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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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ab. Kapiert?«
    Greenleaf nickte. »Ich habe kapiert«, bestätigte er. Doyle nickte ihm noch einmal zu und ließ den Kopf zurück aufs Kissen sinken.
    Greenleaf fiel etwas ein... er erinnerte sich an die Nachricht, die die Hexe Elder hinterlassen hatte. Was war das Besondere, das die beiden verband? Vielleicht hatte Doyle den richtigen Riecher.
    »Das letzte Mal hatte ich am Morgen nach der Party in dem Boxstudio so eine Birne«, sagte Doyle. »Weißt du noch?«
    »Ja.«
    Doyle lächelte schwach. »War ein Superabend, oder? Mir war schon damals klar, was für ein guter Kumpel du bist, John. Ich wusste es schon an diesem Abend.« Seine Stimme wurde schwächer, seine Zunge schwerer. »Ich hab immer noch den Sprit aus Frankreich. Wenn ich wieder draußen bin, feiern wir eine kleine Party. Guter Kumpel...«
    Greenleaf wartete, bis er eingeschlafen war, dann stand er auf, nahm die Tragetasche vom Nachtschrank. Er berührte Doyle leicht an der Schulter und lächelte hinab auf seinen schlafenden Kollegen.
    »Du bist auch kein so schlechter Kerl«, sagte er so leise, dass es kaum zu hören war.
     
    Barclays Auto war inzwischen aus Calais zurücktransportiert worden, weshalb sie mit seinem Wagen in Richtung Süden unterwegs waren. Barclay fuhr, während Dominique neben ihm saß und ihm aufs Bein klopfte, damit er mehr Gas gab.
    »Entweder Sie drücken auf die Tube, oder wir tauschen die Plätze. Und stellen Sie doch diesen Lärm ab.«
    »Lärm?«, empörte sich Barclay. »Das ist Verdi.«
    Elder saß allein auf dem Rücksitz. Ihm war nicht nach Reden zumute, weshalb er aus dem Fenster starrte und kurz angebunden antwortete, wann immer ihm jemand eine Frage stellte, bis Barclay und Dominique es begriffen hatten und ihn in Ruhe ließen.
    Es war ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen, und er hatte es glasklar gesehen. Barkers kürzlich verstorbene zweite Frau war Spiritistin gewesen. Auf der Kirmes hatte die Handleserin es auffallend vehement abgestritten, die Hexe gesehen zu haben. Dies hatte ihn schon damals irritiert, aber bis jetzt schien es keine wirkliche Verbindung zu geben. Sein Rücken brannte, und er musste ein wenig nach vorn rücken, damit dieser nicht an dem groben Bezugsstoff der Sitzbank scheuerte. Hab Geduld, Susanne, sagte er sich. Hab Geduld. Er wusste, dass dies nicht an seine Tochter, sondern an sich selbst gerichtet war.
    Als sie Brighton erreichten, wusste er ganz genau, wo sie hinmussten. Einige der größeren Karussells waren bereits abgebaut und woandershin transportiert worden. Teds Liste mit den Daten, wann und wo es in der Region sonst noch eine Kirmes gab, befand sich immer noch in seinem Terminkalender.
    Als sie The Level ansteuerten, beugte er sich nach vorn zu Dominique und Barclay. »Passen Sie auf«, sagte er. »Ich hoffe, dass ich mit der Wahrsagerin reden kann. Falls sie überhaupt noch da ist. Ich möchte, dass Sie beide sich auf der Kirmes umsehen... ich meine genau umsehen.«
    »Glauben Sie, die Hexe könnte hier sein?«
    »Durchaus möglich.«
    »Sollten wir nicht lieber Verstärkung anfordern?«
    »Weiß die Hexe, wie Sie aussehen?«
    »Nein.«
    »Wozu brauchen wir dann Verstärkung? Außerdem kriegen wir sowieso Verstärkung. Fahren Sie hier links.«
    Barclay bog nach links ab. Es war früher Abend, und der Kirmesbetrieb lief, wenn auch schleppend. Ein Regenguss am späten Nachmittag hatte die Stimmung der Urlauber gedämpft. Elder wusste, dass der Wohnwagen von Gypsy Rose in der Nähe der Geisterbahn stand. Nur dass die Geisterbahn verschwunden und an ihrer Stelle irgendeine Bude aufgebaut war. Doch den Wohnwagen der Handleserin gab es noch, angehängt an den Kombi. Er sah ihn von der Straße aus. »Lassen Sie mich hier raus«, sagte Elder. Barclay hielt an. »Parken Sie am Ende der Straße, und kommen Sie zu Fuß zurück. Vergessen Sie nicht, Sie sind Urlauber und sehen sich nur ein bisschen um. Benehmen Sie sich nicht wie Schnüffler oder Bullen oder sonst was in der Art. Seien Sie einfach nur... natürlich.« Er schlug die Tür zu und sah dem wegfahrenden Wagen nach, überquerte dann die Wiese und ging auf Gypsy Rose Pellengros Wohnwagen zu.
    »Mr. Elder?«
    Der Mann, der ihm entgegentrat, war stämmig und fast kahl. Er hatte die Hände tief in den Taschen seiner Windjacke vergraben, unter der er ein weißes T-Shirt trug. Er sah aus wie jemand, der mit den Händen arbeitete, vielleicht ein Tischler oder Bauarbeiter, aber er war eine respektable Erscheinung, einer der
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