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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond
Autoren: C Anlauff
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nach. Zitternd setzte er sich. »Wo sind die anderen?«, fragte er Cäsar heiser.
    »An der Buche. Ich habe sie dort gelassen, falls der Schatten … dir entwischt.«
    Oder dich umbringt, füllte Serrano die Lücke. Oder falls er Cäsar auf eine falsche Fährte gelockt hätte, das schiefe Ergebnis einer Dachziegelphantasie. Er machte eine Bewegung auf den reglosen Kater hinunter, der zwischen ihnen am Boden lag. »Und was stellen wir nun mit ihm an?«
    »Er hat nicht einmal einen Namen«, sagte Wu bedauernd.
    »Schatten.«
    »Nein. Selbst den hat er gerade verloren.« Sie seufzte. »Hoffentlich hat wenigstens sein Vater ihn irgendwie genannt. Das würde bedeuten, dass er ihn als etwas Eigenständiges begriffen hat, nicht nur als Werkzeug seines Ehrgeizes.«
    Serrano sah sie erstaunt an. Der Mond war über dem First der Hütte aufgegangen und hob die Wunden hervor, die der Schatten ihr geschlagen hatte, ehe es ihm gelungen war, sie in die Tonne zu zerren. Wus Nase war eine einzige blutige Kruste, und dennoch brachte sie Mitgefühl für ihren Peiniger auf. Auch Cäsarschien beeindruckt. Nach einem kurzen, abschätzenden Blick auf den Unterlegenen winkte er ab.
    »Wie es aussieht, hat es eine Sehne in seinem rechten Hinterlauf erwischt. Mit der Jagd ist es also ohnehin vorbei. Vielleicht findet ihn ein Mensch, dann hat er Glück, wenn nicht, stehen ihm magere Zeiten bevor. Das war’s.« Er nickte Serrano zu und ging langsam davon. Nach einigen Schritten blieb er stehen, senkte eine Pfote und schleuderte etwas durch die Luft. Mit zierlichem Knistern landete es vor Serrano im Gras.
    »Nicht schlecht«, sagte er über die Schulter hinweg. »Ich kenne einen Kater, der sich freuen wird, wenn ich ihm erzähle, dass du sein Ohr gerächt hast. Allerdings wäre es schön, wenn du es dir nicht angewöhnst.«
    »Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Wu, als er verschwunden war. »Kater, die anderen die Ohren abreißen, sind ekelhaft.«
    Serrano pritschte das Ohr grinsend beiseite. »Aber irgendwie auch beeindruckend, oder?«
    »Phh!«, machte sie.
    Auf dem Flur der ersten Etage hatten sich einige junge Frauen in Morgenmänteln versammelt und berieten sich leise. Liebermann schickte sie zurück in die Betten. »Nur ein Familienkrach, nichts Ernstes.«
    Als die letzte verschwunden war, veränderte sich sein Gesicht. »Bleiben Sie hinter mir«, sagte er zu Dr. Genrich. »Es kann sein, dass wir Ihre Kenntnisse brauchen.« Dann öffnete er die Tür.
    Es war ungefähr das Bild, das er erwartet hatte, nur schlimmer.
    Auf dem Boden vor ihm lag ein Mann, den er hauptsächlich an den Lederhosen und seiner Glatze erkannte. Das Gesicht verschwand fast vollständig unter Blut. Außerdem fand Liebermann, dass eine seiner Schultern merkwürdig tief hing. Dahinter stand Elsa Laurent in einer Lache bräunlicher Flüssigkeit, deren vormaligerBehälter überall im Raum verteilt lag – bis auf einen langen, dornartigen Splitter in Davids Hand. Er lächelte ihnen entgegen. »Und da behaupte noch einer, dass Handschuhe nur im Winter was taugen«, sagte er, und hielt Elsa den Dorn an ihren Hals.
    »So etwas habe ich nie behauptet«, sagte Liebermann, während er über den gefällten Fahrradhändler stieg.
    »Bleib stehen! Und Sie auch«, fuhr David Dr. Genrich an, die mit finsterem Blick auf die Rektorin zuging. Angesichts der Warnung hielt sie widerwillig an. »Ich bin Ärztin!«, knurrte sie und deutete auf Timmi hinunter. »Der Mann braucht Hilfe.«
    David überlegte kurz, dann zuckte er die Achseln. »Legt eure Handys auf den Boden und schiebt sie zu mir rüber.«
    Während Liebermann der Aufforderung nachkam, schielte er zum Schreibtisch. Aus der Basis des Bürotelefons ragte ein gekapptes Kabelende. »Mach dir keine Hoffnungen«, grinste David. »Ich hab vorgearbeitet.«
    »Weit kommst du trotzdem nicht. Die Mädchen haben auch Handys.«
    »Dann wirst du eben dafür sorgen, dass sie sie nicht benutzen. Wozu bist du schließlich Bulle.«
    Dr. Genrich richtete sich auf. »Seine linke Schläfe ist ein bisschen demoliert und das Schlüsselbein gebrochen. Wahrscheinlich hat er die Flasche abgekriegt.« Sie zeigte auf die Scherben.
    »Nein«, meinte David und nickte einer blutbefleckten Putte unterhalb des Schreibtischs zu. »Ihn hat ein Engel gestreift. Im Übrigen fehlt mir noch Ihr Handy, Doktor.«
    »Ach ja, Pardon.« Dr. Genrich öffnete beschämt ihre Umhängetasche. Nach einigem Gekrame holte sie ein blaues Handy heraus und brachte es ihm.
    »Auf
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