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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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summte, und ich trat ein.
    Ich durchquerte eine Art Vorgarten, der in blumiger Maklersprache problemlos als »parkähnliches Ambiente« durchgegangen wäre. An der Haustür wartete eine Frau von Anfang fünfzig, die mich gekonnt musterte: eindringlich, ohne aufdringlich zu sein. Wie viele Jahre mochte sie diesen Inspektionsblick wohl geübt haben? Die Situation erinnerte mich an meine Abiturprüfung. Wie damals hoffte ich nicht durchzufallen. Und wie damals ärgerte ich mich gleichzeitig darüber. Schließlich stellte sie mir knapp und bündig ein vorläufiges Visum aus.
    »Sie werden bereits erwartet.«
    Wir gingen durch das Haus Richtung Garten. Marmor und Eichenholzparkett, hier und da ein netter kleiner Perserteppich von der Größe eines Fußballfeldes. So wohnt man also, nachdem man die Ausstellungsräume eines hippen Designers leer gekauft hat, dachte ich. Woran ich in diesem Moment nicht zu denken versuchte, war, dass ich heute Morgen in Hundescheiße getreten war.
    Durch eine Glastür, die sich fast über die gesamte Breite des Gebäudes erstreckte, betraten wir die ausladende Terrasse mit Blick auf, na ja: das, was man im Allgemeinen so Anwesen nennt. Gepflegte Rasenflächen, ganz hinten, wo Erde und Himmel sich zum Horizont vereinten, eine verträumte Baumgruppe, auf halbem Weg dorthin ein großer Teich, und überall verstreut marmorne Schönheiten mit deutlich modulierten Hinterbacken. Dagegen war, alles in allem, der Vorgarten tatsächlich nichts weiter als ein Vorgarten.
    Mitten auf der Terrasse, an einem Tisch aus Edelholz, saß die Dame des Hauses: Maria Lappé alias Maria Fröhlich. Und ganz früher mal: Maria Bunzenbichler. Zu ihren Füßen, faul und mürrisch, ein fetter, schwarzer Kater.
    Maria Lappé machte den Eindruck einer Frau, die sich sehr bewusst darüber war, dass sie stramm auf die vierzig zuging und genau deshalb alles dafür tat, damit andere das nicht so schnell herausbekamen. Mit Erfolg. Tadellose Figur im teuren, hellgrauen Hosenanzug, schulterlange Haare, brünett und vom »Coiffeur« gestylt. Sie gehörte eindeutig nicht zu denen, die einfach nur zum Friseur gingen.
    Während sie sich erhob und unverbindlich lächelnd auf mich zukam, schob sie ihre große Sonnenbrille lässig ins Haar. Ihre hellbraunen Augen waren faltenlos. Ha, wusste ich’s doch! Das Einzige, was nicht so recht in dieses Gesicht passte, war die Nase. Nicht, dass sie zu groß gewesen wäre oder zu lang oder zu breit. Sie war irgendwie zu schmal. Ein sportlicher Däumling hätte auf ihr herunterrutschen können, ohne dabei seine Beine sonderlich spreizen zu müssen.
    Sie begrüßte mich mit einem Händedruck, der, im Vergleich zu ihrem sonstigen Auftritt, eine Spur zu schlaff erschien.
    »Schöner Garten«, sagte ich, weil mir gerade nichts Besseres einfiel, und fand diese Einleitung selbst dämlicher als notwendig.
    Der Kater hatte sich mittlerweile auf einen der edlen Liegestühle verzogen und gähnte mich mit offener Missachtung an.
    »Danke«, antwortete sie, als hätte ich ihr ein Kompliment gemacht. Sie gehörte also auch zu der Sorte von Frauen, die alles Positive, das man sagte, ganz selbstverständlich auf sich selbst bezogen. »Ja, ich liebe dieses kleine Refugium über alles!«
    Kleines Refugium! Es gab wahrscheinlich jede Menge Staaten auf der Erde, die bereit gewesen wären, für so ein kleines Refugium einen Krieg anzuzetteln!
    »Wenn es Sie interessiert, Herr Katz, führe ich Sie gerne ein wenig herum.«
    Ich nickte stumm und ergriffen.
    Wir gingen Richtung Teich. Wenn wir uns beeilen würden, bestand die Möglichkeit, dass wir das Gewässer noch vor Einbruch der Dunkelheit würden erreichen können.
    Der schwarze Fettklops ließ es sich nicht nehmen, sich vom Liegestuhl plumpsen zu lassen und uns in sicherem Abstand auf unserer Reise zu begleiten. Neugierig war er also auch noch.
    »Und nun verraten Sie mir, was Sie zu uns führt! Ihre Sekretärin sagte am Telefon, dass Sie mich oder meinen Mann gerne sprechen möchten« flötete Maria Lappé mich von der Seite an. Dabei hakte sie sich vertraulich bei mir ein und erlaubte ihrem üppigen Busen, sich wie zufällig an meinen Arm zu kuscheln. Holla!
    »Ich hatte heute Vormittag Besuch von Ihrer Tochter Vanessa«, sagte ich etwas heiser.
    »Ach! Und, was wollte sie?«
    »Ich soll ihren Hund für sie wieder finden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Detektive sich auch um entlaufene Hunde kümmern.«
    »Vanessa ist aber davon überzeugt, dass ihr Hund
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