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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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Meister, versuchen Sie’s mal!«, rief der junge Mann. Er erkannte Elder nicht wieder. Den auf der Holzfigur befestigten Rest einer Zielscheibe gab es immer noch, dieses mit ungeheurer Treffsicherheit zerstörte Ziel. Eine junge Frau ... die ganze Kirmes diente der Hexe als Deckung, weil sie Teil der Kirmes war und schon immer dazugehört hatte.
    Wo steckten die beiden nur? Dann hörte er einen schrillen Schrei und entdeckte sie. Dominique fuhr im Autoscooter, Barclay stand an der Seite und sah ihr lächelnd zu. Sie kreischte erneut und versuchte, eine Kollision zu vermeiden, jedoch zu spät. Elder gefiel das Ganze. Er blieb stehen, lehnte sich an das Geländer und schaute ebenfalls zu. Schließlich entdeckte Barclay ihn und gesellte sich zu ihm.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er.
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen, Michael. Nennen wir es eine verdiente Verschnaufpause. Hören Sie, ich muss etwas aus dem Auto holen. Sagen Sie mir einfach, wo es steht, und geben Sie mir die Schlüssel.«
    Barclay kramte die Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor. »Wir haben an der Islingword Road geparkt. Oberhalb der Richmond Terrace und dann rechts.«
    Elder nickte. »Danke«, sagte er und wandte sich um.
    »Sie kommen doch zurück, Sir, oder?«
    Elder nickte wieder. Eigentlich wollte er sagen: Es ist nicht Ihre Schlacht und das Risiko nicht wert. Stattdessen fiel sein Blick auf Dominique. Sie nahm ihm die Entscheidung ab.
    Er fragte sich, was die beiden wohl tun würden. Vielleicht mit dem Zug zurück nach London fahren. Oder die Nacht in Brighton verbringen. Ihm war nur eins klar: Das hier musste er allein durchziehen. Das junge Paar bedeutete zu viel Ballast, zu viel Verantwortung. Außerdem hatte er noch eine offene Rechnung zu begleichen – Silberfisch.
     
    Wolf Bandorff hatte gesagt, die Hexe hasse Männer. In Wahrheit hasste sie nur einen bestimmten Mann. Mit dreizehn hatte sie Rose Pellengro nach ihren Eltern gefragt. Rose hatte ihr einen Teil der Geschichte erzählt, genug, um den Hass zu schüren, aber nicht genug, um die Identität der Beteiligten zu lüften. Die Hexe hatte Rose Pellengro immer wieder bedrängt, doch mehr war nicht aus ihr herauszubekommen. Der Nachruf auf Marion Barker jedoch hatte eine Saite in ihr zum Klingen gebracht, und als sie Rose diesmal mit dem Namen konfrontierte, hatte Rose die Wahrheit gestanden. Der Mann, der ihre Mutter gezwungen hatte, sie auszulöschen, war Jonathan Barker. Plötzlich gab es jemanden, gegen den sie ihren unbestimmten, lange gehegten Hass richten konnte: den Innenminister.
    Die junge Brigid Anastasia war mit einem Iren durchgebrannt. Von Liverpool nach Irland war es eine kurze Überfahrt. Vielleicht war dieser Mann selbst Terrorist gewesen, vielleicht war sie auch erst später in terroristische Kreise geraten. Als weiblicher Teenager wäre sie der IRA zur Erledigung grenzüberschreitender Botengänge nützlich gewesen. Vielleicht hatten sie sie sogar nach Deutschland geschickt, um Verbindung mit Wolfgang Bandorff und seiner Gruppe aufzunehmen. Von Deutschland aus war sie nach Süden weitergezogen, nach Italien, und danach richtungslos herumgeirrt. Sie hatte keine Ziele, keine wirklichen Ideale. Das Einzige, was sie antrieb, war Wut, eine Wut, die sich durch nichts bändigen ließ. Bis jetzt.
    Elder war davon überzeugt, dass sie den Auftrag für das Attentat in London angenommen hatte, bevor sie wusste, wer ihr Vater war. Doch als ihr seine Identität in der Wohnung des Australiers beim Lesen der Zeitung klar geworden war, hatte sie eine Entscheidung getroffen: Anstatt das Attentat zu verüben, würde sie einen grandiosen Doppelbluff vollführen und sowohl ihre Auftraggeber als auch die Sicherheitskräfte an der Nase herumführen. Ihre spektakuläre, mit so viel Blutvergießen einhergehende Ankunft im Land war kein Versehen, sondern Absicht gewesen. Sie wollte sie wissen lassen, dass sie da war. Und während die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Gipfel verschärft worden waren und sämtliche Anstrengungen und alle Einsatzkräfte sich auf die Zusammenkunft der wichtigsten Führer der Welt konzentriert hatten, war das wirkliche Ziel der Hexe unbeachtet und ungeschützt geblieben. Sie hatte das Auftragshonorar wohl in der Absicht genommen, sich nach Erledigung ihrer letzten Aufgabe – der Abrechnung mit ihrem Vater – zurückzuziehen.
    Sie hatten den Alfa Romeo in einer Seitenstraße der Kings Road gefunden. Sie hatte die Wagen getauscht, keine Frage. Der
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