten Mails so fremd vorgekommen war. Die Mails stammten nicht von ihm, sondern von David, der sie auf die Rolle des schwarzen Schafes vorbereiten wollte. Als Nächstes wird sie begriffen haben, warum sie letzten Mittwoch vergebens auf Kaiser gewartet hat, vor einem Restaurant, auf dessen Karte Zanderfilet stand und wo sie jedermann sehen konnte. Dann, warum man ihn ausgerechnet zwischen den Hausbooten gefunden hat. Und nicht zuletzt
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