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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond
Autoren: C Anlauff
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zuletzt hast du mein Spiel gestört. Ich würde es gern wiederaufnehmen, wenn du gestattest.«
    Serrano schloss die Augen bis auf einen Schlitz. Verdammt. Er hatte seinen Angreifer nur kurz gesehen, doch lange genug, um zu erkennen, dass er sich geirrt hatte. Wenn dieser Kerl der Schwätzer war, musste er irgendein Mittel gegen das Altern gefunden haben.
    »Mein Vater wäre wenig erfreut über die Impotenz, die du ihm so leichtfertig nachsagst«, fuhr der Schatten gelassen fort. »Dafür hätte er seinen Spaß, wenn er dich jetzt sehen könnte. Ein ehemaliger Princeps, Nachfolger des großen Balthas, zerpflückt wie eine Pusteblume.«
    Hinter Serranos Stirn explodierte etwas. Der Schwätzer war tot. Und gleichzeitig am Leben. Denn irgendwie hatte er es geschafft, einen Sohn zu zeugen, der ihm bis in die kleinste Gehässigkeit glich. »Wo hast du dich versteckt gehalten?«, würgte er hervor.
    Der Schatten lächelte. »Nicht, dass es dich etwas angehen würde, aber ich sag’s dir, damit du siehst, was für Einfaltspinsel ihr seid. Im Park, wo sonst? Der Park ist weitläufig, er schützt seine Kinder, und er ernährt sie. Mein Vater und ich hatten dort eine schöne Zeit zusammen. Nur eins beschwerte ihn zuweilen: dass er nicht mehr Erben hatte. Wie du eben schon vor dich hin plappertest, war er vom Traum an eine eigene Dynastie beseelt. Heerscharen von Katzen mit seinem unvergleichlichen Erbgut. Aber – auch da hast du leider recht – er war nicht mehr der Jüngste, und er hinkte stark nach dieser … Begebenheit. Andererseits wäre sein Samen an die Weibchen deines Reviers auch verschwendet gewesen.«
    »So spricht die Katze, der die Maus entwischt ist«, entgegnete Serrano. Diesmal wich er einem Hieb aus. Er hatte seinem Kopf gegolten.
    »Machen wir es kurz«, sagte der Schatten. »Die Perserinnen scheinen mir ausreichend. Zwar bringen sie nur durchschnittlichen Geist mit, aber sie sind angenehm misstrauisch und gewährleistenaußerdem, dass meine neue Rasse von eurer auf einen Blick zu unterscheiden ist. Mehr verlange ich für den Anfang nicht. Da du dich für die Zucht nicht eignest und mir ein wenig im Weg stehst, werde ich dich hier zurücklassen.« Er grinste. »Nimm es als Zeichen meiner Hochachtung, dass ich es schnell erledige.«
    »Ich weiß es zu würdigen.«
    »Schön. Wie ich sehe, ist mit deinem Nacken nicht mehr viel los. Bieg den Kopf einfach nach hinten, so weit du kannst.«
    Serrano verzog das Maul. »Du hast mich besiegt. Aber erwarte nicht, dass ich dir deshalb in den Schlund krieche.«
    Der Schatten fixierte nachdenklich seinen Hals. »Ja, vielleicht wäre das wirklich etwas viel verlangt«, sagte er und neigte sich zurück. Für einen Augenblick verlor Serrano das Glimmen seiner Augen. Mit gespreizten Krallen wartete er auf die Zähne des Schwätzers. Aber sie kamen nicht. Stattdessen hörte er hinter sich ein knirschendes Geräusch.
    Mit zitternden Hinterläufen rappelte Serrano sich auf. Als er sich umwandte, senkte der Schatten gerade den Kopf, um einem schlanken, getigerten Kater zu begegnen, der sich knurrend von ihm zurückzog, um erneut zum Sprung anzusetzen.
    Der Schatten fauchte und duckte sich noch tiefer. Dann knickten ihm plötzlich die Hinterläufe ein. Mit einem triumphierenden Blick zu seinem Vater hob Cäsar eine Pfote, um ihn vollends zu Boden zu drücken.
    »Achtung!«, schrie Serrano, als die Läufe des Schattens sich blitzartig wieder spannten.
    Sie sprangen gleichzeitig.
    Vor Serrano prangte auf dunklem Fell ein kleines weißes Dreieck. Er nahm die Stelle darunter. Seine Zähne schlugen tief in das Fleisch des anderen. Er zog sie zurück und biss erneut zu, diesmal in die Seite. Von einer Sekunde auf die andere war er derSchatten geworden. Serrano vergaß seine Wunden, seinen Namen und den Zweck seiner Mission. Berauscht vom Blut des Schattens, fraß er sich in ihn ein, schmeckte Tod und Zucker, wurde wieder Princeps, dann Hass, dann selige Benommenheit. Es war Wus Stimme, die ihn in die Wirklichkeit zurückholte. »Genug. Wenn du weitermachst, tötest du ihn.«
    »So wie er dich töten wollte!«, keuchte Serrano und holte zum finalen Stoß aus.
    »Ich möchte dich aber nicht auf einer Stufe mit ihm sehen«, sagte sie. »Er ist nur ein Schlächter.« Etwas Feuchtes berührte seine Schulter. Und auf einmal fiel die Besessenheit von Serrano ab. Mit ihr leider auch die Kraft. Er fühlte die nasse Wärme an seinem Hals, das Stechen in seiner linken Flanke. Seine Beine gaben
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