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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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Menge, Kompliment!«
    »Besten Dank! Hauptsache, Sie können damit etwas anfangen.«
    »Kann ich, kann ich.«
    Ich schaute Sonia an, sie mich. Sie machte den Eindruck, als ob sie noch etwas sagen wollte, der Satz aber irgendwo auf dem Weg zu mir stecken geblieben war.
    »Schießen Sie schon los, Sonia! Es gibt nichts, was Sie mir nicht sagen könnten. Vorausgesetzt natürlich, es nützt mir, schmeichelt mir oder stärkt mein Selbstbewusstsein.«
    Sie lachte.
    »Ich wollte eigentlich nur fragen, ob ich kurz verschwinden könnte. Es fehlen noch ein paar Sachen fürs Büro, die ich gerne besorgen möchte, und bei der Gelegenheit würde ich gerne auch noch ein paar private Sachen erledigen. Das heißt, wenn es Ihnen eben nichts ausmacht, Chef.«
    »Klar doch, kein Problem. Aber vorher ...« Ich reichte ihr die Visitenkarte, die Vanessa Lappé mir gegeben hatte. »... vorher machen Sie mir bitte noch einen Termin bei den Lappés. Wenn’s geht, so gegen fünf.«
    »Mach ich.«
    Sonia stand auf und ging. Ach, was sage ich! Sie entschwebte mit der Grazie derer, die vom Sitzen, Stehen und Gehen sehr viel mehr verstehen als unsereins. Model eben. Oder Ex-Model, machte keinen Unterschied.
    Sie war schon in der Tür, als ich ihr hinterher rief: »Übrigens, Sonia, noch etwas!«
    »Ja?«
    »Ich hab’s mir überlegt: Das mit dem ›Umsonst-Arbeiten‹ ist natürlich Quatsch! Sobald Geld in die Kasse kommt, kriegen Sie Ihren Anteil. Ich hatte fürs Erste so an zwanzig Prozent gedacht. Wäre das in Ordnung?«
    »Sehr in Ordnung. Und sehr fair.«
    Sie verschwand mit einem Lächeln, das ich mir also von jetzt an etwas kosten ließ. Man konnte sagen, was man wollte, aber dafür, dass ich nichts auf der Naht hatte, war ich doch ziemlich spendabel. Andererseits: Ich fand schon immer, dass niemand gezwungen sein sollte, für lau zu arbeiten. Gehörte sich einfach nicht.
    Nach drei Minuten quäkte meine Gegensprechanlage. Sonia bestätigte den Termin bei den Lappés: später Nachmittag, siebzehn Uhr.
    Kurze Zeit später fiel die Eingangstür ins Schloss und es wurde still. Ich schaute auf die Uhr: schon nach zwei! Ja, ja, dachte ich, lasst ihn nur allein, den einsamen Schnüffler, so hart wie gerecht, von niemandem geliebt, doch von der Unterwelt gefürchtet. Herrje, ich war wirklich der Einzige, dem ich solchen Blödsinn erzählen konnte! Und der auch noch zuhörte.
    Ich ging ans Fenster. Unten kam Sonia aus dem Hauseingang. Sie und ihr hübscher, runder Popo überquerten die Straße und eilten Richtung Bushaltestelle davon. Na ja, hatten eben noch ein paar private Sachen zu erledigen, die beiden.
    Ich schüttelte den Kopf, denn es gab jetzt wirklich Wichtigeres, als über Sonias Hintern nachzudenken. Ich hatte heute noch eine Verabredung mit zwei Schönen und Reichen der Stadt. Wobei das so eine Sache war mit den Schönen und Reichen. Denn die Schönen waren fast nie reich und die Reichen fast nie schön. Aber manchmal schlau, zum Beispiel wenn sie dadurch reich wurden, dass sie anderen Schönheit versprachen. Oder zumindest das, was man mit Skalpell, Tupfer und Pumpe so an Schönheit erzeugen konnte. Aber wie auch immer: Ich war gespannt darauf, Hans-Jürgen »Jüjü« Lappé und seine werte Gattin kennenzulernen. Außerdem war ich diesen Besuch Vanessa-Schätzchen schuldig. Und dem armen Gottfried sowieso.

4
    Die Lappés wohnten dort, wo es nicht besonders schwer fiel, sich auf Anhieb wohlzufühlen: Harlaching, Harthauser Straße, direkt am Isarhochufer. Viel Grün, viel Ruhe, viel Geld. Und ich wusste auch auf Anhieb in welchem Gebäude, dazu brauchte ich nicht einmal die Hausnummer. Es musste diese zweigeschossige Prachtvilla im toskanischen Stil sein, so überaus mediterran, gebaut von einem Schönheitsarchitekten für einen Schönheitschirurgen. Und so echt wie eine Filmkulisse.
    Ich legte meine sorgfältig gepflegten Vorurteile ins Handschuhfach und warf noch einen bösen Blick auf die rote Warnlampe, die mich schon seit der Abfahrt vom Büro aufdringlich auf irgendeinen Defekt hinwies. An der Batterie? Am Kühler? Oder war’s der Blinddarm? Egal, auf jeden Fall wahrscheinlich teuer. Dann stellte ich den Motor ab, stieg aus und schloss meinen Volvo ab, obwohl der viel zu alt war, als dass ihn hier irgendjemand hätte klauen wollen.
    Am Gartentor aus Edelstahl schaute ich so intelligent und lässig wie möglich in das Glotzauge der Videokamera und nannte brav meinen Namen, als eine blecherne Stimme mich danach fragte. Es
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