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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch
Autoren: Jason Dark
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kämpfte ständig mit dem Gleichgewicht und hörte hinter mir ein grollendes Rumpeln, als die schweren Baumstämme, schon stark gelockert, gegeneinanderstießen, als wollten sie ausprobieren, wer der Stärkere unter ihnen war.
    »Auf die Plattform, John!« rief der Inspektor. »Wir müssen auf die kleine Plattform.«
    »Okay, los!«
    Er sprang nicht, er drehte sich und ließ sich dabei nach unten gleiten. Als er aus meinem Sichtbereich verschwand, hatte ich Angst bekommen und suchte auch nach Spinosa, sah ihn leider nicht.
    Ich folgte Suko.
    Urplötzlich bekam ich einen Schlag, der meine Beine auseinanderriß, weil sich die Stämme unter mir lösten. Ich wäre nach hinten gefallen und mitgerissen worden, denn die ersten rollten bereits über den Rand des Waggons hinweg, doch mit einem verzweifelten Sprung schleuderte ich meinen Körper nach vorn, kippte über, rutschte in die Tiefe und spürte Sukos starke Hände. Auf der Plattform hatte er einen relativ guten Halt gefunden, so konnte er mich abstützen.
    Hinter uns brach eine wahre Hölle los, denn der flache Wagen verlor seine gesamte Ladung.
    Wir sahen nicht, wie die einzelnen Stämme kippten. Wir klammerten uns fest, denn der gesamte Waggon geriet in schwere Schwingungen, so daß ich schon Angst bekam, er würde aus der Spur kippen und umfallen. Schattenhaft bekamen wir mit, wie Stämme zur Seite geschleudert wurden. Rechts und links von uns tickten sie zu Boden. Dann war der Spuk vorbei.
    Wir atmeten beide tief durch, preßten uns mit dem Rücken gegen eine Metallwand und atmeten scharf durch. Über mein Gesicht rann ein Schauer. Ich schaute nach vorn, wo sich die Rückseite des zweitletzten Waggons vor uns abhob. Es war ein geschlossener Wagen mit einem etwas abgerundeten Dach und breiten Schiebetüren an den Seiten.
    »Spinosa?« schrie ich gegen den scharfen Fahrtwind, der uns umheulte.
    »Wir müssen ihn packen!«
    Suko nickte. »Aber wo?«
    Ich zeigte auf den Wagen.
    Mein Freund nickte. »Die Leiter, John, und erst über die beiden Puffer. Okay?«
    »Klar.«
    Diesmal ging ich als erster. Ich holte noch einmal tief Luft. Auch die beiden Puffer zitterten und tickten gegeneinander.
    Ich wagte es.
    Mit zwei Schritten hatte ich den Raum zwischen den Wagen hinter mich gebracht, war auch nicht abgerutscht und klammerte mich an der Leiter fest, an deren Sprossen ich hochkletterte und mich erst umdrehte, als ich die Dachhöhe erreicht hatte.
    Suko winkte mir zu und nahm den gleichen Weg.
    Ich schaute bereits über das Dach hinweg und war enttäuscht, weil ich Joacjuim Spinosa nicht entdeckte. Er hatte sich geschickt verkrochen, war bestimmt schon weitergelaufen.
    »Und?«
    Ich drehte mich um. »Wahrscheinlich müssen wirauf den nächsten oder übernächsten Wagen.«
    »Mist!« schimpfte Suko. »Ich hoffe nur, daß er nicht abgesprungen ist, dann sind wir die Gelackmeierten.«
    »Weiter.« Mich hatte so etwas wie Jagdfieber gepackt. Die Beklemmung war verschwunden. Auf Händen und Füßen gelangte ich auf das Dach und bewegte mich auch in dieser Haltung weiter. Die Bohlen, in bestimmten Abständen durch Eisenbänder verstärkt, waren naß und glitschig. Immer wieder mußte ich kleine Pausen einlegen, besonders dann, wenn der Zug zu sehr schwankte.
    Von der eigentlichen Gegend oder Landschaft sah ich so gut wie nichts. Wir rasten durch eine dicke Wand aus grauem Nebel, die kein Ende zu nehmen schien.
    Vom Dach aus gelang es mir, in den drittletzten Wagen zu schauen, er war oben offen. Eine Ladung war zwar auch vorhanden, nur konnte ich nicht ausmachen, um was es sich dabei handelte. Vielleicht Kohlen oder Schotter. Jedenfalls war der Waggon nur zur Hälfte gefüllt, und cier Inhalt verschwamm wie unter grauen Streifen.
    Trotzdem sah ich die Bewegung.
    Auf der Ladung kletterte jemand herum. Das konnte nur Joaquim Spinosa sein.
    »Suko, ich habe ihn!« Nach diesen Worten rannte ich los. Was der Kerl geschafft hatte, mußte auch mir gelingen, und zwar, von einem Wagen in den anderen zu springen. Der Abstand zwischen ihnen war nicht besonders groß.
    Kurz vordem Ende des geschlossenen Waggons richtete ich mich auf, prüfte noch einmal meinen Halt, war zufrieden und stieß mich so kräftig wie möglich ab.
    Für eine kurze, mir aber lang vorkommende Zeit schwebte ich zwischen den beiden Waggons. Ich schaute dabei nach unten und bekam sogar mit, wie sich Spinosa aufrichtete. Er starrte mich an, denn erst in diesem Augenblick hatte er mich gesehen.
    Mit beiden Füßen voran
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