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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Autoren: Matthias Zipfel
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betrafen fast ausschließlich Hans-Jürgen Lappé, Schönheitschirurg, Inhaber und ärztlicher Leiter des »Privatsanatoriums Lappé« in Starnberg.
    Der erste Eintrag war ein Werbelink des Sanatoriums. Die Homepage war gut und edel gemacht. Überhaupt schien in Starnberg alles vom Feinsten: Klinik direkt am See, stattliches Areal, hochkarätige Spezialisten für die verschiedensten Körperregionen. Und eine detaillierte Preisliste, als PDF-Dokument zum Herunterladen und bequemen Ausdrucken, zeigte eindrucksvoll, dass es nicht eben billig war, sich von Lappé und seiner schneidigen Mannschaft aufpolstern, absaugen, begradigen, entknorpeln, in Form spritzen, mit Silikon stopfen, die Falten wegbügeln, die Glatze aufforsten oder per Skalpell in die richtige Passform schneiden zu lassen. Ich hätte mich gar nicht gewundert, wenn es da ein internationales Geheimkartell gab: Die einen entwarfen Klamotten, in die keine Sau reinpasste, die anderen stutzten – um im Bild zu bleiben – die Sau dann aufs Klamottenformat. Oder schnitten auch schon mal einen unglücklichen Hubbel weg, der nicht in den Traumschuh passte. Ein gegenseitiges Geschäft von üppiger Einträglichkeit und mit glänzenden Zukunftsaussichten. Heilige Teilnarkose – sollte vielleicht mal jemand einen Detektiv beauftragen, um das herauszufinden!
    Bevor ich wieder zu den Suchergebnissen zurückkehrte, um ein bisschen weiter zu stöbern, kam mir ein Geistesblitz: Wäre vielleicht nicht unklug, wenn Sonia parallel bei den einschlägigen Boulevardblättern Informationen über Hans-Jürgen Lappé und Familie einholen würde. Ich konnte mir ganz gut vorstellen, dass die Lappés in der Münchner High Society eine gewisse Rolle spielten.
    Ich drückte den Rufknopf der Gegensprechanlage. Klar, natürlich hätte ich auch das Telefon benutzen können. Oder einfach nur laut rufen, schließlich war Sonia ja nicht kilometerweit entfernt. Aber eine Gegensprechanlage in meinem Büro musste sein, das stand von Anfang an fest. Zum einen wegen des Effekts: Es würde mit Sicherheit einen ungeheuren Eindruck auf Klienten machen, wenn ich per Gegensprechanlage die Sekretärin zu mir bäte. Wirkte immer, war ich mir sicher. Zum anderen gab es durchaus auch praktische Erwägungen: Ein beiläufiger Druck, im richtigen Moment auf die richtige Taste, und die Geständnisse meines Gegenübers, die Drohungen, Schwindeleien oder was auch immer landeten nicht nur in meinen Ohren, sondern auch in den beiden anderen im Vorzimmer. Live, unauffällig, unmissverständlich!
    Allerdings: Niemand kam. Deshalb ging ich mal nachsehen.
    Sonia saß mit geröteten Wangen im Vorzimmer und fummelte ratlos an der Gegensprechanlage herum. Auf dem Tisch lag die aktuelle Ausgabe der Vogue. Na ja, Fachlektüre quasi.
    »Entschuldigung, Chef! Aber ich weiß nicht, wie dieses vorsintflutliche Ding funktioniert. Wozu brauchen wir so was überhaupt? Wir haben doch ein Telefon!«
    Ich zeigte ihr, wie man die Anlage bediente. Als ich ihr dann auch noch den hintersinnigen Einsatzzweck erklärte, huschte ein anerkennendes Lächeln über ihre Pfirsichwangen. Zumindest bildete ich mir das ein. Vielleicht wünschte ich es mir auch nur. Dann kam ich zu meinem eigentlichen Anliegen.
    Ihre Augen strahlten. Und das bildete ich mir nicht ein.
    »Schön, dass ich mich so schnell nützlich machen kann! Ich kenne nämlich in den meisten Redaktionen ein paar wichtige Leute. Als Ex-Model hat man schließlich so seine Verbindungen. Ha, ich wusste doch, dass dieser Job interessant werden würde!«
    Sonias Begeisterung war ansteckend. Ich ging zurück zu meinem Schreibtisch, klappte euphorisch den Humidor auf und entnahm ihm eine Havanna. Ok, keine von den wirklich teuren, aber auch ganz gut und für meine Verhältnisse eh schon weit über dem Limit. Ein beherzter Einsatz der Mini-Guillotine, dann ordentlich Feuer unter das kaffeebraune Füßchen und schon kitzelte karibische Lebenslust meine Geschmackspapillen.
    Weiter ging es mit der Lektüre der Lappé-Infos aus dem Internet. War weniger aufregend, als ich gehofft hatte: Vorträge, Fachbeiträge in medizinischen Zeitschriften, alles Zeug, das ich nicht verstand. Kostete aber trotzdem jede Menge Zeit, die Beiträge zu studieren, denn: Wir Detektive müssen sorgfältig vorgehen. Manchmal steckt zwischen lauter Zeug, das man nicht versteht, die entscheidende Information. Hab ich mal gelesen. In einem Buch, in dem ansonsten lauter Zeug stand, das ich nicht verstand. Ha, ha.
    Auf
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