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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen
Autoren: Sabine Klewe
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einziges Chaos; Bücher, Zeitungsausschnitte und Zettel lagen wild durcheinander. Sie hatte in den letzten Tagen einfach nicht die Nerven gehabt, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Aber sie musste endlich wieder vernünftig arbeiten. Sie brauchte dringend Geld. Auf einer anderen Ecke des Schreibtischs türmten sich die unbezahlten Rechungen. Aber mit ein wenig Glück wartete die Story ihres Lebens bereits auf sie. Sie hatte auf jeden Fall alles Machbare dafür in die Wege geleitet. Jetzt kam es nur darauf an, die Nerven zu bewahren.
    Im Radio lief jetzt White Christmas. Dagmar beobachtete das Treiben auf der Straße. Gegenüber schaufelte ein älterer Mann den Schnee vom Bürgersteig. Der Briefträger schob sein Fahrrad vorsichtig durch den weißen Matsch, und auf dem Spichernplatz bauten drei Jungen einen Schneemann.
    Ein Wagen bog um die Straßenecke. Eine dunkle Limousine, blau oder dunkelgrau, sie konnte es nicht genau erkennen. Dagmar wusste nicht, was es war, aber irgendetwas an dem Wagen kam ihr komisch vor. Er rollte langsam die Fahrbahn entlang und glitt schließlich fast genau vor ihrem Haus in eine Parklücke. Ein Mann und eine Frau stiegen aus. Sie blickten die Straße auf und ab, so, als überlegten sie, was sie als nächstes tun sollten. Einen Augenblick lang standen sie auf dem Bürgersteig und sprachen miteinander. Dagmar war sich jetzt ganz sicher, dass etwas nicht stimmte. Als der Mann plötzlich genau zu ihr hochsah, erschrak sie und zog sich schnell vom Fenster zurück.
    Wie albern von ihr! Sie fing wirklich langsam an, überall Gespenster zu sehen. Es wurde höchste Zeit, dass sie etwas Vernünftiges tat. Am besten würde sie jetzt duschen und danach ihren Schreibtisch gründlich aufräumen. Das tatenlose Herumsitzen und Warten half schließlich nichts. Sie wandte sich ab und schaltete das Radio aus. Sie ging nicht mehr zum Fenster, um noch einmal hinauszusehen.
    So sah sie auch nicht, wie der Mann und die Frau auf ihr Haus zukamen.

    ***

    Manfred wartete bereits vor der Haustür, als Roberta die Karolingerstraße entlang gefahren kam. Sie fand keinen Parkplatz und stellte den Wagen kurz entschlossen vor einer Einfahrt ab. Es war halb zwölf. Nach Manfreds Anruf hatte sie mit Peter gesprochen. Gemeinsam waren sie zu dem Schluss gekommen, dass es bestimmt eine ganz einfache Erklärung für Katrins merkwürdiges Verhalten gab. Vielleicht hatte jemand ihr Handy geklaut und sich einen dummen Scherz erlaubt. Vielleicht war Katrin aus irgendeinem Grund auf Manfred sauer und wollte ihm einen Schreck einjagen. Aber je mehr sie darüber sprachen, desto seltsamer kam ihnen die ganze Geschichte vor. Schließlich hatte Roberta Manfred angerufen.
    »Lass uns doch schon jetzt rüber fahren und nachsehen, ob sie zu Hause ist.«
    Manfred war sofort einverstanden gewesen. »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Hey, langsam«, hatte Roberta protestiert. Sie hatte versucht, ihrer Stimme einen unbeschwerten Klang zu verleihen, aber es war ihr nicht ganz gelungen. Sie ahnte, dass etwas passiert sein musste. »Ich komme aus Neuss, gib mir ein bisschen Zeit.«
    Jetzt stiegen sie die knarrenden Holzstufen des Altbaus hoch in den zweiten Stock. Sie hörten Rupert maunzen, sobald Manfred den Schlüssel ins Türschloss steckte. Er sperrte auf und sie betraten die Wohnung. Der Kater sprang ihnen entgegen und streifte schnurrend um ihre Beine.
    »Ich wusste, dass etwas nicht stimmt«, erklärte Manfred und marschierte hastig durch die Diele. »Sie würde Rupert nicht einfach so allein lassen.«
    Fast im Laufschritt stürmte er durch die Wohnung, riss die Zimmertüren auf, durchsuchte Schränke und Kommoden und warf sogar einen Blick unter das Bett, während Roberta in der Küche nach Katzenfutter stöberte. Sie füllte ein Schälchen und stellte es auf den Boden. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und sah Rupert zu, der das Essen gierig verschlang.
    Schließlich kam Manfred auch in die Küche. »Ich hab alles abgesucht«, sagte er, »sie ist einfach weg. Kein Hinweis darauf, wo sie ist. Sie scheint auch nichts mitgenommen zu haben. Ihre Zahnbürste, ihre ganzen Waschsachen, alles liegt wie immer im Bad. Die kleine Reisetasche, die sie normalerweise mitnimmt, wenn sie für ein paar Tage wegfährt, steht unten im Schlafzimmerschrank. Ich verstehe das nicht.« Manfred ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah Roberta fragend an.
    »Ich verstehe das auch nicht«, antwortete sie zögernd. »Das passt doch alles gar nicht
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