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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen
Autoren: Sabine Klewe
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zusammen. Ich kann mir nicht erklären, was da passiert sein soll. Meinst du, wir sollten – « Sie stockte.
    »Verdammt!« Manfred schlug sich an die Stirn. »Die Krankenhäuser! Vielleicht hatte sie einen Unfall!«
    Sie kramten das Telefonbuch aus einer Schublade und telefonierten die Krankenhäuser ab. Ohne Ergebnis. Roberta kam auf die Idee, bei der Polizei anzurufen. Aber auch dort versicherte man ihnen, dass es in der vergangenen Nacht keine besonderen Vorkommnisse gegeben hatte, zumindest keine, bei denen eine junge Frau zu Schaden gekommen war. Wegen des plötzlichen Wintereinbruchs hatte es zwar jede Menge Verkehrsunfälle im Raum Düsseldorf gegeben, aber nur einen einzigen mit Personenschaden. Dabei sei ein Mann ums Leben gekommen. Der freundliche Polizeibeamte am Telefon versuchte den mittlerweile ziemlich aufgebrachten Manfred zu beruhigen. »So etwas passiert recht häufig. Meistens tauchen solche Personen nach ein paar Stunden oder Tagen wieder auf. Hatten Sie vielleicht eine Auseinandersetzung?«
    Manfred schnaubte wütend und knallte den Hörer auf die Gabel. Roberta kraulte Rupert den Bauch, der mittlerweile alles gefressen und es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht hatte. »Wie gut, dass Katrins Eltern gerade in Urlaub sind. Sonst müssten wir sie jetzt anrufen«, stellte sie fest. Manfred nickte. »Ja, daran habe ich auch schon gedacht.« Er tippte zum wiederholten Mal Katrins Handynummer in sein Telefon. Aber auch diesmal ohne Erfolg.
    Als sie im Begriff waren, die Wohnung wieder zu verlassen, hatte Roberta eine Idee.
    »Das Buch! Sie hat sich gestern in der Stadt ein Buch gekauft. Es muss hier irgendwo liegen. Im Kaufhaus haben sie es in so eine rötliche Weihnachtstüte gesteckt. Hast du es irgendwo gesehen?«
    Noch einmal suchten sie die gesamte Wohnung ab. Aber sie fanden weder das Buch noch die Tüte. »Sie könnte es natürlich mitgenommen haben, falls sie doch einfach verreist ist«, gab Roberta zu bedenken. »Es war irgend so ein Thriller. Sie war ganz wild darauf, ihn zu lesen.«
    »Natürlich könnte sie«, fuhr Manfred auf. »Aber ich wüsste es gern genau. Ich will wissen, was passiert ist: Ist sie gestern Abend überhaupt hierher zurückgekommen? Oder hat sie der Wunsch wegzufahren vielleicht schon unterwegs übermannt, und sie ist direkt auf die Autobahn abgebogen und Richtung Süden abgerauscht? Oder ist ihr vielleicht doch schon im Parkhaus was passiert?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortete Roberta. »Dann hätte man sie doch längst gefunden. Außerdem hat sie dir doch noch diese SMS geschickt.«
    »
Jemand
hat mir eine SMS geschickt. Jemand, der Katrins Handy hatte.«
    Roberta schwieg betroffen.
    »Ihr Wagen!«, fiel ihr plötzlich ein. »Hast du nachgesehen, ob ihr Auto unten auf der Straße steht?«
    Manfred schüttelte den Kopf. »Daran habe ich überhaupt nicht gedacht.«
    Sie hasteten die Treppe hinunter und suchten die Straße ab, aber von dem roten Golf Cabriolet war nichts zu sehen.

4
    Es kam in den Nachrichten, als sie gerade im Begriff war, den Müll hinunterzutragen. Allerdings war es nicht die Meldung, auf die sie gewartet hatte. Sie ließ die Tüte fallen und starrte fassungslos auf das kleine Gerät. Eierschalen, ein Stück verschimmeltes Brot und ein Jogurtbecher fielen aus der Tüte, als diese auf dem Boden landete und aufplatzte, doch Dagmar bemerkte es nicht.
    Sie lauschte ungläubig. Das konnte nicht wahr sein! So etwas konnte gar nicht passieren. Es musste ein Irrtum sein, eine Verwechslung. Wenn die Nachricht stimmte, dann drohte sie alles zu zerstören, was Dagmar mühevoll ausgearbeitet hatte. Ihr perfekter Plan, ihr Geniestreich, alles würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus und sie unter sich begraben.
    Sie lehnte sich gegen die Küchenwand. Ihre Knie zitterten. Sicherlich hatte sie sich verhört. Die Nachrichten im Radio waren längst vorbei und es lief ein Song von Robbie Williams. Doch die Worte des Sprechers hallten noch in Dagmars Ohren.
    Er hatte vollkommen nüchtern darüber berichtet, so wie er Tag für Tag etliche Meldungen verlas, aber ihr war es, als hätte er sie verhöhnt, ausgelacht.
    Sie hasste es, ausgelacht zu werden. Seit dem Tag, an dem sie bei der Weihnachtsaufführung über ihr Kleid gestolpert war, hasste sie nichts mehr auf der Welt, als wenn jemand über sie lachte, während ihr selbst die Tränen der Enttäuschung oder der Scham in den Augen brannten.
    Sie war sechs Jahre alt gewesen. Damals war auch Winter, ihr erster
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