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Katzen, Killer und Kakteen

Katzen, Killer und Kakteen

Titel: Katzen, Killer und Kakteen
Autoren: Garrison Allen
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prasselte der Regen herunter.
    »Na, Mike, wärst du nicht viel lieber in Afrika?«
    Big Mike miaute unverbindlich. Afrika war natürlich ganz in Ordnung gewesen, und für ein heranwachsendes Kätzchen gab es dort unendlich viele wunderbare Dinge. So zum Beispiel wilde Hunde und Schakale, die man einschüchtern konnte, und die Klagerufe der Hyänen in der Nacht. Aber es gab dort auch erhebliche Nachteile, vor allem den Mangel an Dosenfutter, Crunchies mit Lebergeschmack und Limabohnen. Im großen und ganzen war es für ein Kätzchen, das seine Augen noch nicht ganz öffnen konnte, eine glänzende Idee gewesen, aus einer Bougainvillea-Pflanze praktisch in Penelopes Gin Tonic zu fallen.
    Penelope hatte sich damals angewöhnt, nach ihrer letzten Unterrichtsstunde in dem kleinen College in Äthiopien, wo sie als Freiwillige des Friedenscorps Englisch unterrichtete, einen Drink mit nach draußen zu nehmen und den Sonnenuntergang zu genießen. Die durchgedrehten und heimwehkranken britischen Kolonialisten hatten diesen Ausblick KNAVA getauft – Kilometerweit Nichts Als Verdammtes Afrika. Sie hatte auf der Veranda gesessen, als das wilde Kätzchen aus den lila Blüten geplumpst kam, die an der Pergola und am Dach entlangwuchsen. Es hatte zuerst den wilden Mann markiert, gezischt und die kleinen Zähne entblößt – nur, um von Anfang an zu zeigen, wo es langging – und war dann friedlich in Penelopes Schoß eingeschlafen.
    Bestimmt hatte es schon damals gewußt, daß es den Schlüssel zu Abenteuer und Reisen gefunden hatte.
    Jetzt hörte der grau-schwarz gestreifte Kater auf mehrere Namen. An Sonntagen, bei feierlichen Anlässen und in äußersten Notfällen hieß er Mycroft, wie zum Beispiel: »Mycroft, raus aus dem Weihnachtsbaum, aber ein bißchen plötzlich!« Beim Tierarzt, den er stets terrorisierte, oder wenn er mit dem einen oder anderen Verehrer von Penelope nicht einverstanden war, reagierte er auf Big Mike. Normalerweise aber hieß er schlicht Mike, und wenn Penelope liebevoll war, Mikey.
    Seine Mentorin war eine große, schlanke, hübsche junge Frau. Sie trug ihr glattes blondes Haar meistens als Zopf und hieß schlicht Penelope. Es gab nur einen ganz besonderen Mann, der sie Penny nennen durfte – und das auch nur in sehr leidenschaftlichen Momenten. Ihrer Schwester hatte sie das im Laufe der Jahre vergeblich versucht abzugewöhnen, aber Cassie nannte sie immer noch Penny. »Das ist eben ein Vorrecht aus der Kindheit«, sagte sie stets, »das übertrifft sogar das Vorrecht des Klerus.«
    Im Gegenzug weigerte sich Penelope natürlich, Cassie bei ihrem richtigen Namen Cassandra zu nennen und schon gar nicht bei ihrem Künstlernamen. Der war von Cassies Manager erfunden worden, als er betrunken in der Polo Lounge gesessen und in Erinnerungen aus seiner Jugendzeit geschwelgt hatte – die Stripperinnen der Varieteshows. Penelope hatte hysterisch gekichert, als der Vorspann von Cassies erstem Film auf der Leinwand erschien:
    Und erstmalig Storm Williams »Ich hoffe, der Film ist besser als dein Name«, hatte Penelope geflüstert, um dann wieder loszukichern. Das war er natürlich nicht gewesen, aber Cassie konnte nur so gut sein wie das Drehbuch. Der Regisseur hatte ihr die Rolle einer Motorradbraut gegeben, die eine unerschrockene Gruppe von Harley-Fahrerinnen auf einem Feldzug gegen eine korrupte Küstenstadt anführte. Nachdem sie in unterschiedlichen Stadien des Unbekleidetseins herumgehüpft war, einen Bösewicht nach dem anderen durch eine Reihe wohlplazierter Tritte ausgeschaltet hatte und einer schrecklichen Zwangslage nach der anderen entkommen war, überführte Cassie die Bösen ins örtliche Gefängnis und fuhr ihrem siegreichen Haufen voran in den Sonnenuntergang, wahrscheinlich auf der Suche nach anderen Bösewichten.
    Mycroft liebte Cassie beinah genauso wie Penelope. Immer, wenn sie zu Besuch kam, versorgte sie ihn bereitwillig mit Limabohnen, die er ebenfalls liebte. Die Videos ihrer Filme ignorierte er jedoch für gewöhnlich, was nach Meinung Penelopes bewies, daß er Urteilsvermögen besaß.
    Das beeinträchtigte jedoch nicht Penelopes grenzenlose Loyalität gegenüber ihrer jüngeren, schönen Schwester. Sie hatte in einer Ecke von Mycrofi & Co Erinnerungsstücke an Cassies Schauspielkarriere ausgestellt – Poster von ihren Filmen, Programmhefte der kleinen Theater, in denen sie aufgetreten war, Videokassetten ihrer Filme, gerahmte Szenenphotos und Porträtaufnahmen, die Cassie immer beim
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