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Katzen, Killer und Kakteen

Katzen, Killer und Kakteen

Titel: Katzen, Killer und Kakteen
Autoren: Garrison Allen
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schob sich dann aber an die Theke, legte seine Pfoten auf das glatte, polierte Holz und wartete ungeduldig darauf, daß ihm Pete das Übliche brachte – ein Schnapsglas alkoholfreies Bier. Mike hatte früher richtiges Bier getrunken, bis ihn Penelope eines Abends nach einer Verabredung herumschwankend und mit heiserer Stimme Jimmy Buffetts-Lieder nachmiauend vorgefunden hatte. Er hatte eine fast volle Flasche Bier umgekippt, die ihr Begleiter zuvor stehengelassen hatte, und den Inhalt eifrig aufgeleckt. Am nächsten Morgen hatte er, geplagt von einem gewaltigen Kater, dem Alkohol für immer abgeschworen.
    »Ich habe mir schon gedacht, daß wir dich bald wieder zu sehen kriegen, Red.«
    »Wo ich doch schon so nah dran war. Ich vertrag’ den Regen nicht mehr so wie früher. Meine Knie fangen an zu knacken, und Daisy regt sich bloß auf. Sie brüllt dann immer ganz furchtbar.« Daisy war Reds Packesel. Die Unbarmherzigen unter den Stammgästen des Double B behaupteten, daß Daisy besser roch als der alte Red, sehr viel besser sogar, aber Penelope hatte nie einen Unterschied feststellen können.
    Red, die Ratte, war schon seit vierzig Jahren nah dran, den verlorenen Goldschatz der Squaw Hollow – Red sprach es immer Squaw Holler aus, was soviel wie Schreiende Squaw bedeutete – zu finden.
    Penelope wertete es als ausgleichende Gerechtigkeit, daß der Schatz seit hundertdreißig Jahren verschwunden war. Einige Weiße hatten die reiche Goldader gefunden, nachdem sie in einer Schlacht mehr als zwanzig Apachen getötet hatten. Bevor sie jedoch den Fundort des Goldes ordentlich markieren konnten, waren die Apachen mit Verstärkung zurückgekommen und hatten die Mörderbande davongejagt. So war der Schatz für alle Zeit verlorengegangen.
    »Du wirst ihn schon noch finden, Red.«
    »Glaubst du wirklich, Penelope?«
    »Klar, vielleicht schon beim nächsten Mal.«
    Als Andy, wie üblich außer Atem, ankam, führte er sie wie ein echter Kavalier zu einem freien Tisch. Ihr Weg wurde vom Gejohle der Gruppe am Billiardtisch im Hinterzimmer begleitet. Mike, der seinen Drink schon aufgeleckt hatte, blieb zurück und rollte sich auf seinem Hocker zusammen. Seine Nase zuckte, als er versuchte, die unterschiedlichen Gerüche zu bestimmen, die ihm aus Reds Richtung entgegenwehten.
    »Hallo, ihr zwei. Fröhlichen Valentinstag.«
    »Dir auch, Deborah«, erwiderte Andy. Er war der einzige Gast im Double B, der sie Deborah nannte.
    »Ich habe vorhin Sam gesehen«, sagte Penelope.
    Debbie lächelte kurz. »Ja, er kommt später vorbei, wenn er Feierabend hat.«
    »Ich denke, heute abend wäre Sekt angebracht.« Andy war auch der einzige Gast, der im Double B Sekt bestellte. »Aus gegebenem Anlaß.«
    Als der Sekt eingeschenkt war, hob Andy sein Glas. »Auf die zauberhafteste Buchladenbesitzerin in ganz Arizona, ach was, im ganzen Südwesten, im ganzen Land…«
    Penelope unterbrach ihn, bevor er noch die ganze Welt, ach was, das ganze Universum aufzählen konnte. »Danke, Andy«, sagte sie.
    »Ist mir verziehen?«
    »Natürlich. Diesmal, aber vergiß ja nicht meinen Geburtstag, oder Weihnachten.«
    Als Penelope und Big Mike, gefolgt von Andy, nach Hause fuhren, war der Regenbogen immer noch da, und er schien über ihrer kleinen Wüstenranch zu enden. Oder fing er dort an? Bei Regenbogen ist das nicht so einfach festzustellen, dachte Penelope, aber sie war Optimistin.
    »Schau, Mikey«, sagte sie, »vielleicht finden wir einen Topf mit Gold direkt auf unserer Türschwelle. Wäre das nicht toll?«
    Als sie am Haus ankamen, war der Regenbogen verschwunden, als habe ihn die Nacht vertrieben, und statt der Reichtümer fanden sie auf ihrer Veranda die Leiche von Louise Fletcher, aus deren Rücken ein riesiges Fleischermesser ragte.
    Sie trug einen blutdurchtränkten Staubmantel.
    Die drei – Frau, Kater und Mann – starrten auf die ehemalige First Lady und Königin von Empty Creek.
    Vom Stall unterhalb des Hauses her war Chardonnays aufgeregtes Wiehern zu hören.
    Niemand sollte im Regen ermordet werden, dachte Penelope etwas unlogisch, wie sie später fand.
    Nicht an einem Valentinstag.

 
     
    Sam Connors war der erste Polizist am Tatort, ihm folgten kurz darauf weitere uniformierte Polizisten, Detectives der Mordkomission, die Leute von der Spurensicherung, ein Mann und eine Frau von der Gerichtsmedizin, ein Photograph, der Polizeichef von Empty Creek, der Bürgermeister von Empty Creek und ein Lokalreporter einer großen Zeitung in Phönix,
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