Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Glühen, das war alles.
    Der warme Wind fuhr in unsere Gesichter. Vielleicht würde es wieder Regen geben in der Nacht. Ich hoffte nur, dass es nicht wieder zu Unwettern kam.
    Bill hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Es war egal, an welcher Stelle wir den Wald betraten. Das einzig große und erste Ziel waren für uns die Reste des Kastells.
    Leider hatten wir zu wenige Informationen darüber erhalten. Niemand kannte sich genau in der Geschichte aus. Dass die Leute es aus bestimmten Gründen mieden, okay, aber die genauen Gründe hatte man uns nicht sagen können. Die mussten wir selbst herausfinden.
    Dass die Wölfe hier eine Heimat gefunden hatten, war nicht normal. Und so ging ich davon aus, dass möglicherweise Werwölfe im Hintergrund die Fäden zogen. Rechnen musste man mit allem.
    Bill wartete darauf, dass ich ihn erreichte. »Ich denke nicht, dass wir uns aufteilen – oder?«
    »Auf keinen Fall. Wichtig ist das Kastell.«
    Er nickte lächelnd. Ich hatte von einem Kastell gesprochen, aber es war nicht zu sehen. Die Mauer aus Bäumen und Unterholz ließ keinen Blick zu. Es versteckte sich hinter dieser schon an einen Urwald erinnernden Wand. Zwar gab es Licht, doch wie es aussah, erreichte es nicht mal den Boden.
    Dieses Stück Natur war wirklich in Ruhe gelassen worden. Hier hatten keine Menschen eingegriffen. Über die Gründe konnte man spekulieren. Für Bill und mich waren sie nicht wichtig. Wir wollten endlich vorankommen und das Rätsel des Kastells lösen.
    Es gab keine Vögel, die zwitscherten. Wir sahen überhaupt keine größeren Tiere. Umgeben wurden wir von einer tiefen Stille, die perfekt zu der herrschenden Düsternis passte.
    Ein Weg war ebenfalls nicht zu finden. Um voranzukommen, mussten wir die Stellen suchen, an denen uns am wenigsten Widerstand entgegengesetzt wurde.
    Wir wussten, dass es die Wölfe gab, sahen sie aber nicht. Wir hörten sie auch nicht. Kein Rascheln, kein Heulen, kein verhaltenes Knurren, da war nichts. Und es schimmerten auch keine Augen durch das Dickicht, die uns beobachteten.
    Wenn wir einatmeten, dann war es die feuchte und leicht schwüle Luft, die nach Nebel schmeckte. Durch die Windstille nahmen wir die Gerüche noch intensiver wahr.
    Ich hätte meine kleine Lampe einschalten können, um eine bessere Orientierung zu haben. Darauf verzichtete ich. Nur keine Aufmerksamkeit erregen. Auch wenn wir nichts sahen, was uns gefährlich werden konnte, wir gingen einfach davon aus, dass sich die vier Wölfe hier versteckt hielten.
    Unsere Sorge galt Archie May. Wir mussten ihn lebend finden. Die Chancen dafür standen meiner Meinung nach gar nicht so schlecht. Wenn die Wölfe ihn hätten töten wollen, dann hätten sie schon mehrmals die Gelegenheit dazu gehabt. Sie hatten es nicht getan, und das ließ darauf schließen, dass sie nach einem bestimmten Plan vorgingen.
    Wir wussten nicht, wie tief wir in den Wald eingedrungen waren. Allmählich wurde es Zeit, dass wir das Kastell entdeckten. Ich glaubte nicht, dass es zu tief in den Wald hineingebaut worden war.
    Tatsächlich hatten wir Glück. Bill tippte mir auf die Schulter und deutete auf eine Lücke zwischen zwei Bäumen. Er hatte gesehen, dass dort etwas glänzte.
    »Okay, ich leuchte hin.«
    Der Strahl meiner Taschenlampe drang durch die Lücke. Diesmal fing sich der Kegel nicht an irgendwelchen Blättern, sondern traf auf Mauerwerk, das schon sehr lange den Witterungsverhältnissen der Natur ausgesetzt worden war.
    »Wir haben es, John!«
    Ein erstes Teilziel war erreicht. Mochte der Wald noch so dicht und einsam sein, man konnte davon ausgehen, dass sich die Wölfe ihr Kastell als Ziel ausgesucht hatten.
    Wir wurden noch vorsichtiger. Es gab genügend Deckungen, aus denen man uns beobachten konnte. Zum Glück verlieh uns der Wald ebenfalls Schutz. Das Mauerwerk war sogar zu riechen. Von ihm aus wehte uns ein feuchter Geruch entgegen, leicht nach Fäulnis und Moder. Wir sogen schnüffelnd die Luft ein, denn wir dachten auch an die Wölfe. Die gaben ebenfalls einen bestimmten Geruch ab.
    Der wehte nicht gegen unsere Nasen. Weiterhin wollten mir die Werwölfe nicht aus dem Kopf. Ich wäre nicht enttäuscht gewesen, wenn ich plötzlich ein lautes Heulen vernommen hätte. Das drang nicht an meine Ohren. Bill und ich erlebten weiterhin die Stille des Waldes.
    Es dauerte nicht lange, da hatten wir das alte Kastell erreicht – oder das, was noch von ihm übrig geblieben war.
    Wir sahen die Mauer und die eingestürzten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher