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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin
Autoren: Helmut Sakowski
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mit ihrem gut gekühlten Gipsbein an Land. Diesmal hatte ich ein Handtuch mitgenommen. Es mußte ein paarmal ausgewrungen werden, damit es für drei Mädchen reichte.
    Als wir uns nach den Sachen bückten, entdeckte Sabrina gar nicht weit von unseren Nickis einen schimmernden Schlauch. Herr Lemke sagte: »Das ist eine Kostbarkeit, nämlich ein Natternhemd. Eine Schlange wächst, ab und an muß sie sich häuten, so wie ein Mensch einen neuen Anzug besorgen muß, wenn ihm der alte zu eng geworden ist. Sobald es Zeit ist, platzt der Schlange der Kragen. Sie kriecht einfach aus der alten Haut heraus. Zurück bleibt das Natternhemd.«
    Sabrina wollte es an sich nehmen, damit Teichmüllers noch mehr hatten, mit dem sie großtun konnten.
    Herr Lemke sagte: »Wenn du erlaubst, stell ich dieses Natternhemd im Heimatmuseum aus und lasse ein Schild anfertigen: befunden und gestiftet von...< Wie heißt du, mein Kind?«
    »Sabrina Teichmüller.«
    Herr Lemke notierte sich den Namen, und nun konnte man sehen, daß Sabrina von ihrem Vater abstammte. Sie stellte ein Bein vor, verbog die Hüfte, streckte den Hintern raus und lächelte angeberisch.
    Ich ärgerte mich, daß sie mit ihrem Namen in das Heimatmuseum von Mecklenburg kommen sollte, obwohl sie doch aus Sachsen stammt, und sagte abfällig: »Wir haben die Krönleinnatter auf dem Hof. Was ihr habt, ist ja bloß ein leeres Hemd.«

Gefährliche Habgier

    Sabrina war neidisch, weil auf unserem Hof eine Glücksnatter wohnte und sie hatte keine.
    »Neid verdirbt den Charakter«, sagte meine Großmutter, und weil wir uns nicht verderben lassen wollten, legten wir keinen Wert auf Teichmüllers Millionen. Aber Sabrina wäre durch ihre Habgier beinahe umgebracht worden. Dann hätte ihr Name nicht nur im Heimatmuseum von Mecklenburg gestanden, wegen des Natternhemdes, das sie gefunden hatte, sondern im Nordkurier , wo die verstorbenen Leute angezeigt werden, mit einem schwarzen Rand darum herum und meistens mit einem Spruch.
    Meine Oma hat einen vorgelesen: »Geliebt und unvergessen.«
    Ich werde Sabrina nicht vergessen und habe sie nicht geliebt.
    Eines Tages hatte ich mich mit Herrn Lemke verabredet, weil er mir den kleinsten Zirkus der Welt zeigen wollte und andere Merkwürdigkeiten der Natur. Da uns Zottel und Moritz wegen ihres Jagdtriebes dabei stören konnten, mußten sie zu Hause bleiben und meiner Großmutter auf dem Haustritt Gesellschaft leisten. Sie strickte immer noch an dem Biene-Maja-Pullover, gelb-braun gestreift und ohne Wespentaille. Er war schon so lang und sah auch so aus wie ein Kettenhemd. Ich war gespannt, ob Sabrina auch ein Kettenhemd tragen wollte.
    Sie hatte spitzgekriegt, daß ich mit Herrn Lemke ausgehen wollte. Natürlich war sie neidisch und wollte unbedingt mit. Hätte ich ihr doch einen Vogel gezeigt. Ich sagte aber: »Du mußt deine Mutter um Erlaubnis fragen« und hoffte, Frau Teichmüller würde bestimmen: Keinen Schritt in Begleitung des garstigen Balges.
    Sie wollte aber ihren Quälgeist loswerden und sprach leider: »Meinetwegen, und bitte nicht schmutzig machen.«
    Wir waren schon in der Nähe des Sees, als Herr Lemke stehenblieb und den einen Zeigefinger dorthin legte, wo zwischen dem Bartgestrüpp seine Mundöffnung ist. Mit dem anderen deutete er gegen das Brombeergesträuch.
    Ich hätte am liebsten vor Begeisterung aufgeschrien, mußte aber die Luft anhalten, als ich eine Spitzmaus erblickte, die fünf Kinder spazierenführte. Die Mutter war nicht größer als ein schmaler Radiergummi. Das erste Junge hielt den Schwanz der Alten in der Schnauze, das zweite Junge den vom ersten und so weiter bis zum letzten, das sein Schwänzchen baumeln lassen durfte. Die kleinen Tiere machten ihren Umzug so ähnlich, wie ich es bei den Elefanten gesehen hatte, als sie die Zirkusarena umrundeten. Wahrscheinlich stehen diese possierlichen Winzlinge deshalb unter Denkmalschutz.
    Herr Lemke erklärte uns, daß die Spitzmaus in Wahrheit kein Nager ist, sondern ein Raubtiergebiß besitzt wie der Tiger, ein bißchen kleiner natürlich. Und er zeigte uns am See eine wunderschöne Wasserratte, die nun wieder keine Ratte ist, sondern in Wahrheit eine Maus, die zehntausend Luftbläschen in ihrem Fell verstecken kann und wie ein Silberpfeil aussieht, wenn sie unter Wasser dahinzischt. Das tollste war aber der Wasserläufer-Käfer. Die Natur hat ihm unbenetzbare Beine gemacht, damit er nicht durch die gespannte Wasserhaut einbrechen kann. Ich stellte mir vor, ich hätte
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