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Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin

Titel: Katja Henkelpott 2 - Katja Henkelpott und die Schlangekoenigin
Autoren: Helmut Sakowski
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nicht, warum ihre Eltern so böse auf meine Oma Habenicht und ihre Haustiere waren, und auf mich natürlich auch. Mit fünf Jahren ist man vielleicht noch zu jung für den Haß.
    Sabrina stand am Zaun und jammerte: »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Ich sagte: »Deine Mutter meint, ich hätte einen schlechten Einfluß auf dich. Es tut mir leid.«
    Ich vermißte Sabrina nicht, denn ich wurde die Tagesmutter von Rena. Das ist ein Mädchen von vier Jahren. Es wohnt in Pälitzhof und ist genauso tierlieb wie ich. Sie war sogar mit einer Spinne befreundet. Die hatte sie mit selbstgefangenen Fliegen zahm gekriegt und Tante zu ihr gesagt, Tante Pinne. Rena kann das S nicht richtig sprechen. Weil sie ein schlaues Kind ist, läßt sie es einfach weg. Sie hat mir viel von ihrer Tante Pinne erzählt. Einmal hatten die beiden sogar den Mond klauen wollen, der hängt in Pälitzhof so niedrig in den Bäumen, daß man meint, er wäre ebenso leicht herunterzuschütteln wie Teichmüllers fette Kater. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
    Rena hatte einen Unfall. Ihre Mutter mußte mit dem Fahrrad einem rasenden Autofahrer ausweichen und stürzte vor dem Dorf. Rena hatte auf dem Kindersitz gehockt und wurde aus dem Sattel geworfen. Nun ist ihr rechtes Bein eingegipst. Sie kann es nicht bewegen, sondern hat einen Rollstuhl bekommen und muß herumgefahren werden wie ein Kleinkind. Da Renas Mutter noch ein kleineres Kleinkind zu versorgen hat, durfte Rena tagsüber bei uns sein, damit ich mit ihr spielte. Renas Mutter hatte darum gebeten, und meine Oma hatte gerufen:
    »Her mit ihr! Die beiden Mädchen passen zueinander wie der Deckel zum Topf.«
    Jedesmal, wenn ich Rena spazierenschob, schlossen sich eine Menge Kinder aus dem Dorf an. Es wurde ein richtiger Umzug daraus. Zuerst ging ich als die Tagesmutter mit der Karre. Hinter mir schritten Moritz und Zottel, dann folgten die vielen Kinder von Sachers mit mehreren Puppenwagen und verschiedene Jungen auf Fahrrädern, die den Geleitschutz machten. Als Schlußlicht tappelte Inken, die Tochter vom Pastor, mit einer Wackelente, die sie hinter sich her zog, und sie selber wackelte auch wegen der dicken Windelpackung, die sie in der Hose hat.
    Die Spitze des Zuges bildete Rena mit dem Gipsbein. Ich glaube, sie kam sich vor wie eine Prinzessin in der goldenen Kutsche, und sie lächelte so lieblich vor sich hin, als wollte sie gleich küssen. Und manchmal schrie sie: Spitze! Weil sie das S nicht aussprechen kann, ließ sie es einfach weg und schrie also: »Pitze!« Dabei küßte sie die Fingerspitzen.

    Als wir wieder einmal bei Teichmüllers vorbeizogen, stand Sabrina hinter dem Zaun und plärrte: »Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
    Ich fragte höhnisch: »Soll ich dich über den Zaun heben? Kannst du nicht alleine klettern?«
    Sie hat sich beim Übersteigen ihren Dirndlrock an einer Zaunlatte zerrissen, ohne vor Wut aufzuschreien. Sie schleifte eine karierte Schleppe hinter sich her, als sie herankam.
    Ich stellte ihr die Prinzessin mit dem Gipsbein vor. »Sabrina, das ist Rena.«
    »Hallo, Rena!«
    »Rena, das ist Sabrina.«
    »Hallo.«
    Weil sie das S nicht sprechen kann, ließ sie es wieder weg. Sie sagte: »Hallo, Abrina!« und hat ihre Hand so lässig über den Rand des Rollstuhls hängen lassen wie Prinzessin Dei.
    Ich glaube, Sabrina hat bei der Begrüßung einen Knicks gemacht, aber dann wollte sie sofort die Tagesmutter spielen und den Rollstuhl übernehmen. Beim Umzug ist das der beste Platz, gleich hinter der Hauptperson. Ich dachte, sie kann nichts dafür, daß ihre Eltern auf mich böse sind, und wollte dem armen Kind eine Freude machen. Ich trat zurück.
    Wir zogen zweimal um den Anger. Voran die Prinzessin mit dem Gipsbein, sie wurde von einem Mädchen mit Schleppe geschoben, am Schluß wie immer Inken mit der Wackelente und dem Wackelpo.
    An der Dorfstraße hielt gerade ein Omnibus mit Tagesurlaubern aus Hamburg. Die Leute stiegen aus und waren begeistert, als sie uns sahen. Sie riefen: »So was Niedliches gibt es nur noch im Osten.« Sie warfen mit sauren Drops nach uns. Prinzessin Rena freute sich. »Pitze«, rief sie, »Pitze!«

Das leere Hemd

    Sabrina hatte alles, was sich ein Kind wünschen kann, eine Wohnmobil-Puppenstube, einen eigenen Fernseher und eine Menge Computerspiele, aber einen Kinderrollstuhl hatte sie natürlich nicht. Deshalb wollte sie beinahe jeden Tag mit der Karre ins Dorf.
    Sobald sie mich und Rena auf der Straße erblickte, fragte
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