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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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zu gelangen, das passte einfach.
    Bill bewegte seine Hand mit der Flamme. Er hatte es getan, weil er nach einem Geländer suchte, das leider nicht vorhanden war. Wenn wir die Treppe hinabsteigen wollten, mussten wir verdammt vorsichtig sein.
    Sicherlich wusste der Junge, was uns erwartete. Nur konnte er leider nicht reden. Er zeigte uns eben anders sein Vertrauen.
    Ich merkte, wie er an meiner Hand zog. Das Zeichen verstand ich und setzte das rechte Bein vor. Ich überlegte hin und her, ob ich nicht doch die Taschenlampe einschalten sollte, ließ es zunächst blieben. Da Bill sein Feuerzeug ebenfalls weggesteckt hatte, mussten wir uns voll und ganz auf unsere Instinkte verlassen.
    So langsam wie in diesem Fall war ich noch nie eine Treppe hinabgegangen. Es war immer wieder ein behutsames Tasten, und ich merkte auch, dass hin und wieder kleine Steine auf den Stufen lagen.
    Alles lief glatt. Bill, der dicht hinter mir ging, verlor sein Gleichgewicht ebenfalls nicht. Aber je mehr Stufen wir hinter uns ließen, umso stärker fiel uns die Veränderung auf. Bestimmt, weil unsere Sinne so angespannt waren.
    Es lag am Geruch...
    Der mochte für den Jungen normal sein, weniger für uns. Ich hielt ihn für den Geruch eines Tieres, fremd und streng zugleich. Nur nicht für uns Menschen passend.
    »So riechen Wölfe, John.«
    »Das denke ich auch.«
    Nach dieser Antwort ging ich noch eine Stufe. Dann hatte ich endlich die Treppe hinter mir gelassen. Sofort ging ich zur Seite und blieb stehen. Dabei dachte ich daran, dass wir uns in einem Keller aufhielten, der recht groß sein musste. Das war zwar optisch nicht zu erkennen, ich glaubte einfach meinem Gefühl. Am anderen Ende schimmerte etwas rötlich.
    »Mach die Lampe an, John!«
    Bill’s Vorschlag war schon okay. Meinem Gefühl nach befanden wir uns nicht in Gefahr. Die Wölfe hatten sich zurückgezogen und lauerten nicht auf einen Angriff. Doch sie mussten sich hier irgendwo aufhalten.
    Der Junge tippte mich an. Ich spürte seine Hand an der Hüfte. Der Druck zeigte mir, in welche Richtung ich zu gehen hatte. Diesmal allerdings mit Licht.
    Der Strahl vertrieb einen Teil der Dunkelheit, und wir konnten unser Ziel hier unten sehen.
    Eine alte Tür.
    Sie reichte hoch bis zur Decke. Sie hing krumm und schief in den Angeln, aber sie war so weit zugedrückt worden, dass man sie als geschlossen ansehen konnte. Das rötliche Schimmern drang durch ihre Ritzen. Leuchteten Fackeln dahinter?
    Der Junge hüpfte darauf zu, und ich folgte ihm. Am meiner Seite blieb Bill. Er sprach kein Wort. Aus seinem heftigen Atmen schloss ich, dass er sich nicht eben wohl fühlte.
    Rechnen mussten wir mit allem. Ich wollte die Tür öffnen, und Bill steckte ebenfalls seine Hand aus, um mir zu helfen, da griff der Junge ein.
    Mit beiden Händen umklammerte er die Tür am Rand und zerrte sie recht schnell auf. Er huschte in die dahinter liegende Welt – und dieser Begriff traf wirklich zu!
    Es war eine andere Welt.
    Bill und ich rissen die Augen auf. Wir hatten auch den May-Jungen gefunden, aber was wir sahen, ließ unseren Herzschlag stocken...
    ***
    Archie May schwebte über einer Öffnung, aus der Licht in die Höhe drang. Es war rötlich und sah nach Glut aus, als stammte es von der noch heißen, aber erstarrten Lava in einem Vulkantrichter.
    Das Licht quoll über die Ränder des Lochs hinweg und reichte hinauf bis zu Archie May, der auf einer Schale lag, die von der Decke hing. Bei diesem Anblick kam mir sofort ein Schwenkgrill in den Sinn.
    Der Wolfsjunge war aus unserer Nähe verschwunden. Ich wusste nicht, wo er sich aufhielt. Es war mir im Moment auch egal. Wichtig war zunächst, dass wir Archie May gefunden hatten. Offensichtlich lebte er noch, denn er bewegte sich manchmal zuckend.
    Und da waren noch mehr Wesen!
    Vier Wölfe. Die Bestien, die wir gesucht und endlich gefunden hatten. Sie hockten an den Rändern des Lochs so unbeweglich wie Steinfiguren und schauten über den Rand in die Tiefe, aus der es rötlich strömte. Noch waren Bill und ich nicht so nahe herangegangen, um zu erkennen, was sich tief unter uns abspielte. Wir mussten zunächst nach weiteren Gefahrenherden Ausschau halten. Doch da war nichts.
    »Der soll geopfert werden«, hauchte mein Freund.
    »Ja. Nur warum?«
    »Keine Ahnung.«
    Obwohl nichts passierte, war uns verdammt unwohl. Warum handelten die vier Wölfe nicht? Weshalb hockten sie so steif und starr vor dem verdammten Loch?
    »Okay, Bill, wir nehmen uns die
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