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Katzenmond

Katzenmond

Titel: Katzenmond
Autoren: C Anlauff
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David.
    Wieder regte sich Mitleid in Liebermann, als er seine Stimme hörte. Unwillkürlich sah er zu Laura, die lächelnd neben ihm stand. »Etwa so«, sagte er und zog Daumen und Mittelfinger auseinander.
    David nickte. »Dann stehen dir wirklich noch ein paar harte Wochen bevor. Es sei denn, du freundest dich mit dem Kleinen an. Nico fühlt sich als Mutter, und das Herz einer Mutter erobert man in der Regel über die Kinder.«
    »Du scheinst dich mit Müttern gut auszukennen.«
    »Einigermaßen. Ich hab auch eine. Sie züchtet Abessinier. Wenn ich früher mehr Taschengeld wollte, hab ich eine halbeStunde lang die Zuchtmutter oder ein paar ihrer Jungen gebürstet. Hat immer geklappt.«
    Liebermann kam eine Idee. »Wie wär’s, wenn du das Junge nimmst? Du bist Profi, bei dir hätte es der Kleine gut. Und wenn ich ehrlich bin, hege ich keinerlei Absichten, Nicos Gunst über einen Kater zu erkaufen. Ich hatte nie einen besonderen Draht zu Katzen.«
    David wechselte einen Blick mit Laura. »Ich weiß nicht«, sagte er zögernd.
    »Es ist wegen Aurelia«, murmelte Laura. »Ich glaube, ich bin noch nicht so weit, entschuldige.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen!«
    Was war er für ein Idiot! Liebermann warf einen Blick zu Serranos Flieder, diesmal einen versöhnlichen. Vor einem halben Jahr hatte der Kater ebenso wie Laura fassungslos vor der Leiche einer Katze gestanden, plattgedrückt von Gottes Daumen, vorher von beiden geliebt. Ob Serrano den Verlust verwunden hatte, wusste er nicht. Und bei Laura musste ihn erst ein Fremder darauf bringen!
    Er war beinahe dankbar, als sich hinter ihm die Tür öffnete und ein sattsam bekannter Werkzeugkoffer ins Tageslicht tauchte. Einige Sekunden lang passierte nichts. Dann folgte dem Koffer die hutzlige Gestalt des alten Bellin. Seit sein Hausmeister im Gefängnis saß, war der Alte gezwungen, seine beiden Häuser selbst in Schuss zu halten. Die Bürde der Verantwortung hatte sich über den Sommer tief zwischen die Runzeln seines Gesichts gegraben. Bei Liebermanns Anblick wurde es noch faltiger. »Sie haben ja einen beschaulichen Tag, wie?«
    Liebermann begnügte sich mit einem höflichen Lächeln.
    »Ja, freuen Sie sich nur«, knurrte Bellin. »Und wenn Sie damit fertig sind, hätten Sie vielleicht die Güte, mir zu erzählen, wer drüben das Streichholz unter den Lichtschalter auf dem Dachboden gesteckt hat.«
    Liebermanns Lächeln gefror. Am Freitagnachmittag hatte er Wäsche aufgehängt und war von einem Anruf Theklas unterbrochen worden, die ihm den obligatorischen Wochenrapport über Miri abverlangt hatte. Es hatte wie immer Streit gegeben. Keinen heftigen, die Zeiten waren vorbei, aber ausreichend, um wütend in die Wohnung zurückzukehren, die Wäsche zu vergessen und sich erst abends wieder an sie zu erinnern. Und um nicht alle drei Minuten im Dunkeln zum Lichtschalter zu tappen – Bellin hatte einen Zeitschalter einbauen lassen –, hatte Liebermann vor Beginn seiner Hausarbeit ein Streichholz daruntergeklemmt. Der alte Spion musste die Wäsche inspiziert haben.
    »Was glauben Sie, was Ihre Nachbarn dazu sagen, wenn die Betriebskosten demnächst in die Höhe schnellen?«, fragte Bellin spitz. »Die werden sich freuen, sag ich Ihnen, und ich werde dafür sorgen, dass sie wissen, wem sie es zu verdanken haben.«
    An Liebermanns Ärmel zupfte etwas. »Wir trollen uns«, sagte Laura leise. »Bis Montag.«
    Sie verabschiedete sich auch von Bellin, der es in seiner Freude, einen Sünder auf frischer Tat ertappt zu haben, nicht merkte. Liebermann sah den beiden nach. Als sie am Spielplatz vorbeikamen, brach David ein blaues Unkraut ab und gab es Laura. Trotz der Entfernung bildete Liebermann sich ein, sie kichern zu hören. Aus irgendeinem Grund tröstete es ihn, dass der Zauber solch schlichter Gesten in der komplizierten Gegenwart überlebt hatte. Er wandte sich wieder Bellin zu. »Könnten wir das Problem nicht anders regeln?«
    Bellin blinzelte. »Zum Beispiel nämlich?«
    »Indem Sie mir den Hausstrom der letzten zwei Tage auf die Miete aufschlagen.«
    »Wie soll ich das denn machen? Habe ich sonst nichts zu tun, als Stromgebühren zusammenzurechnen? Außerdem wird Ihre Miete vom Konto abgebucht.« Aber Liebermann sah, dass der Gedanke dem Alten grundsätzlich gefiel. Er beschloss, ihm einwenig auf die Sprünge zu helfen. »Es gibt eine unkompliziertere Möglichkeit«, sagte er, indem er seine Brieftasche zog. »Bei Ihrer Erfahrung haben Sie sicher eine ungefähre
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